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Die Gartenkunst — 12.1910

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [6]: Die Villen von Frascati
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0154

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HG

DIE GARTENKUNST.

XII, 9

Wir wollen nicht Talmi im
Garten. Grobgearbeitete For-
men können schön sein. Es
können aber auch fein gear-
beitete Formen sehr roh oder
verroht sein und damit ab-
stoßend. Steigt man der Kas-
kade entlang nach oben, so be-
merkt man wie die Architek-
turen und Skulpturen immer
gröber werden und den Über-
gang zum freien Wald ver-
mitteln. Dort zeigt sich auch
im Figurenschmuck d. h. der
Tracht der Figuren schon die
Naturschwärmerei oder viel-
mehr die Schwärmerei für das
Ländliche. — Auch hier wäre
noch vieles zu erwähnen an
Finzelheiten, von den Zier-
gärten, Baumpflanzungen,
Brunnen usw. Es würde aber
zu weit führen.

Von den übrigen Villen
ist die Villa Pallavicini
Villa Aldobrandini: Die Terrasse hinter dem Casino und das Ende der Kaskade. sehr verändert. Sie hat eine

prächtige Lage und wunder-
trägt, erst zur Geltung, wenn man von der Terrasse bare Aussicht. Das Partere ist modernisiert, mit großen
zu ihr herunterschaut. Sic ist überhaupt auf den Blick Koniferen und anderen Gehölzen sein Raum zerstört,
von oben, vom ersten Brunnen der Kaskade aus be- Von der Vil 1 a S ora ist nur noch die aus einem Hecken-
ginnend, berechnet; sie paßt gerade in den von den weg ausgewachsene, 12 — 15 rn hohe Lorbeerallee er-
Baumwänden gebildeten Rah-
men. Von der Terrasse selbst
wiederum, der man auf dem
Bilde (vergl. Abb. Seite 146
oben) unverhohlene Bewunde-
rung schenkt, muß berichtet
werden, daß sie in Wirklich-
keit durch ihre Flüchtigkeit
und Formenroheit tief ent-
täuscht; und doch muß man
auch bei ihr den großen Zug
und die Sicherheit in den Ver-
hältnissen bewundern. Dem
Einwand, daß es bei Garten-
architekturen und Skulpturen
nicht so sehr auf die Güte an-
komme, kann man nur erwi-
dern, daß jedes Kunstwerk das
geben muß, was es verspricht.
Reichtum trägt das Gebot der
Gediegenheit in sich, wenn er
nicht zum Abscheu werden
soll. Reichen dazu die Mittel
nicht, so beschränkte man sich
auf das Einfache und Einfach-
ste. Aber jedes so schön in

seinem Charakter als möglich. Villa Lancellotti: Außenansicht.
 
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