Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI Artikel:
Schneider, Camillo: Über japanische Gartenkunst, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
die gartenkunst.

21

heutigen Ästhetik und Kunst erfordern. Schon Hirsch- Unsere westeuropäische, noch so junge Landschafts-

teld hat ja in seiner Art Ähnliches gesagt und wenn gestaltung ist bei weitem noch nicht so reich an künst-

man seine Gedankenirrgärten durchwandert, so kann Ierischen Feinheiten und dürfte es auch niemals in

man, falls man sich heil herausfindet, einen ganzen ähnlicher Art werden. In der Hauptsache weht auch

Strauß hochmoderner Gedanken mitbringen, woraus heute noch ein stark architektonischer Zug durch unsere

sich dann vielleicht Prioritätsstreitigkeiten ergeben Landschaftsgestaltung. Wir arbeiten im Parke noch

würden. Allein, es ist wohl nachweisbar, daß zu Be- fast ausschließlich oder mindestens viel zu sehr nach

ginn einer neuen Evolutionsperiode die Hauptgedanken, den gleichen architektonischen Prinzipien wie im

die im Laufe der späteren Entwickclung erst nach und Garten (also in der streng architektonisch gegliederten

nach klar hervortreten und verwirklicht werden, bereits Anlage in meinem Sinne). Aber wie ich wiederholt in

gedacht und wenigstens ahnend ausgesprochen wurden, meinen Schriften auseinandergesetzt habe, sind Garten

Wir stehen nicht am Beginn, sondern mitten in einer und Park wesensverschieden. Diesen wichtigen Unter-

solchen Periode, folglich läßt sich das, was im Augen- schied wollen aber die Vertreter der architektonischen

blick ganz neu und originell erscheint, bei schärferem Zu- Gestaltung (vor allem Architekten, Kunstgewerbler etc. )

'jg^^^^^^^^^M^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^MS»^-1 meist eben so wc-

als schon früher j nig begreifen, wie

HPfl HHuH£*' mJk c'ic Landschafts-

vveisen. Wodurch £J|H ^HfljjQS gärtner geneigt

übrigensderWert sind, die Bedeu-

derTatsache,den Wm tun8 dieser Tat-
neuen Gedanken W^^^^Km^^^^^^^iC:"^^^Jf^^jflHj^^NPT! V • ^iSf >achesich k!ar\< >r

der Periode klar HsP^ jA^BEJSSHBH Augen zu halten,

betoi H Hfe- Die Prinzipien der

nicht leidet. Es H #r^gKS|QBH jfjr' Landschaftsgc-
ist bloß verlok- '^jK^*^LdMP^B^B^BB§ staltung habe ich

kend, in das Ent- I '^JNSFQl^äEBBZJB^&zS^^^^^B? m meinem letz-

stein 9 :■ WB^W^M^mr VJ*-i<l'?^tL.,gP^--'^;:,Aiäjyi ten Buche (1906)

zudringen und wSt^' ^^^Jj^^^t^S^ß^^SS^'z'em"cn eingeh-

deshalb verzeihe Uffifcx'^f^^WSjf'^T^S^^ - ^R*" end beleuchtet

man mir die an- B^Hi^lB^S^Pl9li^KflHK^^MB^<2ä^^Bl und Lange hat

scheinend weite ^Kr/SHf/YW^aP^M B kurz darauf in sei-

Abschweifung. ner Gartcngestal-

Der Japaner ^fc\M $ tun8 der Neuzeit

also, um zum fc& H in recht anschau-

lichcr Weise vie-

zurückzukehren, H les ganz ähnlich

studiert das Ant- Wr ™ entwickelt, nach-

litz der Natur und 7. Aus dem Felsengarten im Park der Lady Lilford. dem er gleich mir

prägt sich die schon früher in

Linien desselben fest ein. Darin stimmt die japanische kurzen Artikeln sehr wesentliches gesagt hatte, worauf
Gartengestaltung mit der jetzigen deutschen Landschafts- ich bereits in meinem ersten Buche (1904) hinwies. In
gestaltung überein. Sehr wesentlich unterscheiden der 2. Auflage (1909) hat Lange nun seine biologische
sich beide aber in der Art der künstlerischen Gartengestaltung noch tiefer begründet und in zumeist
Verwertung der Naturvorbilder. Der Japaner ganz vorzüglicher Weise die Verwertung der Pflanzen-
geht darin höchst eigenartig zu Werke. Er scheint gesellschaftcn in der Natur für unsere Anlagen ge-
gewisse Szenen fast getreu zu kopieren, legt ihnen schildert. Darin liegt für mich der Schwerpunkt seines
aber bei der Verwendung in der Anlage bestimmte Buches. Es zeigt, wie ich schon in meiner ersten
„Gefühlswerte" oder ästhetische Werte unter, die sich Schrift betonte, dass Lange in erster Linie wissen-
im Volke im Laufe einer langen Entwickelung heraus- schaftlich denkt und empfindet und daß er die meiner
gebildet haben. Lr charakterisiert bestimmte mensch- Ansicht nach irrige Auffassung vertritt, als könne die
liehe Empfindungen und Eigenschaften durch bestimmte Wissenschaft bestimmte Richtlinien für die Kunst aus-
Naturmotive, oder auch Pflanzen, selbst Pflanzenteile, arbeiten. So subjektiv und auch künstlerisch Lange
So verwebt er das, was wir Naturwahrheit nennen, oft empfindet, eine so eigenartige Logik befolgt er, wenn
mit rein menschlichen Wesenszügen und gibt seiner er seine eben nicht nur aus objektiver Naturunter-
Anlagc ein reiches inneres Leben, das wir Fremde suchung gewonnenen Anschauungen wissenschaftlich
nur schwer nachempfinden können. Der Japaner be- begründen will. Lange weiß sehr wohl, daß Pflanzen-
trachtet auch seine Schöpfung dann mit ganz anderen biologe und Gartenkühstier nicht identische Begriffe
Augen und Gefühlen, wie es Mayr schein schildert. sind, er operiert aber damit zuweilen, als ob sie es
 
Annotationen