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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Beutinger, Emil: Die moderne Kunst-Bewegung in Finnland
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0031

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20

E. Beutinger—Darmstadt:

EL1EL SAARINEN—HELSINGFORS.

Schwester-Ländern auf erster Stufe; prozentual
zeigt es am meisten studierende Männer und
Frauen wie auch eine gemeinsame Be-
tätigung beider Geschlechter auf dem Ge-
biete der Kunst, des Kunstgewerbes und
der Industrie; es ist kein Kampf der Ge-
schlechter gegeneinander, sondern ein gemein-
sames Sich-Emporringen und Fördern. —
In früheren Jahren, als noch der Maler
Edelfelt, der Bildhauer Valgren das all-
gemeine Interesse zuerst auf dieses Volk
gelenkt, da hielt man ihre persönliche Kunst
für Eintags-Fliegen, da beide ihre nationale
Eigenart nur zu bald in der Schwüle der
französischen Hauptstadt untergehen sahen,
um Künstler zu sein, aber — keine Finn-
länder. — Heute, wo jüngere Kräfte mit dem

ganzen Wagemut jugend-
lichen Feuers die Führung
an sich gerissen, weiss man,
dass diese Kunst entwicke-
lungsfähig und dauernd
sein wird, umsomehr, als
diese Kunst einen günstigen
Nährboden im Lande findet
für ein freies Wachsen und
Können, dadurch, dass jeder
mitarbeiten kann an der
Entwickelung des Volks-
Stils, den das Volk dankbar
annimmt. Bis vor zehn Jah-
ren war, abgesehen von der
bereits Jahrhunderte alten
Bauern-Kunst, alles nur ein
Kopieren der verschie-
densten Stilarten gewesen;
es war nichts eigenes: selbst
die für die Witterungs-
Verhältnisse ungünstigsten
Materialien, wie Gips-Putz
und flache Dächer wurden
verwendet, wie bei uns
wurde alles planlos kopiert,
sogar Fresken und Scraffito

— in einem Lande mit fünf
Monaten strengem Winter.

— Lars Sonck hat den Alp-
Druck der überlieferten
Architektur in seiner be-
kannten scharfen Polemik

gegen Prof. Nyström gebrochen: ein Streit,
in dem er ungestüm und mit schlagenden
Argumenten den systematischen Drill in der
Architektur-Abteilung des Polytechnikums
bekämpfte, so schlagend, dass der veraltete
Professor mit seiner »Renaissance in Granit«
dem jungen bis dahin unterdrückten Künstler
das Feld räumen musste. Noch kräftiger
ging die Jugend der Überlieferung zu Leibe,
als zwei Jahre später in einem öffentlichen
Wettbewerb seine jungen Schüler Gescllius,
Saarinen und Lindgren ihrem Professor mit
Erfolg den ersten Platz streitig machten —
>mit modernen Formen«. Damit und durch
den eleganten Pariser Pavillon derselben
Architekten war für die moderne Kunst-
Bewegung in Finnland das Feld erobert, und sie

Treppen-Auf gang.
 
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