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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Editor]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0371

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Die Brücke von Alcantara und der Aquaeduct bei Mmes.

seines Aufenthaltes in Gallien das Land mit vier grossen Landstrassen bereicherte, die dasselbe in seiner
ganzen Ausdehnung durchschnitten. Er vernachlässigte ferner auch die Anlage von Wasserleitungen nicht,
die ihn in Rom den Titel eines Curator perpetüus aquarum eintrugen. INimes war ausserdem eine von
Augustus angelegte Colonie und hatte somit ein Anrecht, von Agrippa begünstigt zu werden; es liegt
daher nahe, dem Schwiegersohn des Augustus den Bau des Pont du Gard zuzuschreiben. Wir glauben
indess nach den Gründen, die wir in unserem Aufsatze über die Maison Carree entwickelt haben, diese
Ehre eher dem Hadrian vindiciren zu müssen, und haben die Autorität Mezeray's und des grössten Theils der
Geschichts- und Alterthumsforscher für diese unsere Annahme.

Der Pont du Gard hat drei Stockwerke; das unterste derselben wird durch sechs Bogen, das zweite
durch elf, und das dritte durch fünf und dreissig Bogen gebildet; das erste ist 452| rheinl. Fuss (142 M. 28),
das zweite 770| Fuss (242 M. 33), und das dritte 77 lj Fuss (261 M. 50) lang. Die Bogen haben in den
beiden unteren Reihen im Ganzen 41| Fuss (12 M. 994) Breite, doch ist der siebente Bogen des zweiten
Stockwerks, von der linken Seite stromabwärts gezählt, und der Bogen darunter etwas breiter. Die Bogen
des dritten Stockwerks haben nur 14§ Fuss (4 M. 55) Breite bei 12a Fuss (3 M. 90) Höhe. An den
höchsten Stellen ist das Bauwerk 188 Fuss (59 M. 12) hoch.

Die Halbkreisbogen setzen auf einen Kämpfer auf, der zum Profil den Karnies hat; dieser Kämpfer
ist etwa 18 Zoll (0 M. 48) hoch und ladet eben so weit aus. Der Bau ist aus grossen Bruchsteinquadern
ausgeführt, die weder mit Mörtel noch Cement verbunden sind, und von einem nahen Steinbruch an dem
Ufer des Gardon, 300 Schritt unterhalb des Aquaeducts herzukommen scheinen. Die gewölbten Bogen
des unteren Stockwerks bestehen aus vier Reihen von Wölbsteinen über einander, die des zweiten Stock-
werks aber nur aus drei Reihen. Jeder Bogen zeigt vorspringende Wölbsteine in gleichen Abständen
von dem Kämpfer, die ihm ein seltsames Aussehen geben. Eben so hat auch sämmtliches Mauerwerk
vortretende Steine gleich einer Verzahnung, deren Zweck schwer zu erklären ist, wenn sie nicht
etwa dem Ganzen blos ein markigeres Ansehen geben sollen.

Auf einem kleinen Pfade an der Lehne des Berges kömmt man bequem zum Gipfel des Aquaeducts,
und gelangt auf einer, in neuerer Zeit angelegten und von einem Viertelbogen getragenen Treppe in den
Wasserkanal desselben, der in seiner ganzen Länge begangen werden kann. Dieser Canal befindet sich
über der dritten Bogenreihe, und hat innerhalb nur 4 Fuss \\ Zoll (1 M. 30) Breite und 5 Fuss 1 Zoll
(1 M. 62) Höhe; er wird von 1 Fuss (0 M. 33) dicken und 3 Fuss 2 Zoll (l M.) breiten Steintafein
bedeckt, die an jeder Seite des Kanals etwas über einen Fuss vorspringen.

Der Kanal hat im Innern einen Cementüberzug von einem guten Viertel Zoll (0 M. 081) Dicke, der
einen sehr dünnen Anstrich von rothem Bolus") erhalten hat. Die Sohle des Kanals besteht aus einer
Lage kleiner Steine, die mit Mörtel und Grand vermengt sind; diese ausgezeichnete Mörtellage hat gute
% Zoll (0 M. 217) Dicke, und ist noch so unversehrt als wäre sie eben erst gemacht worden. An den
Wänden des Kanals findet sich bis dahin, wo das Wasser stand, ein gelblicher kristallinischer Kalknieder-
schlag, der an Stellen mehr als einen Zoll (0 M. 27) dick ist und aus mehreren unter einander wenig
zusammenhängenden Lagen besteht, die leicht von einander mit einer Messerspitze zu trennen sind. Man
darf daraus schliessen, dass das den Kanal durchmessende Wasser nicht immer die gleiche incrustirende
Eigenschaft hatte.

Ich habe noch hier das Bild eines Phallus zu erwähnen, das sich in Basrelief an dem Bauwerke
befindet, und das einige Archaeologen für das Bild eines Hasen genommen haben. Dieses Symbol, das
sich auch auf einem Steine des Amphitheaters zu Nimes wieder findet, ist hier an einem der Wölbsteine
des dritten Bogens des zweiten Stockwerks angebracht. Seine Darstellung ist ganz identisch mit vielen
dieser Art, die in dem geheimen Cabinet des Museums in Neapel*') aufbewahrt werden. Ich glaube,
dass man darin nichts anders als das müssige Spiel der Laune eines Arbeiters zu sehen hat. ***)

*) Eine Art Thonerde, die ihre mehr oder minder gelbe oder rothe Farbe von dem Eisenoxyd oder Fisenhydroxid hat, das
sie enthält.
**) Musee royal de Naples, cabinet secret, par M. Famin pl. XXIV, XXV, XXVII und XXVIII. — Hereulanum et Pompei,
musee secret, par L. Barre, pl. XLIX und LH.
* * *) Dies war es keinesvveges. Das Bild des Priapus wurde bei den Alten als Hüter wie als Unheilabvvender, als sogenanntes
Apotropaion gebraucht, und seine Erscheinung am Pont du Gard ist ohne Zweifel eben so zu fassen. Es wurde dort als
ein die glückliche Vollendung des Baues und seine Erhaltung verkündendes Zeichen angebracht. Vergl. C. Böttichers
Tektonik der Hellenen. Theil II, Seite 93. I- I-
 
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