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Die Gartenkunst — 12.1910

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Zahn, Fritz: Wettbewerb für den Gemeinde-Park in Berlin-Lankwitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0194

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186

DIE GARTENKUNST.

XII, 11

trotz der unzulässigen Einziehung von Straßen, die in
dem Bebauungsplan vorgesehen sind, und geschichtlich
nicht zu rechtfertigender Einfügung einer Ruine."

Uber die einzelnen Entwürfe mögen des weiteren
die kurzgefaßten Auszüge aus den Erläuterungsberichten
Aufschluß geben.

I. Kennwort: „Für Herz und Lunge". Verfasser: C. Rimann,
kgl. Obergärtner, Proskau O.-S.

„Für Herz und Lunge", d. h. für geistige und körperliche
Erholung und Erfrischung der Bevölkerung von Lankwitz hat
der Verfasser seinen Entwurf ausgestaltet, hat sich die Wünsche
und Bedürfnisse der Stadtbewohner zu eigen gemacht, hat der
neuzeitlichen Bewegung und Bestrebung Rechnung getragen,
eine Anlage zu schaffen, die nicht nur Herz und Auge erfreut,
sondern auch in weitgehendstem Maße Raum gibt, Lunge und
Gesundheit zu pflegen und zu kräftigen beim Spiel auf grünem
Rasengrund. Die Jugend im zartesten Alter, das heran-
wachsende Geschlecht findet Gelegenheit, sich dem Spiel, dem
Sport zu jeder Tageszeit hinzugeben, und das Alter findet der
Promenaden und Spazierwege genug, um sich an der Natur
zu erfreuen, und Ruheplätze, um in Muße dem Treiben der
Jugend zuzusehen, sein Herz daran zu erfreuen oder aber der
Murik am Konzerthaus zu lauschen.

Dem Programm entsprechend sind alle darin enthaltenen
Forderungen tunlichst berücksichtigt, jedoch wird der Er-
läuterungsbericht einige Vorschläge für Änderungen bringen,
die beim Entwurf bemerkbar wurden, allerdings in demselben
nicht zum Ausdruck kommen. Es wäre in dieser Hinsicht
empfehlenswert, die Stadthalle vollständig frei zu legen und
sie nicht mit anderen Bauten zu umgeben, d. h. mit anderen
Worten, der Verfasser empfiehlt, den an der Mariendorfer-
straße liegenden Baublock nur für die Stadthalle zu reservieren
und das übrige Gelände nicht zu Bauzwecken, sondern zur
Anlage gärtnerischen Schmucks und eines erweiterten Konzert-
platzes zu benützen. Dadurch erhielte die Halle eine größere
Bedeutung und stünde in engerem und alleinigem Zusammen-
hange mit der Gesamtanlage."

Des weiteren wäre aus ästhetischen Gründen und um
dem Großkomplex der Anlage mehr Verbindung zu geben, die
die Stücke N und T trennende Bauparzelle für gärtnerische
Anlagen frei zu geben. Die Isolierung des Platzes T wäre
dann nicht so markant und eine direkte Verbindung mit dem
übrigen Parkgelände geschaffen.

Nur aus Programmrücksichten hat der Verfasser beide
eben gemachten Vorschläge in seinem Entwurf nicht ver-
wirklicht, jedoch wäre eine Änderung unbeschadet der übrigen
Anordnung ohne weiteres möglich.

Zum Dritten ist die Anlage einer Rodelbahn auf dem
ebenen Gelände mit gering bemessenen Längenverhältnissen
ziemlich mangelhaft, denn nur nach Parzelle M wären ge-
nügende Ausdehnungsverhältnisse vorhanden. Dazu benötigt
man jedoch auch eine gute Steigung des Terrains, die hier
nur mit bedeutendem Kostenaufwand geschaffen werden kann,
ohne in bezug auf Fall und Längenausdehnung immer noch
keine ideale Rodelbahn genannt werden zu können. Wie der
Verfasser die Rodelbahn projektiert hat, wird im weiteren
näher erörtert.

Der Verfasser war bemüht, dem landschaftlichen Parkteil
ein natürliches Gepräge zu geben, hat deshalb vornehmlich
heimische Waldbäume und -Sträucher und ihnen anpassende
andere Gehölze vorgeschlagen und die sog. Ziersträucher und
-bäume fast ausschließlich auf den in Straßenzügen liegenden
Partien, Streifen und Plätzen zu ihrem Rechte kommen lassen.

Die Hauptteile der Gesamtanlage sind, wie der Plan
zeigt, landschaftlich gehalten und stehen durch ihre Wegezüge
in enger Beziehung zueinander. Auch bei den Bauten ist ein
einfacher Stil gewählt, der sich der Umgebung harmonisch
einpaßt, nur der Platz auf Parzelle Q ist reicher und
monumentaler ausgestattet.

Parzelle M:

Der Stadthalle liegt die größte Tiefe des Terrains gegen-
über. Der leicht terrassierte Konzertplatz ist mit Tilia tomentosa
bepflanzt. Ein weißes Holzgitter auf Steinsockel umrahmt den
Garten und läßt fünf Eingänge frei; längs des Gitters zieht ein
Boskett, das nur den Blick in die Anlage freiläßt.

Die Ausbuchtung der Straße 20 a begleitet eine Stein-
brüstung, die zwei Eingänge nach dem Park frei läßt. Sie
bildet die Grenze gegen den vorgelagerten Teich. Rechts
(von der Stadthalle aus gesehen) liegt am Teich ein Bootshaus
mit Rampe (im Winter Eislaufhaus). Links auf dem Land-
vorsprung steht ein einfacher Aussichtstempel. Zum Gipfel
des 8V2 m hohen Berges führt ein terrassenartiger Aufgang
(s. Schaubild).

Die projektierte Rodelbahn erstreckt sich vom Hügel
ca. 265 m nach Platz 17 und hat an ihrer engsten Stelle eine
Breite von 12 m. Die Rodelbahn ist in die Anlage so ein-
gefügt, daß sie zur Sommerszeit als solche nicht kenntlich ist,
sondern als Rasenfläche sich mit der übrigen Anlage verbindet.
Parzelle N.

An der Marienfelderstraße ist als Eingang zum Park ein
Schmuckplatz mit Wasserbecken angelegt. Den größten Teil
dieser Parzelle nimmt eine Spielwiese für Fußball etc. ein.
Parzelle O.

Lage und Form schienen zur Anlage eines Tennisspiel-
platzes geeignet. Das den Platz umgebende Drahtgeflecht wird
durch 2 m hohe Hecken verdeckt. Eine breite Rasenpromenade
zwischen den Tennisplätzen bietet Raum für die Zuschauer.
Parzelle P.

Eine weite Spielwiese für Kinder bildet hier das Mittel-
stück des Platzes, das eine Allee von Acer Schwedleri um-
rahmt. Inmitten der Spielwiese ist eine Schutzhalle mit Sitz-
plätzen und östlich eine Milchhalle mit Kolonnaden vorgesehen.
Parzelle O.

Gestalt, Größe und Lage des Platzes bot Anlaß, ihn zu
einem dekorativen Schmuckplatz auszugestalten. Eine erhöhte
Pergola mit rotgestrichenem Gebälk und ein vorgelagertes
doppeltes Wasserbecken beherrschen den Platz. Der Platz ist
von einer Taxushecke mit innenseitig sich hinziehender Ra-
batte mit Blumenvasen umschlossen.

Parzelle S.

Die angrenzende Gemeindeschule bot Anlaß, auch diesen
Platz für Spiele im Freien einzurichten. Ein breiter Rasen-
streifen mit Mahonienhecke bildet den Abschluß gegen die
Straße.

II. Kennwort: „Ein Menschenwerk, der Natur abgelauscht."

Verfasser: Architekt Peter Recht und Gartenarchitekt
H. Fo e t h, Cöln.

Das Restaurant ist so geplant, daß der große und der
kleine Saal an der Ecke der Marienfelderstraße und Straße 19a
liegen. Der Haupteingang ist in der Mitte der Front der
Marienfelderstraße angeordnet, die Anfahrt an der Straße 19a.
Der dem Restaurant sich anschließende mit Linden bepflanzte
Konzertplatz wird seitlich von Pergolen begleitet, um eine
abgeschlossene Wirkung zu erzielen; seine Verbindung mit
dem Park vermittelt die große regelmäßige mit Birken um-
rahmte Teichanlage. Der seitlich gelegene regelmäßige Teil
ist als Blumengarten, dem sich die große Waldwiese an-
schließt, gedacht.

Um den Straßenbetrieb von Volkswiese und Park fern-
zuhalten, ist eine dichte Bepflanzung waldartig aus Kastanien,
Akazien, Ahorn vorgesehen; die Waldlichtungen und Wiesen-
ränder werden mit verwandten Krautpflanzen bedeckt. Süd-
lich von der Ruhehalle sind Buchen, Fichten und Birken ge-
pflanzt, eine Pappelallee führt zum Brunnendenkmal.

Um den abgeschnittenen Teil (Parzelle N) organisch mit
dem Parkteil (Parzelle M) zu verbinden, ist eine Umgangs-
promenade angeordnet. Durch die Anlage des Verbindungs-
weges von der Lutherstraße am Teiche und Blumenparterre
entlang zur Straße 20 wird die Zusammengehörigkeit noch
 
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