Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI Artikel:
Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [3]: Florentiner Villen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XII, 4

DIE GARTENKUNST.

Iii

voller Weise aufs schönste ausgeschmückt wurde (Rasen- Doppeltrcppenaufgang, gerade gegenüber dem Osttor

wegc, Rasenstufen, Rabatten usw.). Das Kasino, das des Hauses.

Muster eines florentinischen Landhauses, ist von kubi- Die Aufnahmen dieser Villa sind wie alle andern

scher Gestalt mit schönen, kraftvollen Verhältnissen, (mit Ausnahme derjenigen auf Seite 42) Mitte und Ende

einfachen Formen, mit großen weißen Mauerflächen Dezember gemacht worden. Sie mögen den Lesern einen

durchbrochen von den schönen einfachen großen Fen- Begriff von dem geben, was man hier in der kältesten

stern und Toren, mit kräftig abschließendem Dach- Jahreszeit ohne große Mühe erreichen kann. Wie mag

vorsprang; es wird auf der Ostseite von Bogen flankiert ein solcher Garten erst im jungen Grün und der Blumen-

und hat in der Mitte den nie fehlenden Säulenhof. pracht des Frühlings aussehen! Damals blühten inmitten

Es liegt in diesen Häusern etwas so selbstverständlich des dunkeln Laubes rote und rahmfarbene Rosen, auch

Ruhevolles und Starkes und es mangelt ihnen alles noch Marechal Niel, Chrysanthemum, Iberis, Iris anglica,

Anmaßende, Oberflächliche. Auch sind sie nach allen Rosmarin (über mannshohe Büsche), im Rasen Tausende

Seiten schön, nicht wie Niedergangsarchitektur auf eine von Gänseblümchen (Bellis) u. a. m.
einzige oder zwei Hauptwirkungen berechnet. Und Einige Worte über die Vegetation dieser Gärten

wie prächtig sie sich dem Garten einfügen, ohne alle im allgemeinen mögen die Ausführungen beschließen.

Nachhilfe mit Berankung u. a., läßt sich aus den Ab- Sie steht in angenehmem Gegensatz zu der der neueren

bildungen wohlerkennen. — In der Hauptachse vor Gärten hier und bei uns durch ihre Einfachheit. Bunte Ge-
der Südfront hölze, dieAus-

des Hauses . , lands Sorti-

liegtderWas- 1 * Ca*mc ™4 dd^J^Arf ^"/^»~» mente Koni-

ser-undBlu- * - WÄu-r. ^TT^I^^T \* ferensamm-

S-J^g^ZÄX sind

oten), "trotz ^.^j£^^ ^^^^ '*

der reichen .^"^^^^ Wie man bei

undzierlichen ^^^^^f M <? ___- einem schö-

Komposition /TTJ L......._I_1 '__1 nen Bau nicht

von 4 großen A" "V^"' r ._—_*___ tausenderlei

aufeinenmitt- ^ j C" —'^Wm^^ WP^l wL^-H lilp^T GeSteine in

leren Spring- f g % TO 4 EBB |_j j^g^ | \\( \J die Fassade

brunnen be- V\ j] t ^^Mp—\W^!^^^\^\W) fügt und auch

zogencnWas- M \\ \W/wMWi/MA\ [j^gg p=^=yu jjf-^ die Schönheit

serbecken, \ \ _._£_. ==j^—ZZ±J der Innenräu-

Roscn- und ^ ^ -' ^Z,J*H m\™^f

Blumen- d YT^ und Ziel in der
beeten mit Lageplan der Villa La Gamberaia (Principessa Ghyka) zu Settignano bei Florenz. Verwendung
Buchscinfas- Nach H- J- Friggs. Maßstab ca. 1:1500. verschiedener
sung, Olean- Materialien
derbüschen, Buchskugeln, Vasen, Steintischon usw. nicht und Farben gebunden ist, so ist es auch bei den Gärten,
kleinlich. Seinen Abschluß erhält er durch das Halbrund Für große Hecken und Laubmassen, wie für freie
eines Laubenganges auf Rasenstufen mit einem Wasser- waldartige Dickichte hat man die immergrünen Stein-
becken in der Mitte, dazu Kugelbuchs und Blumenbeete, eichen (Quercus ilex), die auch alleinstehend oder in
Rechts und links von Nord nach Süd laufen zwei breite Hainpflanzüngen und Alleen sehr schön sind durch
Wege, ebenfalls große Achsen darstellend (Abb. S. 63 ihren gedrungenen Astbau, die regelmäßige Krone mit
unten). Der westliche wird durch eine Taxushecke nach der dichten Fülle glänzend dunkelgrünen, schönformigen
außen begrenzt, beginnt bei einem Tore und endet auf Laubes. Außerdem, aber seltener hat man Taxus-
der Westseite der Villa als einfache Rasenterrasse mit hecken. Als Unterholz in den großen Hecken und
massiver Brüstung auf hoher Stützmauer. Der östliche freien Dickichten sind wertvoll: Lorbeer, Rhamnus
wird nach außen durch die Terrassenmauer des oberen alaternus, Viburnum Lentago (dieser den ganzen Winter
Teiles (Dickicht und Orangengarten) begrenzt, beginnt hindurch reichlich weiße Blütendolden neben den blauen
südlich vor einer Balustrade mit schöner Aussicht und Früchten tragend), Buchs und Evonymus. Lorbeer
durchläuft die Länge des ganzen Grundstücks, am kommt auch allein in Hecken vor, wird bis zu 18 m
Haus entlang, dann auf einem breiten Brückenbogen hoch. Für niedere Hecken hat man den Buchs. Über
über die trennende Straße bis er mit einer Brunnen- Schönheit und Verwendung der Zypressen zu reden
nische unter Zypressen endet (Abb. Seite 62). ist überflüssig. Sie erreichen eine gewaltige Größe.

Zum eben genannten, hochgelegenen Orangengarten In Wäldern hat man eine lockere Form (macrocarpa),

(rechts oben auf der Abbildung S. 62) gelangt man durch die in der Gesamterscheinung Eigenschaften unserer

einen vestibulartigen Gartenteil mit einem reizenden Fichte hat. (Mbaumhaine, Pinienwälder (junge) geben
 
Annotationen