Georg Schrimfif.
GEORG SCHRIMPF. mit Genehmigung von hans goltz-münchen. » MITTAGS-RAST €
Rhein hinab bis Rotterdam, dann die Küste
entlang durch Belgien bis Dünkirchen. Hier
wurde ich aus Frankreich ausgewiesen. Meinen
Lebensunterhalt verdiente ich mir bald als Kell-
ner, bald als Bäcker, bald als Kohlenschaufler.
Bis zu meinem zwanzigsten Lebensjahr durch-
zog ich besonders den Norden Deutschlands
und kam so fast in alle größeren Städte, wo
ich alle möglichen Arbeiten annahm. Am läng-
sten hielt ich es an einem Marktflecken im All-
gäu aus und zwar ein Jahr lang. Wenn ich
bisher auf meinen Wanderungen jede Gesell-
schaft gemieden hatte, so schloß ich mich nun
hier noch mehr von aller Welt ab. Ich war der
Sonderling in diesem Dorfe. Immer nur mit
mir selbst und meinen Erlebnissen, die nichts
als Not waren, beschäftigt, kam ich ganz allein
zur Erkenntnis, daß das Verhältnis von Mensch
zu Mensch unnatürlich und falsch sei. Ich sah
nur einen Ausweg: Die revolutionäre Umgestal-
tung der bestehenden Gesellschafts-Ordnung.
1909 kam ich nach München, von da oft nach
Italien und in die Schweiz. 1913 zog ich mich
für längere Zeit in eine Kolonie am Lago Mag-
giore zurück. Alles brachte mich nun zu der
Einsicht, daß der Mensch als Ich der Mittel-
punkt und der Kern alles Geschehens ist:
ändre ich mich zuerst selbst von Grund aus und
kehre in mich zurück, dann ist auch die Welt-
umänderung und die Erlösung da. Aber dazu
gehört der Glaube; der ist alles. Seit dieser
Zeit bin ich glücklich und zufrieden, trotz vieler
Not, die noch folgte. In jener Kolonie, in der
es sich wie im Paradies lebte, fing ich wieder
GEORG SCHRIMPF. mit Genehmigung von hans goltz-münchen. » MITTAGS-RAST €
Rhein hinab bis Rotterdam, dann die Küste
entlang durch Belgien bis Dünkirchen. Hier
wurde ich aus Frankreich ausgewiesen. Meinen
Lebensunterhalt verdiente ich mir bald als Kell-
ner, bald als Bäcker, bald als Kohlenschaufler.
Bis zu meinem zwanzigsten Lebensjahr durch-
zog ich besonders den Norden Deutschlands
und kam so fast in alle größeren Städte, wo
ich alle möglichen Arbeiten annahm. Am läng-
sten hielt ich es an einem Marktflecken im All-
gäu aus und zwar ein Jahr lang. Wenn ich
bisher auf meinen Wanderungen jede Gesell-
schaft gemieden hatte, so schloß ich mich nun
hier noch mehr von aller Welt ab. Ich war der
Sonderling in diesem Dorfe. Immer nur mit
mir selbst und meinen Erlebnissen, die nichts
als Not waren, beschäftigt, kam ich ganz allein
zur Erkenntnis, daß das Verhältnis von Mensch
zu Mensch unnatürlich und falsch sei. Ich sah
nur einen Ausweg: Die revolutionäre Umgestal-
tung der bestehenden Gesellschafts-Ordnung.
1909 kam ich nach München, von da oft nach
Italien und in die Schweiz. 1913 zog ich mich
für längere Zeit in eine Kolonie am Lago Mag-
giore zurück. Alles brachte mich nun zu der
Einsicht, daß der Mensch als Ich der Mittel-
punkt und der Kern alles Geschehens ist:
ändre ich mich zuerst selbst von Grund aus und
kehre in mich zurück, dann ist auch die Welt-
umänderung und die Erlösung da. Aber dazu
gehört der Glaube; der ist alles. Seit dieser
Zeit bin ich glücklich und zufrieden, trotz vieler
Not, die noch folgte. In jener Kolonie, in der
es sich wie im Paradies lebte, fing ich wieder