358
Eule", Karl Geiger in Wien „Deutschland und Frankreich (1870)",
Konrad Hoff in München „Inneres aus dem Schlosse zu Schleiß-
heim (bei München)", Wilhelm Marc in München „Gebirgsjäger".
Schließlich erwähnen wir von den plastischen Werken die interessanten
Gypsgruppen von Bohuslav Schnirch in Wien „Der Amazonen-
kampf" und „St. Georg im Kampfe mit dem Lindwurm"; letzteres
Werk wurde bei der Ausstellung in München durch die Medaille
ausgezeichnet.
-j- Nom. (Die Veränderungen im Quirinal.) Die
im Quirinal gelegenen Wohn- und Staatsgemächer des Papstes
waren unter Siegel gelegt worden, die behufs Jnventarisirung der
darin befindlichen Kunst- und anderer Kostbarkeiten wegen durch
eine damit beauftragte Kommission nunmehr abgenommen sind.
Man hat behauptet, der Quirinal sei zu eng für eine Residenz
des Königs. Der Quirinal ist zweimal so geräumig als der Pa-
lazzo Pitti. Man tritt in die erste Etage durch den hohen und
weiten Saal der Schweizer, dessen Decke reich mit vergoldetem
Schnitzwerk geschmückt, welches den Adler und Drachen der Borg-
hese zeigt, denn der Bau stammt aus der Zeit Paul V. Längs
der Wände stehen Bänke aus einfachem Holze, welche bei feierlichen
Anlassen mit Stoff überkleidet wurden. Sie tragen auf der Lehne
Namen und Wappen Pius IX. in gelben Buchstaben. Ringsum
laufen Konsols ans weißem Marmor, wie man sie in allen päpstlichen
Vorzimmern sieht. Sie tragen Feldbetten für den Gebrauch der
Garden und Diener. Die Salons sind mit rothen Damasten be-
spannt, welche mit schönen Gobelins und Stickereien von Arras
wechseln. Man sieht den „wunderbaren Fischzug" nach Raphael,
der „Vermehrung der Brode", eine sehr schöne Tapete aus AmienS
mit der „Vermählung Ludwig XIV. mit Maria Theresia von Oester-
reich zu St. Jean de Luz" mit überlebensgroßen Figuren und er-
kennt recht wohl Mademoiselle, die große Mademoiselle mit ihrer
Bourbonennase, welche neben der Königin steht. In mehreren Sa-
lons befinden sich religiöse Gemälde von verschiedenen Meistern, ein
„Bildniß des jetzigen Prinzen von Asturien" in bürgerlicher Kleidung
als Kind dargestellt. Es ist das einzige neue Bild, das ich in
zwanzig Gemächern fand. In den Ecken der Plafonds und in den
Hohlkehlen zeigt sich mitten unter alten Malereien das Wappen
Pius IX. nebst denen seiner Vorgänger Gregor XVI., Leo XII.,
Pius VIII. und Pius VII, welche sämmtlich den Quirinal bewohnten.
Im Schnitzwerk der Decke ist auch das Wappen Paul V. zu sehen.
Und nun wird aller Wahrscheinlichkeit nach an die Stelle des Wap-
pens Pins IX. das des Hauses Savoyen treten. Die Einrichtung
der Gemächer konnte kaum einfacher sein. Eine Reihe eingelegter
Holztabourets längs der Wände, ein Schreibtisch mit einem Kruzifix
— das ist der Schmuck des Audienzsaales des Papstes, und dasselbe
wiederholt sicki in mehreren Sälen. Hie und da findet man etwas
modernere Einrichtung, eine Pendule in Boulearbeit, wohl auch bis-
weilen alte japanesische Vasen und Gneridons, Geschenke japanesischer
'Gesandten an Gregor XIII. Auch einen sehr einfachen Billardsaal,
der sich auf einen Balkon öffnet, hat einen Blick in die Gärten. Im
Parterre unmittelbar darunter sieht man in Buchs und kleinen Mar-
morstücken verschiedener Farbe das Wappen Pius IX. ausgeführt.
Im Uebrigen ist der Garten sehr verwahrlost; von Blumen ist fast
nichts mehr zu sehen.
Kunst
! erlin. Die hiesigen Künstler werden auch in diesem Jahr
eine Weihnachts-Transparent-Gemälde-Ausstellung in der
Akademie veranstalten. Bereits ist man im „Künstler-
vcrein" eifrig mit der Ausführung der Bilder beschäftigt.
Leipzig. Das mit Spannung erwartete große
Oelgemälde von Lorenz Clasen, die „Siegreiche Ger-
mania" darstellend, ist nunmehr fertig und ist hier zum Besten der
Jnvalidenstiftung ausgestellt. Auch dieses Bild war, wie schon die
erste Germania des Künstlers, „Auf der Wacht am Rhein", von
Prell-Erkens hier in Auftrag gegeben.
-Moritz Retzsch's höchst geistvolle Umrisse zu Shake-
speare's dramatischen Werken erschienen kürzlich in einer neuen, sehr ge-
schmackvoll ausgestatteten Ausgabe in der Verlagshandlung von Ernst
Fleischer in Leipzig. Diese Kompositionen, welche in der That ein
des großen Britten würdiges Denkmal deutscher Kunst und deutschen
Geistes und einen geistvollen Kommentar zu dessen Werken bilden,
sind in Künstlerkreisen sowohl, als auch von der Kritik längst ge-
würdigt worden und behaupten ihren Platz unter den besten Leistun-
gen in diesem Genre. Der billige Preis für die neue Ausgabe (die-
selbe kostet elegant gebunden nur 6 Thlr. 20 Sgr.) wird dazu bei-
tragen, dem schönen Werke, das sich namentlich zu Weihnachts-Ge-
schenken empfiehlt, eine immer weitere Verbreitung zu verschaffen.
— — In Del Vechio's Kunstausstellung ziehen zunächst
zwei große Lanschaften die Blicke auf sich. Carlo Manlini's
„Klostergarten mit Mönchen" ist weniger wegen seiner Staffage als
wegen der frischen und lebendigen Farben des Gartens zu loben.
R. Holzhab malte eine „Alpenlandschaft", deren Vorzüge in der
zart behandelten Farbe und in dem sehr wirksamen Beleuchtungs-
kontrast liegen. Außerdem sind gute Genrebilder von Klemt, Rögge
und Erdmann ausgestellt. Ersterer zeigt uns „Cartesius auf
Khronik.
dem Schlachtfclde", der zweite eine „Verrätherische Wirthin"; Erd-
mann's „Clavierunterricht" ist eine der feinen Liebesscenen aus der
Rokokozeit, für die dieser Künstler ein ausgesprochenes Talent besitzt.
Dresden. Uebcr den Neubau des Hoftheaters hier
gingen kürzlich ungenaue Nachrichten durch die Blätter. Der Beginn
des Baues ist nicht auf unbestimmte Zeit verschoben, sondern hängt
von der Vollendung eines Kostenanschlags des Semper'schen Plans
ab. Da die vom Landtag für den Neubau bewilligten Mittel zur
Ausführung dieses Entwurfs nicht hinreichen und die königliche Civil-
liste voraussichtlich mit einer bedeutenden Summe Antreten muß, so
soll zuvor die Höhe derselben festgestellt werden. Es ist aber außer
aller Frage, daß der Neubau ans Grund des Semper'schen Plans
stattfindet und Dresden für ein untergegangenes schönes Gebäude
ein noch prächtigeres erhält.
Köln. Dem Professor W. Camphausen ist von der Kom-
mission des Richard-Fonds hier der Auftrag ertheilt, ein der Idee
seines Reilerbildcs Friedrich's des Großen entsprechendes Bild für
das Museum zu malen, welches den König Wilhelm mit dem Grafen
Bismarck und den Generalen Graf Moltke und v. Noon darstellen
soll. Dasselbe ist für den Empfangssaal des Museums im ersten
Stock bestimmt. Camphause» wird zunächst den großen Kurfürsten
als Gegenstück Friedrich's II. für den König malen und dann das
Bild für das kölner Museum beginnen.
— — Am 20ten December veranstaltet die Heberle'schc
Kunstanstalt wiederum eine ihrer interessanten Kunstauctionen, meist
Kupferstiche älterer und neuerer Meister, Radirungen, Handzcichnungen
u. s. f. Wir machen hierauf die einheimischen und auswärtigen
Sammler und Kunstfreunde aufmerksam.
Marburg. Das alte Schloß hier ist unter Leitung des Land-
baumeisters Regenbogen neu hergestellt und dem hessischen Staats-
Eule", Karl Geiger in Wien „Deutschland und Frankreich (1870)",
Konrad Hoff in München „Inneres aus dem Schlosse zu Schleiß-
heim (bei München)", Wilhelm Marc in München „Gebirgsjäger".
Schließlich erwähnen wir von den plastischen Werken die interessanten
Gypsgruppen von Bohuslav Schnirch in Wien „Der Amazonen-
kampf" und „St. Georg im Kampfe mit dem Lindwurm"; letzteres
Werk wurde bei der Ausstellung in München durch die Medaille
ausgezeichnet.
-j- Nom. (Die Veränderungen im Quirinal.) Die
im Quirinal gelegenen Wohn- und Staatsgemächer des Papstes
waren unter Siegel gelegt worden, die behufs Jnventarisirung der
darin befindlichen Kunst- und anderer Kostbarkeiten wegen durch
eine damit beauftragte Kommission nunmehr abgenommen sind.
Man hat behauptet, der Quirinal sei zu eng für eine Residenz
des Königs. Der Quirinal ist zweimal so geräumig als der Pa-
lazzo Pitti. Man tritt in die erste Etage durch den hohen und
weiten Saal der Schweizer, dessen Decke reich mit vergoldetem
Schnitzwerk geschmückt, welches den Adler und Drachen der Borg-
hese zeigt, denn der Bau stammt aus der Zeit Paul V. Längs
der Wände stehen Bänke aus einfachem Holze, welche bei feierlichen
Anlassen mit Stoff überkleidet wurden. Sie tragen auf der Lehne
Namen und Wappen Pius IX. in gelben Buchstaben. Ringsum
laufen Konsols ans weißem Marmor, wie man sie in allen päpstlichen
Vorzimmern sieht. Sie tragen Feldbetten für den Gebrauch der
Garden und Diener. Die Salons sind mit rothen Damasten be-
spannt, welche mit schönen Gobelins und Stickereien von Arras
wechseln. Man sieht den „wunderbaren Fischzug" nach Raphael,
der „Vermehrung der Brode", eine sehr schöne Tapete aus AmienS
mit der „Vermählung Ludwig XIV. mit Maria Theresia von Oester-
reich zu St. Jean de Luz" mit überlebensgroßen Figuren und er-
kennt recht wohl Mademoiselle, die große Mademoiselle mit ihrer
Bourbonennase, welche neben der Königin steht. In mehreren Sa-
lons befinden sich religiöse Gemälde von verschiedenen Meistern, ein
„Bildniß des jetzigen Prinzen von Asturien" in bürgerlicher Kleidung
als Kind dargestellt. Es ist das einzige neue Bild, das ich in
zwanzig Gemächern fand. In den Ecken der Plafonds und in den
Hohlkehlen zeigt sich mitten unter alten Malereien das Wappen
Pius IX. nebst denen seiner Vorgänger Gregor XVI., Leo XII.,
Pius VIII. und Pius VII, welche sämmtlich den Quirinal bewohnten.
Im Schnitzwerk der Decke ist auch das Wappen Paul V. zu sehen.
Und nun wird aller Wahrscheinlichkeit nach an die Stelle des Wap-
pens Pins IX. das des Hauses Savoyen treten. Die Einrichtung
der Gemächer konnte kaum einfacher sein. Eine Reihe eingelegter
Holztabourets längs der Wände, ein Schreibtisch mit einem Kruzifix
— das ist der Schmuck des Audienzsaales des Papstes, und dasselbe
wiederholt sicki in mehreren Sälen. Hie und da findet man etwas
modernere Einrichtung, eine Pendule in Boulearbeit, wohl auch bis-
weilen alte japanesische Vasen und Gneridons, Geschenke japanesischer
'Gesandten an Gregor XIII. Auch einen sehr einfachen Billardsaal,
der sich auf einen Balkon öffnet, hat einen Blick in die Gärten. Im
Parterre unmittelbar darunter sieht man in Buchs und kleinen Mar-
morstücken verschiedener Farbe das Wappen Pius IX. ausgeführt.
Im Uebrigen ist der Garten sehr verwahrlost; von Blumen ist fast
nichts mehr zu sehen.
Kunst
! erlin. Die hiesigen Künstler werden auch in diesem Jahr
eine Weihnachts-Transparent-Gemälde-Ausstellung in der
Akademie veranstalten. Bereits ist man im „Künstler-
vcrein" eifrig mit der Ausführung der Bilder beschäftigt.
Leipzig. Das mit Spannung erwartete große
Oelgemälde von Lorenz Clasen, die „Siegreiche Ger-
mania" darstellend, ist nunmehr fertig und ist hier zum Besten der
Jnvalidenstiftung ausgestellt. Auch dieses Bild war, wie schon die
erste Germania des Künstlers, „Auf der Wacht am Rhein", von
Prell-Erkens hier in Auftrag gegeben.
-Moritz Retzsch's höchst geistvolle Umrisse zu Shake-
speare's dramatischen Werken erschienen kürzlich in einer neuen, sehr ge-
schmackvoll ausgestatteten Ausgabe in der Verlagshandlung von Ernst
Fleischer in Leipzig. Diese Kompositionen, welche in der That ein
des großen Britten würdiges Denkmal deutscher Kunst und deutschen
Geistes und einen geistvollen Kommentar zu dessen Werken bilden,
sind in Künstlerkreisen sowohl, als auch von der Kritik längst ge-
würdigt worden und behaupten ihren Platz unter den besten Leistun-
gen in diesem Genre. Der billige Preis für die neue Ausgabe (die-
selbe kostet elegant gebunden nur 6 Thlr. 20 Sgr.) wird dazu bei-
tragen, dem schönen Werke, das sich namentlich zu Weihnachts-Ge-
schenken empfiehlt, eine immer weitere Verbreitung zu verschaffen.
— — In Del Vechio's Kunstausstellung ziehen zunächst
zwei große Lanschaften die Blicke auf sich. Carlo Manlini's
„Klostergarten mit Mönchen" ist weniger wegen seiner Staffage als
wegen der frischen und lebendigen Farben des Gartens zu loben.
R. Holzhab malte eine „Alpenlandschaft", deren Vorzüge in der
zart behandelten Farbe und in dem sehr wirksamen Beleuchtungs-
kontrast liegen. Außerdem sind gute Genrebilder von Klemt, Rögge
und Erdmann ausgestellt. Ersterer zeigt uns „Cartesius auf
Khronik.
dem Schlachtfclde", der zweite eine „Verrätherische Wirthin"; Erd-
mann's „Clavierunterricht" ist eine der feinen Liebesscenen aus der
Rokokozeit, für die dieser Künstler ein ausgesprochenes Talent besitzt.
Dresden. Uebcr den Neubau des Hoftheaters hier
gingen kürzlich ungenaue Nachrichten durch die Blätter. Der Beginn
des Baues ist nicht auf unbestimmte Zeit verschoben, sondern hängt
von der Vollendung eines Kostenanschlags des Semper'schen Plans
ab. Da die vom Landtag für den Neubau bewilligten Mittel zur
Ausführung dieses Entwurfs nicht hinreichen und die königliche Civil-
liste voraussichtlich mit einer bedeutenden Summe Antreten muß, so
soll zuvor die Höhe derselben festgestellt werden. Es ist aber außer
aller Frage, daß der Neubau ans Grund des Semper'schen Plans
stattfindet und Dresden für ein untergegangenes schönes Gebäude
ein noch prächtigeres erhält.
Köln. Dem Professor W. Camphausen ist von der Kom-
mission des Richard-Fonds hier der Auftrag ertheilt, ein der Idee
seines Reilerbildcs Friedrich's des Großen entsprechendes Bild für
das Museum zu malen, welches den König Wilhelm mit dem Grafen
Bismarck und den Generalen Graf Moltke und v. Noon darstellen
soll. Dasselbe ist für den Empfangssaal des Museums im ersten
Stock bestimmt. Camphause» wird zunächst den großen Kurfürsten
als Gegenstück Friedrich's II. für den König malen und dann das
Bild für das kölner Museum beginnen.
— — Am 20ten December veranstaltet die Heberle'schc
Kunstanstalt wiederum eine ihrer interessanten Kunstauctionen, meist
Kupferstiche älterer und neuerer Meister, Radirungen, Handzcichnungen
u. s. f. Wir machen hierauf die einheimischen und auswärtigen
Sammler und Kunstfreunde aufmerksam.
Marburg. Das alte Schloß hier ist unter Leitung des Land-
baumeisters Regenbogen neu hergestellt und dem hessischen Staats-