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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0327

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311

II. Album.

Bil-er-Hefte zur Geschichte des deutschen Buchhandels

und der mit demselben verwandten Künste und Gewerbe. Heraus-
gegeben von Heinrich Lempertz, Buch- und Kunsthändler,
Inhaber der Firma I. M. Heberle. 65 Tafeln mit 280 bild-
lichen Darstellungen in Kupferstich, Lithographie, Farbdruck und
Holzschnitt, mit Text. — Köln. 1853—65. Verlag von I. M.
Heberle (H. Lempertz.)

Der bescheidene Titel „Bilderhefte" läßt wenig ahnen, von welcher Be-
deutung, sowohl seinem Inhalt wie seiner künstlerischen Ausstattung nach, das
oben genannte Prachtwcrk ist; ja es ist sogar schwierig, dem damit unbe-
kannten Leser eine annähernd richtige Vorstellung davon zu geben. Schon
der mit den in Kupfer geprägten Medaillonportraits von Guttenberg, L.
Koster, Didot und Bodonius gezierte Deckel des großen Foliobandes ist ein
Meisterwerk, nicht nur der Prägekunst, sondern auch der Buchbinderei, und
was die typographische Ausführung, namentlich den Druck der zahlreichen
Facsimile-Holzschnitte und -Lithographien betrifft, so kann sie als mustergültig
betrachtet werden. Ueber die allerdings noch mehr in's Gewicht fallende Be-
theiligung der andern graphischen Künste, namentlich des Kupferstichs und des
Farbendrucks, zur Herstellung von facsimilirten Portraits, Handschriften,.
Vignetten, Büchereinbänden seltener Werke u. s. f., wird, da sie den eigent-
lichen Inhalt des Prachtwerkes bildet, weiter unten die Rede sein.

Der ganzen Tendenz nach schließt sich dasselbe, gewissermaaßen als
Ergänzung, an das von T. O. Weigel heransgegebene Prachtwerk „Die
Anfänge der Buchdruckerkunst in Bild und Schrift" an, indem es jedoch sein
Hauptaugenmerk weniger auf die Werke der Buchdruckerkunst, resp. des Buch-
handels, als auf die berühmtesten Vertreter dieser in der ersten Zeit ja
meistens in einer Person vereinigten Gebiete richtet. Zweitens kann es des-
halb nicht soweit in der Zeit znrückgreifen als jenes, welches, wie schon der
Titel besagt, die frühesten Erzeugnisse der Xylo- und Metallographie behan-
delt. Wenn daher auch die „Bilderhefte" zunächst für den Mann von Fach,
d. h. für den Buchhändler, eine besondere Wichtigkeit haben, so bieten sie doch
andererseits für den Forscher auf dem Gebiet des Buchdrucks und der damit
verbundenen graphischen Künste so mannigfach Interessantes, daß wir die-
selben auf dies — seines hohen Preises wegen — nur Wenige» zugängliche
Werk aufmerksam zu machen nicht verfehlen dürfen.

Die ersten Publikationen des nun — nach dem Schlußwort der Vor-
rede — zum vorläufigen Abschluß gebrachten Werkes datiren aus dem Jahre
1853, und ihnen folgten in ununterbrochener Reihenfolge bis 1865 noch
weitere eilf Jahreslieferungen, welche in dem vorliegenden Bande nach Ru-
briken u. s. f. geordnet sind. Es sind fünf Haupt-Abtheilungen, nämlich
A. Handschriftenhändler, B. Buchdrucker und Buchhändler, 6. Die Buch-
binderei und Prägekunst im 14—16. Jahrhundert, v. Initialen und Zier-
leisten, E. Bibliothekzeichen. Die zweite Abtheilung ist natürlich die umfang-
reichste und für Autographensammler jedenfalls interessanteste. Der Ver-
fasser hat sie zunächst nach den Ländern, nämlich a) Deutschland, b) Die
vereinigten Niederlande, o) Italien, ck) Frankreich, England, Amerika, sodann
wieder innerhalb dieser Abtheilungen nach Städten geordnet; ein Arrange-
ment, bei dem natürlich Altes und Modernes fortwährend gemischt ist. So
folgt auf den kölner Buchdrucker und Antiquar M. Heberle (gest. 1840)
unmittelbar Sigismund Feyerabend in Frankfurt, der in der Mitte
bes 16. Jahrhunderts lebte; auf den modernen Senefeld er, den Erfinder
der Lithograghie (gest. 1834), Albrecht Dürer, dann Palm, den Na-
poleon erschießen ließ, und nach ihm wieder Köbel, welcher schon im
*5. Jahrhundert druckte. Es wäre unsers Erachtens richtiger gewesen, eine
chronologische Reihenfolge festzuhalten, schon deshalb, weil sich daraus am
besten die allmälige Entwicklung des Buchhandels sowohl wie der graphischen
Künste hätte erkennen lassen. Ein als Register behandeltes Verzeichniß nach
Städten mit Angabe der Nummernfolge hätte ja den Zweck einer topogra-
phischen Uebersicht, der im Verhältniß zu dem wesentlichen Inhalt des Wer-
kes, nämlich Beiträge „zur Geschichte des deutschen Buchhandels" (wie ja
°uch der Titel lautet) zu liefern, doch nur nebensächlich erscheint, ebensogut erreicht.
2a, selbst die Unterscheidung nach Ländern möchte gegen dies Eintheilungsprincip
Surücktreten. Sollte sich daher der Verfasser, was gewiß in Betracht der

außerordentlichen Wichtigkeit des Werkes wünschenswerth ist, zu einer weiteren
Fortsetzung desselben entschließen — und sicherlich ist noch viel zu thun —,
so möchten wir für eine spätere Gesammtausgabe eine Veränderung des Ein-
theilungsprincips nämlich eine Substituirung des topographischen durch das
chronologische Arrangement dringend anrathen. (Schluß folgt.)

Albrecht Dürers Kleine Passion, getreu in Holz nachge-
schnitten von C. Deis, Kupferstecher und Pylograph in Stutt-
gart, in sechs Lieferungen. Lief. 1 (sechs Blätter). Eichstädt und
Stuttgart. Verlag der Krüllschen Buchhandlung. 1867. (Preis
der Lieferung 16 Sgr.)

Der außerordentlich geringe Preis, wonach das Blatt dieses berühmten
Dürer'schen Werkes auf etwa 3 Sgr. zu stehen kommt, würde das Unter-
nehmen allein schon als ein durchaus populäres empfehlen, wenn nicht die
große Sorgfalt in der facsimiletreuen Nachbildung der Originale demselben
noch einen besonderen Werth verliehe. Dennoch scheint es uns — grade im
Hinblick auf die Bedeutung des Unternehmens — geboten, den trefflichen
Xylographen, welcher dem alten Meister mit so großer Gewissenhaftigkeit
Strich für Strich nachgegangen ist, davor zu warnen, in der technischen Aus-
führung sowie auch im Druck eine gewisse moderne Glätte und Sauberkeit
anzustreben, welche Dürer durchaus fremd ist. Es liegt dies zuni Theil in
der, gegen die Originale gehalten, größeren Schärfe und Feinheit der Striche,
sowie in der Glätte des Papiers, welche den Druck klarer erscheinen läßt,
als dies auf deni groben, von Dürer gebrauchten Papier möglich war. Auch
können wir nicht die Absicht davon erkennen, daß der Grundton in allen
Blättern, ganz abweichend von den Originalen, so tief (braungrau) gehalten
ist. Endlich vernnssen wir auch fast überall den Rand der Originale, ja
nicht selten schmale Streifen von der Bildfläche des Originals selbst; z. B.
am rechten Rande der „Verkündigung", desgleichen auf beiden Seitenränderu
der „Geburt", am oberen Rande des „Abendmahls", desgleichen bei der
„Gefangennehmung", am rechten Rande von „Christus als Gärtner" und
am oberen von „Christus zu Emaus". Es scheint also, als ob die Origi-
nale, welche dem Nachbildner Vorgelegen, nicht mehr völlig intakt gewesen
seien. Eine Vergleichung dieser Reprodnctionen mit den Burchardt'schen
Photolithographien nach der kleinen Passion (in Kommission bei Amsler und
Ruthardt) wird die von uns beanstandeten Punkte, sowohl was Ton und
Textur des Papiers und die technische Behandlung als auch was die Voll-
ständigkeit der Bildflächen betrifft, bestätigen, obschon wir gern zugeben wollen,
daß Burchardt ebenfalls nicht überall die besten Drucke der Originale Vor-
gelegen haben. Sr.

Sonnenuntergang auf der Kamppenwand in Oberbaycrn
(Alpenglühn). Nach dem Originalgemälde K. Millner's auf
Stein gezeichnet von Federle und in Farbendruck ausgeführt. —
Verlag der königl. bahr, privilegirten Kunstanstalt von Piloty und
Löhle in München.

Ruine einer Mühle bei Partenkirchen im bayrischen Hoch-
gebirge. Nach dem Originalgemälde R. Zimmermann's in der
königl. Pinakothek neuerer Meister. Farbendruck, gezeichnet von
N. Federle. — Verlag der königl. bayerischen privilegirten Kunst-
Anstalt von Piloty und Löhle in München.

Aus dem Verlage der außerordentlich produktiven königl. bayr. Privileg.
Kunstanstalt von Piloty und Löhle in München liegen uns eine Reihe neuer
Publikationen vor, von denen wir bereits ans einige (in Nr. 21 Chronik)
vorläufig die Aufmerksamkeit des Lesers gelenkt haben. Die beiden oben ver-
zeichneten Farbendrucke sind schon älteren Datums und wollen wir zunächst
daher über diese berichten. Es sind zwei Pendantlandschaften ziemlich bedeu-
tenden Umfangs und entschiedener Wirkung. Die eine stellt ein Alpenglühen,
die andere eine Winterlandschaft dar, in welcher — bei sonst vortrefflicher
technischer Behandlung — leider die Luft allzusehr in's Grünliche gerathen
ist. Im Uebrigen haben wir zu bemerken, daß die künstlerische Qualität der
Blätter, soweit dies bei Nachbildung von Oelgemälden — statt, was unsrer
Ansicht nach die eigentliche Aufgabe des Farbendrucks wäre: nach Aquarellen —
erreichbar ist, sich über das gewöhnliche Niveau dieser beliebten, aber auch viel-
fach gemißbrauchten Reproductionsweise erhebt. r.
 
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