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Die Gartenkunst — 12.1910

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Hanisch, Fritz: Schlesische Parkanlagen
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Heicke, C.: Parkerhaltungsfragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0120

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112

DIE GARTENKUNST.

XII, 7

Sammlung und Stimmung; streng durchgeführte Achsen
bringen Ruhe in die wechselvollen Bilder. Brunnen,
Nischen, Mäuerchen, Stufenanlagen, Pergolas, Vasen und
Statuetten bilden neben dem reichen Pflanzenschmuck
die Ausstattung; für die Kunst des Architekten und Bild-
hauers ist hier ein reiches Feld der Betätigung ge-
schaffen. Das Schloß, ein einfach gehaltener Landhaus-
bau , hat durch Anlage einer erhöhten Terrasse mit
Mauer bezw. Pergola gewonnen (Abb. Seite 107); ge-

Aus den Anlagen des Schlosses Haibau i. Schi.: Mauerdurchblick.

rade Wege- und Wasserlinien in der Nähe der Bauten
bringen Ruhe in die durch alten Baumbestand gegebene
Szenerie. Der spätere Ausbau des Parkes sieht durch-
greifende Achsen mit Baumreihen in großzügiger Auf-
fassung vor. Nicht unerwähnt soll ein japanischer Brunnen
an der Schloßvorfahrt bleiben, welcher eine Lotosblume,
in Kupfer getrieben, darstellt, aus deren Kelch dünne
Wassersträhne in ein 6 eckiges mit Blütenpflanzen um-
stelltes Wasserbecken sich ergießen.

Der berühmte Park zu Muskau, jene ingenieuse
Schöpfung des Fürsten Hermann von Pücklcr, ist welt-
bekannt und als schönste und größte Leistung auf
dem Gebiete der schönen Gartenkunst durch ein fast
vollendetes Jahrhundert unerreicht geblieben.

Das Königliche Pomologische Institut zu
Proskau fordert zur Zeit erhöhtes Interesse, da dessen
beabsichtigte Verlegung endgültig aufgegeben ist, und
zur Erweiterung für Kulturen brauchbare Terrains und
zum Ausbau verschiedener Gebäude rund 126000 Mk.
bereit gestellt worden sind.

Der Besuch der drei größten Städte Schlesiens:
Breslau, Görlitz und Liegnitz bietet manches
Sehenswerte auf den verschiedensten Gebieten der Be-
tätigung in der schönen Gartenkunst. Ist Breslau
als Großstadt fortgesetzt bemüht, einmal in den ver-
schiedenen Stadtteilen Spiel- und Sportflächen zu
schaffen, deren Flächenausmaß zurzeit den erstaunlichen
Umfang von ca. 90 ha bereits erlangt hat, und zum andern
den fehlenden Wald durch gärtnerische Aufforstung
ausgedehnter Gelände zu ersetzen, so ist Görlitz mit
seinem reichen Waldbesitz von rund 30000 ha Forst
in der glücklichen Lage seinen Bürgern weite Flächen
als „Volkswald" einräumen zu können; seine Aufgabe
besteht in dem Ausbau gärtnerischer Anlagen im
Weichbilde der stetig wachsenden Stadt. Liegnitz
gilt als schlesische Gartenstadt, welches Prädikat sich
diese Beamten- und Rentnerstadt erworben hat durch
im Verhältnis zur Einwohnerzahl übergroßen Besitz
gärtnerischer Grünanlagen. Die in diesem Sommer
dort stattfindende Deutsche Rosen-, Dahlien- und
Gartenbau-Ausstellung — eine Veranstaltung größeren
Umfangs — ist geeignet, den Ruf als Gartenstadt in
weitere Kreise zu tragen.

Parkerhaltungsfragen.

Schon seit längerer Zeit, ganz besonders aber seit
Gründung eines Waldschutzvereines, eines An-
siedlungsvereines Groß- Berlin und des aus
diesem hervorgegangenen Berliner Zentralaus-
schusses für die Wald- und Ansiedlungs-
frage wird für die Schonung der Wälder um Berlin
herum eine lebhafte Propaganda-Tätigkeit entfaltet und
auch bei dem Wettbewerbe Groß-Berlin hat ja die
Frage der zielbewußten Walderhaltung eine große Rolle
gespielt. Weite Kreise sind auf die Angelegenheit
aufmerksam geworden und auch bei den Landtags-
verhandlungen ist es darüber schon mehrfach zu leb-
haften Auseinandersetzungen zwischen Abgeordneten
und Regierungsvertretern gekommen.

Neuerdings hat K. von Mangold in einem tem-
peramentvollen Aufsatz im Kunstwart unter der Über-
schrift „Der Berliner Waldskandal" auf die Bedeutung
der Frage und auf die Dringlichkeit ihrer Lösung hin-
gewiesen, und im Auftrage des obengenannten Zentral-
ausschusses ist von H. Koetschke eine Schrift „Die
Berliner Waldverwüstung und verwandte Fragen"*) ver-

*) Erschienen im Kommissionsverlage von R. Federn in
Grunewald. Mk. 1.30.
 
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