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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Schiebelhuth, Hans: Kleine Fabel
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0029

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Kleine Fabel.

RENE BEEH t

» selbstbildnis c

nicht sagen, daß der der Glücklichste ist, der
ohne die Mühen und Umwege der persönlichen
Pilgerschaft tagtäglich angesichts der ewigen
Stadt weilt. Er tauscht dafür eine andere
Pflicht ein, nämlich die, sich immer für die reine
Anschauung wach und bereit zu halten. Er
ist genau daran wie der Philosoph in unserer
Geschichte, der im Geiste erleuchtet unmittel-
bar des Geistes der Natur und der Menschen
teilhaftig wird, und lächelnd eingesteht, daß
das Erlebnis das wichtige ist, und nicht der
Weg des Erlebers. Und man kann natürlich
auch nicht sagen, daß der unbedingt am meisten

gewinnt, der am einfachsten und anspruchslose-
sten liebt. Schließlich ist der Wanderbursch
in unserer Geschichte, der so in aller Unschuld
der Natur als Natur gegenübersteht, ein Ideal-
bild; so schlichte Menschen kommen eben
nur in der Fabel noch vor. Denn wenn es
wirklich Einen gäbe, der nicht vom Baum der
Erkenntnis gegessen hat, dann wäre der glück-
lich und wüßte nicht warum. Er müßte warten,
bis ihn Umstände darüber belehrten, und dann
wäre es leider mit der Unschuld vorbei." Ich
dankte meinem Freunde höflichst für diese Lehre,
und beschloß, ihren Kern zu beherzigen, h. sch.
 
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