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Weiss, Gerd [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 22,2): Landkreis Lüneburg — Braunschweig, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.44750#0058
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BLECKEDE (vgl. S. 126/27)

Im Jahre 1209 wurde die Stadt Bleckede
durch Herzog Wilhelm von Lüneburg unter
Einbeziehung älterer bestehender Siedlun-
gen und möglicherweise einer befestigten
Anlage auf einer bis unmittelbar an die Elbe
reichenden Geestzunge gegründet.
Die Stadt entwickelte sich zwischen der
1270 erneuerten Burg im Norden und der
von Lüneburg zur Elbfähre führenden Fern-
verkehrsstraße (heute Lüneburger
Straße/Elbstraße) beiderseits der Verbin-
dungsstraße zur Burg (heute Breite Straße),
die schon bald östlich der 1272 bezeugten
Kirche um die Zollstraße erweitert wird. 1308
erwirbt Herzog Otto der Strenge von Lüne-
burg Stadt und Land Bleckede. Als Folge
erhält der Rat der Stadt 1310 das Privileg des
Lüneburger Stadtrechts gegen die Auflage,
die Stadt zu befestigen.
Um die Stadt wird ein Graben gezogen, der
bis 1929 auch die Stadtgrenze bildet. Drei
Tore sicherten die Zufahrtsstraßen. Der Ver-
lauf der Grabenanlage ist folgendermaßen

anzunehmen: Das Große oder Lüneburger
Tor in Höhe der Grundstücke Breite Straße
11/13, ein Teilstück der Gartenstraße, Hirten-
weg (Rückseite der westlichen Parzellen der
Breite Straße), das Kleine Tor vermutlich in
der Höhe von Friedrich-Kücken-Straße 18,
der Scheunenweg zur Friedrich-Kücken-
Straße, das dritte Tor an der Schloßstraße
und an der Ostseite der Zollstraße parallel
zum Deich bis zur Breite Straße.
Zwischen Stadt und Burg wurden entlang
der heutigen Schloßstraße adelige Burgle-
hen vergeben, die bis zur Gegenwart mit
zwei Ausnahmen in ihren Grundstücken
erhalten sind.
Um das 1354 nachgewiesene Hospital St.
Jürgen südlich der Stadt entwickelte sich im
Bereich der Ernst-August-Straße/Georg-
straße die Siedlung Vorbleckede.
Weitere ursprünglich eigenständige Sied-
lungen entstanden einmal südöstlich mit
„von Estorff’s Acker”, die auf eine Landver-
gabe derer von Estorff an 20 „Häuslinge"
zurückgeht, und mit Alt-Wendischthun.

Bleckede, Breite Straße 3, um 1820


Bleckede, Breite Straße 12, um 1800



Bleckede, Breite Straße 20, 1. Hälfte 19. Jh.


Bleckede, Breite Straße 15,1668


Bleckede, Breite Straße 51,
zwischenzeitlich Rathaus, 1680


Im Norden erfolgte eine Besiedelung der
Elbmarsch im Bereich von „Kleinburg”,
nachdem unter Fritz v. d. Berge (1580-1623)
durch die Verlegung des Elblaufes und die
neue Bedeichung und Entwässerung der
Marsch die Voraussetzungen für eine Be-
wirtschaftung geschaffen waren.
Gleichzeitig wurde während seiner Amtszeit
der Hauptflügel der heutigen Schloßanlage
errichtet (1600).
Die ohnehin geringe wirtschaftliche Bedeu-
tung Bleckedes sank noch nach den Kriegs-
zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und
den Großbränden zwischen 1666-1678.
Spätestens seit dem 18. Jh. wurden die
Stadttore aufgegeben, der Befestigungs-
graben teilweise zugeschüttet. Die Stadt
wuchs entlang der Ausfallstraßen Lauenbur-
ger Straße und Südteil der Breite Straße/
Fritz v.-d.-Berge-Straße mit den bestehen-
den Siedlungen zusammen. Erst 1929
erfolgte die Eingemeindung der Vororte in
die bis dahin in den Grenzen des 14. Jh. be-
stehende Stadt.
Die 1932 erfolgte Auflösung des Kreises
Bleckede, der dem Landkreis Lüneburg zu-
geschlagen wurde, und die nach 1945 durch
die Grenze zur DDR bedingte Randlage der
Stadt führten abermals zur wirtschaftlichen
Stagnation.
Wohl bedingt durch Flüchtlingsansiedlun-
gen wurde nach 1945 das freie Gelände süd-
lich der Lüneburger Straße und westlich der
1919 auf Normalspur umgestellten Bahnlinie
überwiegend mit Einfamilienhäusern besie-
delt.
DAS STADTGEBIET IN DEN GRENZEN BIS
1929
Die den alten Stadtbereich Bleckedes kenn-
zeichnende Siedlungsverdichtung ist auf
den Verlauf der Breite Straße/Friedrich-Kük-
ken-Straße und den östlichen Abzweig der
Zollstraße konzentriert.
Breite Straße
Die Breite Straße ist beidseitig überwiegend
giebelständig bebaut. Die schmalen, tiefen
Grundstücke auf der Westseite sind mit
ihren Nebengebäuden rückwärtig zusätzlich
durch einen Scheunenweg (Hirtenweg) er-
schlossen. Östlich der Straße reichen die
Grundstücke bis an den Deich bzw. an die
Zollstraße. Auch die spätere Bebauung süd-
lich des wohl im 18. Jh. abgebrochenen
Stadttores (Einmündung Gartenstraße) hat
sich in der Grundstücksparzellierung der da-
mals vorhandenen Struktur angeschlossen.
Der nördlichen platzartigen Erweiterung
kommt Marktplatzfunktion zu. Ein Teil des
Platzes wurde erst 1735 für den Bau der
Apotheke abgeteilt (Schloßstraße 1). Im
Osten öffnet sich die Straße zum Kirchplatz
hin, der seit dem 13. Jh. bebaut ist. Der ba-
rocke Turm der schräggestellten Kirche do-
miniert in der Straßenansicht.
Bei einigen Bauten hat sich die ursprünglich
sehr viel häufigere auf den Fassadenaufriß
bezogene Baumanpflanzung erhalten (vgl.
Breite Straße 8, 12, 20, 38).

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