Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI article:
Schneider, Camillo: Der Garten von A. Hochstraßer in Cronberg i. T.
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0196

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
188 DIE GARTENKUNST. XII, 11

gen Jahren viel zu früh uns entrissen wurde, ist der
Besitzer gefolgt, der voll Liebe den Garten ausgestal-
tete zu einer Schatzgrube für den Pflanzenfreund und
Kenner. Es schmerzt mich, daß ich dem Schöpfer
des Gartens nicht mehr persönlich sagen kann, wie
lehrreich und angenehm mir stets die Stunden waren,
die ich bei ihm verbringen durfte. Lehrreich in man-
cher Art. Einmal interessierte mich das Haus, als
ein Werk Olbrichs, der hier in voller Freiheit sein
großes Talent entfalten konnte. Zum andern regte
mich der Garten mannigfach zum Nachdenken an.*)
Als ich das erste Mal in Villa „Semperflorens"
weilte und Hochstraßer nur flüchtig kannte, war ich
von dem Garten etwas enttäuscht. Ich fand in ihm
nicht ein dem Hause ebenbürtiges Kunstwerk. Mein
Gefühl sagte mir, der Garten paßt eigentlich gar nicht
zum Haus, er ergänzt es nicht in seinem Wesen, er
schließt sich nicht mit ihm zur Einheit zusammen.

Diesen Eindruck habe ich auch heute noch. Vom
künstlerischen Standpunkte aus kann ich die Anlage
nicht hoch bewerten, und doch hat sie mir immer
besser gefallen. Ich habe in ihr nach und nach so
viele ihr eigene intime Züge gefunden, ja ich fand in
ihr schließlich den ganzen Besitzer wieder, soweit ich
Gelegenheit hatte, seine Art kennen zu lernen. Und
diese persönlichen Züge in der Anlage haben mich
über die sonstigen Mängel getröstet. Ich habe von
neuem recht empfinden gelernt, daß es doch das
Wichtigste im Hause wie im Garten ist, daß man die
darin schaltende Persönlichkeit spürt, das Leben der
Gartenanlage A. Hochstraßer, Cronberg i. T.: Familie, das sich hier abspielt.

Teich mit Wasserpflanzen. ,} EmVogelschaubild der Villa „Semperflorens" brachte

die Gartenkunst anläßlich des Todes Olbrichs, Jahrg. 1908, S. 166.

Der Garten von A. Hoch-
straßer in Cronberg i. T.

Von Camillo Karl Schneider, Wien.

Wenige Wochen vor dem Tode
des Besitzers weilte ich zum letzten
Male in der Villa Hochstraßer in
Cronberg. Wie bei früheren Be-
suchen ließ sich auch diesmal der
alte Herr durch nichts abhalten,
seinen Garten selbst zu zeigen. Ich
habe selten einen so enthusiasti-
schen Gartenfreund kennen gelernt
und ich schied im Juni mit der
Hoffnung, daß Hochstraßers rüstige
Natur sich wiederum durchringen
würde und ich noch manchmal Ge-
legenheit haben würde, angenehme
Stunden in Villa „Sempcrflorens"
zu verleben.

Es ist anders gekommen. Beide
sind sie nun dahingeschieden, die
jenen Ruhesitz geschaffen haben im
anmutigen Cronberg. Olbrich, dem

Erbauer des Hauses, der vor weni- Garten A. Hochstraßer, Cronberg i. T.: Gesteinanlage für Alpenpflanzen.
 
Annotationen