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Die Gartenkunst — 12.1910

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Zobel, Victor: Alte deutsche Gärten, [5]: Der Orangerie-Garten in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0199

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XII, 11

DIE GARTENKUNST.

191

Terrassierung, Abwechselung in den
Ausmessungen der drei Teile und
Verteilung der lebendigen Massen
außerordentlich viel gemacht. Der
Garten zeigt, abgesehen von der
Lage der Gebäude, durchaus die
Grundsätze Lenötres, ist also ganz
von französischer Art, an die der
Erbauer sich mit feinem Verständnis
gehalten hat. Wenn unsere Bestre-
bungen auch heute vielfach nach
anderen Richtungen gehen, so ist es
doch keine Frage, daß Lenötres
Werke als Schöpfungen der reinen
Gartenkunst einen Gipfel bedeuten,
der bisher nirgends erreicht wurde,
selbst nicht mit den italienischen
Villen der Renaissance, die in erster
Reihe mit architektonischen Mitteln
wirken. In dem Darmstädter Oran-
gerie-Garten haben wir ein wohler-
haltenes Abbild jener Kunstübung in
Orangeriegarten in Darmstadt: Orangeriehaus. kleinen Raumverhältnissen, das die

vollkommene Einheitlichkeit und

von Baumwegen begrenzt wird. Er besteht aus einem Größe des Gedankens im Garten des Barock klar zum
ebenerdig, den Gebäuden vorgelagerten Gartengrund Ausdruck bringt. Wenn es sich um Schaffung von An-
und zwei mäßig überhöhenden Terrassen, von denen lagen handelt, die in irgend einer Richtung Größe zeigen
die oberste Hecken-Gevierte enthält und mit einem sollen, dann kann man noch heute aus diesen alten
Halbrund abschließt. Formen außerordentlich viel lernen.

Der Anlage ist besonders eigentümlich, daß sie Eine Ansicht des Gartens aus der Entstehungszeit

kein in der Mittellinie liegendes Hauptgebäude besitzt, habe ich leider nicht auffinden können. Von den
sondern daß an seiner Stelle zwei gleichwichtige Bauten Gebäuden sind übrigens die kleineren, den Hof ein-
vorgesehen sind, die dort einen freien Raum zwischen schließenden Flügelbauten, niemals ausgeführt worden;
sich lassen, wo sonst der Brennpunkt des Architek- von den beiden Orangeriehäusern ist nur das westliche
tonischen zu liegen pflegt. Es war

W

MM

freilich auch hier einmal ein großes
Gebäude mit einem stattlichen Mit-
telbau geplant, der dem Ganzen
mehr Halt und Abgeschlossenheit
gegeben hätte; aber die Teilung ent-
spricht wiederum besser dem Zweck
der Bauten als Orangeriehäuser und
ist künstlerisch mit der durchziehen-
den großen Linie und der ausge-
sprochenen Zweiteilung des Gartens
in der Länge durchaus zu recht-
fertigen.

Ein nicht häufig vorkommender
Umstand ist ferner, daß die Gebäude
auf dem tiefsten Plan liegen; jedoch
wirkt diese Lage wegen der ge-
ringen Steigung des Geländes nach
Süden zu durchaus nicht nachteilig.
Einen befriedigenden Grund für diese
Anordnung habe ich nicht feststel-
len können. Aus dem sanft gebösch-
ten Gelände ist übrigens mit recht
einfachen Mitteln durch geschickte Orangeriegarten in Darmstadt: Zugangsweg.

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