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Mayr, Karl: Zwei Sanatorien in Badenweiler
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0064
Zwei Sanatorien in Badenweiler.
53
v°n schnellverbrauchter Wirkung, kein Spie-
ka mit feisten Frucht-Gewinden, welche
Niemanden überzeugen, aber auch kein trüber,
schmutziger Ton und keine übersensitive,
dekadente, blässlich - schwächliche Farben-
Gebung. Spärliche Ornamente, aber da, wo
sie an wichtigen Stellen auftreten, kräftig
und breit, entschieden und energisch. Ein-
fachheit und Ruhe der Farbe, verständig
"ach ihrem psychischen Werte abgewogen,
sowie ein wohltuend männlicher Geschmack
beherrschen das Ganze und tragen das ihrige
dazu bei, den Geist von der Qual verzärteln-
der Selbst-Beobachtung und weichlichem Sen-
sualismus fernzuhalten, Angst durch Pflicht-
Gefühl zu ersetzen und die aktiven Lebens-
Instinkte zu stärken. Gleichermaßen vor-
trefflich für die dekorative wie psychische
Wirkung hat es sich bewährt, dass die Auf-
trag-Geber auch die Auswahl und die Rah-
mung des Bilder-Schmuckes der organisie-
renden künstlerischen Trieb-Kraft des Ganzen,
W. von Beckerath, überlassen haben. Mit
sehr geringen Mitteln ward hier Erstaunliches
geschaffen. Über welchen Reichtum treff-
licher Stein-Drucke, vorzüglicher Nachbil-
dungen älterer Meister verfügt doch unsere
Zeit! Und greift nur eine geschmackvolle
Hand hinein, so kommt eine künstlerische
Belebung und eine Unterhaltung mit aus-
erlesenen Geistern zu stände, die täglich aufs
neue angeknüpft werden kann. Es kam
darauf an, oft mit einem einzigen kleinen
Bild eine ganze Wand befriedigend zu
schmücken; die dekorativen Werte mussten
also ganz besonders stark sein und durften
gleichzeitig einer intimen Betrachtung nicht
Widerstand entgegensetzen. Das Experiment
ist über alle Erwartung gelungen. In Rah-
men, welche stets im Zusammenhang mit
den übrigen Raum-Farben gewählt sind, ver-
einigen sich nun alte und neue Meister zu
anregender und liebenswürdiger Wirkung.
Da sieht man Holz - Schnitte und Hand-
KARL BERTSCH—MÜNCHEN.
Salon in Villa Hedwig. Diätetische Kur-Anstalt'tnBadentveiler.
1»04. L ^.
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v°n schnellverbrauchter Wirkung, kein Spie-
ka mit feisten Frucht-Gewinden, welche
Niemanden überzeugen, aber auch kein trüber,
schmutziger Ton und keine übersensitive,
dekadente, blässlich - schwächliche Farben-
Gebung. Spärliche Ornamente, aber da, wo
sie an wichtigen Stellen auftreten, kräftig
und breit, entschieden und energisch. Ein-
fachheit und Ruhe der Farbe, verständig
"ach ihrem psychischen Werte abgewogen,
sowie ein wohltuend männlicher Geschmack
beherrschen das Ganze und tragen das ihrige
dazu bei, den Geist von der Qual verzärteln-
der Selbst-Beobachtung und weichlichem Sen-
sualismus fernzuhalten, Angst durch Pflicht-
Gefühl zu ersetzen und die aktiven Lebens-
Instinkte zu stärken. Gleichermaßen vor-
trefflich für die dekorative wie psychische
Wirkung hat es sich bewährt, dass die Auf-
trag-Geber auch die Auswahl und die Rah-
mung des Bilder-Schmuckes der organisie-
renden künstlerischen Trieb-Kraft des Ganzen,
W. von Beckerath, überlassen haben. Mit
sehr geringen Mitteln ward hier Erstaunliches
geschaffen. Über welchen Reichtum treff-
licher Stein-Drucke, vorzüglicher Nachbil-
dungen älterer Meister verfügt doch unsere
Zeit! Und greift nur eine geschmackvolle
Hand hinein, so kommt eine künstlerische
Belebung und eine Unterhaltung mit aus-
erlesenen Geistern zu stände, die täglich aufs
neue angeknüpft werden kann. Es kam
darauf an, oft mit einem einzigen kleinen
Bild eine ganze Wand befriedigend zu
schmücken; die dekorativen Werte mussten
also ganz besonders stark sein und durften
gleichzeitig einer intimen Betrachtung nicht
Widerstand entgegensetzen. Das Experiment
ist über alle Erwartung gelungen. In Rah-
men, welche stets im Zusammenhang mit
den übrigen Raum-Farben gewählt sind, ver-
einigen sich nun alte und neue Meister zu
anregender und liebenswürdiger Wirkung.
Da sieht man Holz - Schnitte und Hand-
KARL BERTSCH—MÜNCHEN.
Salon in Villa Hedwig. Diätetische Kur-Anstalt'tnBadentveiler.
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