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Die Gartenkunst — 12.1910

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XII, 9

DIE GARTENKUNST.

161

Herrn, welche sich künftighin an Wettbewerben beteiligen Gärten" zu sehen. Meine Überraschung war unbeschreiblich,
wollen, im eigenen Interesse zu empfehlen, sich vorher darüber wie ich auf der Suche nach diesen Gärten aus dem Plan der
zu vergewissern, daß der Fachpresse in der Berichterstattung Ausstellung ersah, daß ich, ohne hiervon etwas zu ahnen,
keine Schwierigkeiten bereitet werden. Auch sollte man es schon mitten in diesen sogenannten Gärten stand. Nachdem
als eine selbstverständliche Pflicht der fachmännischen Preis- ich die Augen weit aufgemacht hatte, sah ich wirklich eine
richter, soweit sie Mitglieder der D. G. f. G. sind, ansehen, daß Garten-,, Anlage". Der Plan hierfür ist wie im Führer der
sie die Übernahme des Preisrichteramtes nicht nur von der Ausstellung zu lesen ist, von Herrn Prof. Emanuel von Seidl
Einhaltung der Bestimmungen der D. G. f. G. über öffentliche in München erdacht. Die Technische Leitung lag in den Händen
Wettbewerbe, sondern auch von der Erfüllung der Bedingung des Herrn Gartenarchitekten Brahe in Mannheim. Alle Aus-
abhängig machen, daß die ausschreibende Stelle den Vertretern steller wurden in richtiger Rangordnung im Katalog aufgeführt,
der Fachpresse die Erledigung ihrer Aufgabe in entgegen- die Aussteller von Möbeln, Beleuchtungs- und andern Indu-
kommender Weise erleichtert, anstatt, wie es hier der Fall strie- Gegenständen Am Schlüsse der Liste sind einige
gewesen ist, aus unbekannten Samenhändler und Pfianzen-

Ursachen eine sachgemäße und -----j3BBIflMjag»*l - ___ \ n »Züchter genannt. Namen von

rechtzeitige Berichterstattung WBtt?^~~ \ -^T^H Gartenkünstlern habe ich nicht

unmöglich zu machen.^ H.^ ^ \ ^ '^^^^^^1 ^"^t"' ^^rU(*'

welche ich zwischen dem BsHßL _ Jb^. .aJafl Schlesische und böhmische

Münchner Restaurant und dem W"SflMiWglffraM JmHSI Reiselage. Die diesjährige Ta-

Hauptgebäude bemerkte, gar BÄ^p^p^.'• £ •>• .•. ^flb'^BH gung der D. G. f. G. fand ihren

zu kümmerlich aussahen und in 5§3KrS' ■ % offiziellen Abschluß in Muskau,

schreiendem Gegensatze zu der BSR>' - wo die Mitglieder als Gäste des

Vollendung übrigen Aus- BB^p{iKBJHBHMj fflq Grafen Arnim Gelegenheit fan-

stellungsteileDeutschland slan- Bsera - H den, den in seiner Vorbildlich-

den. Ich glaubte damals, daß EnsSbMKhsP IMHRJ keit für landschaftliche Garten-

im Laufe des Sommers noch BBjjBngji sf gestaltung auch heute noch un-

etwas geschehen würde " . , übertroffenen Park unter Füh-

daß die Finna Brahe-Mann- HjHÄSMB|^B^BBpB«i^^^^^^^^^^^^^»Äfö des Besitzers

heim, die sich als offiziellen Ver- HfiBHHHJgKHBnHBj technischen Mitarbeiter nach

treter der deutschen ( '.arten- |Kj£wBjpBjHj allen Richtungen zu durchstrei-

kunst bekannte, und deren Mit- ISPJBH I fen. Es war ein schöner Tag,

arbeiter ihre embryonalen An- den wir dort verlebt haben, und

deutungen einer Gartenanlage HflHPr ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^b er war besonders deshalb

wenigstens noch etwas ver- ~* teressant, weil wir den Grafen

stärken würden. Wie ich nun "*S§M:- Arnim als einen Mann kennen

von berufener Seite höre, ist . lernten, der sich der Pflicht,

die sogenannte deutsche Gar- welche ihm der Besitz dieser

tenanlage in Brüssel heute . Perle deutscher Gartenkunst

noch genau so jämmerlich als '-■-1 auferlegt, durchaus bewußt ist.

im Juni. Das ist eine Tat- Umrahmung eines Tennisplatzes mit Hainbuchenhecken. Sowohl während der Rund-
sache, die ich in der Garten- Aus dem Südpark in Breslau. gänge durch den weiten Park,
kunst brandmarken muß, um bei denen er unausgesetzt be-
so mehr, als noch niemand müht war, uns zu zeigen, welche
hier das Wort ergriffen hat, um klar und deutlich zu fragen: Maßnahmen er zur Erhaltung und Fortentwickelung der Park-
Wie kommt es, daß sich die deutsche Gartenkunst in Brüssel bilder ergriffen oder in Aussicht genommen habe, wie auch
so ganz und gar minderwertig vorstellt? Ja ich frage noch aus seiner Ansprache während des Mahles, zu dem er uns
mehr: wie kommt es, daß Herr Brahe, dessen Leistung doch gastlich eingeladen, kam es lebhaft zum Ausdruck. Es war
jeder Kritik spottet, sich offiziell als Vertreter der Gartenkunst daher auch vollkommen gerechtfertigt und entsprach den Emp-
Deutschlands ankündigen darf? Konnte die sonst so ausge- findungen der Besucher, daß Gartendirektor Encke im An-
zeichnet geleitete deutsche Abteilung nicht auch einen wirk- Schluß an die Worte des Grafen nicht nur dem Dank für die
liehen Garten sich angliedern, anstatt die Umgebung ihrer Einladung und liebenswürdige Aufnahme, sondern auch der
schönen Gebäude mit solchen Machwerken zu verschandeln Anerkennung dafür Worte lieh, daß Graf Arnim seine Be-
und damit die deutsche Gartenkunst dem gerechten Spotte sitzung im Sinne des Schöpfers der Anlagen, des Fürsten
jedes Verständigen preiszugeben? Pückler, weiter zu bilden sucht, sie im weitesten Umfang der

Wien, im August 1910. Camillo Karl Schneider. Öffentlichkeit zugänglich erhält und auch ihre Erhaltung für die

Zukunft durch Gründung eines Fideikommisses sichergestellt hat.
, Bis zur Kaffeerast am englischen Hause, das leider seine

malerische Strohbedachung im Laufe der Jahre mit einer feuer-

Ende Juni besuchte ich die Brüsseler Weltausstellung. sichern vertauscht und dadurch viel von seinem stimmungsvollen
Ich hoffte, dort vorbildliche, charakteristische „Deutsche Reize verloren hat, blieb die Gesellschaft — wohl gegen 100
 
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