Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI Artikel:
Encke, Fritz; Hoemann, Reinhold: Der Bremer Friedhofswettbewerb
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0061

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XII, 4

DIE GARTENKUNST.

53

„Gottesacker", ein rechteckig
aufgeteiltes, eingefriedigtes Stück
Ackerland vorder Stadt. Je größer
dieser „Friedhof" wurde, desto
nüchterner und langweiliger war sein
Anblick. Darüber können auch die
dort anzutreffenden, reizvollen Sze-
nen nicht hinwegtäuschen, deren
Schönheit fast immer auf der maleri-
schen Wirkung alten Baumwuchses
oder üppiger Vegetation beruht,
welche mehr zufällig als gewollt
entstanden, die nüchterne Auftei-
lung des Friedhofes an vielen Stel-
len liebevoll verwischt hat.

Diese Nüchternheit auf dem
Friedhof zu beseitigen, schuf man
den „landschaftlichen" Friedhof, in-
dem man die Formen des konven-
tionellen Parkes aus der Mitte des
vorigen Jahrhunderts zur Anwen-
dung brachte. Man verlor dabei die
Übersichtlichkeit und Zweckmäßig-
keit sowie die sparsame Raumaus- Wettbewerb Friedhof Bremen-Osterholz:
nutzung der alten Anlage. Man er- Ansicht einer Kapelle zu dem Entwurf Krage-Winkelhausen (I. Preis),
reichte für die Auffassung der Zeit

schöne Parkbilder und unbedingt schöne Umrahmungen neuen Friedhof, der weder Park noch Gottesacker (in
wertvoller Einzelgräber, zuweilen auch eine gute Trennung dem oben gebrauchten Sinne) ist. Er zeigt weder
großer Gräberfelder durch eingeschobene Pflanzungen, eine nüchterne Schachbretteinteilung noch Anlehnung
Im allgemeinen vernachlässigte man aber, teils mit, teils an den ganz anderen Zwecken dienenden Park, sondern
ohne Absicht, die Gräber der Unbemittelten. Nachdem er wächst aus den Bedürfnissen heraus und wird so
man dies als einen Fehler erkannte, welcher durch die eine durchaus eigenartige, ihre Bestimmung deutlich
Minderwertigkeit der modernen Grabdenkmäler noch ge- erkennen lassende, charaktervolle Gestaltung,
steigert wurde, suchte man diesem Übelstande dadurch Dabei können verschiedene Gesichtspunkte die

abzuhelfen, daß man die Reihengräberfelder durch dek- Form beeinflussen. Die Stufenleiter der Gestaltungs-
kende Pflanzung gänzlich dem Auge entzog. möglichkeiten reicht vom Waldfriedhof, bei dem die

Die Bestrebungen der letzten Jahre zeitigten einen Grabstätte in den fast unberührten Wald eingebaut

Wettbewerb Friedhof Bremen-Osterholz:
Lageplan des Entwurfs von Architekt II. Krage und Gartenarchitekt K. Winkelhausen, Hamburg (I.Preis). Mafjstab ca i: 7500.
 
Annotationen