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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Vollmar, H.: René Lalique - Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0182

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H. Vollmar—Berlin:

rene lalique—paris. Hals-Schmuck.

(hohenzollern-kunstgewerbe-haus—berlin.)

Kollegen von der Palette ihr Lebenlang ver-
geblich ringen, findet sein Gegen-Gewicht in
der Prägnanz der Zeichnung; bei jedem
Schmuck-Stück den goldnen Schnitt im Auge
behaltend, weiss er die Umrisse charakteristisch
zu betonen. Dass er, was die Auswahl des
Materials betrifft, bahnbrechend gewirkt hat,
muss immer von neuem gerühmt werden.
Das Elfenbein bevorzugt er als Plastiker,
aber er schneidet und schnitzt auch das Horn
in einer Weise, welche das Wort: es ist in
seiner Hand wie weiches Wachs, rechtfertigt.
Ihm war es vergönnt zu konstatieren, dass
bei einem Schmuck-Stück in erster Linie der
Wert der künstlerischen Arbeit, nicht der
des angewendeten Materials den Preis be-
stimmt. Die Natur regt ihn dauernd an, ihre
Stimmungen, ihr Auf und Nieder hat er in

tausend Bildern gesehen und in ebenso viel
Stimmen gehört; jedoch niemals kopiert er
streng, er kombiniert die Eindrücke, er ver-
tieft sie zu einem Ausfluss seines Selbst.
Darum sind auch seine Schöpfungen keine
Rebusse zum Raten, dazu erniedrigt er seine
Kunst nicht In seinen Werken ist die seltne
Symbolik, welche das Wort »Kunst ist Syn-
these der Natur« bestätigt. —

Jene sechzehnreihige Perlen-Schnur, die
er zum Halsband fügt, könnte sie ein
poetischeres Zentrum haben als die zwischen
Schilf-Halmen in lichter Luft hinschiessenden
Schwalben! Des reizvollen Anhängers Mitte
ist ein in Elfenbein geschnittenes Flach-
Relief zweier jugendlicher Frauen - Köpfe;
grüngrau getönt fügt es sich harmonisch in
das Gewinde des beerentragenden Epheus
ein; die Blätter erglänzen in tiefgrünem
Email, die Stengel zeigen den leichten blau-
grünen Schimmer, den ihnen der Herbst
gibt, nach unten hin schliesst ein blauer

rene lalique—paris. Flacoil.
(königl. kunstgewerbe-museum—berlin.)
 
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