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Die Gartenkunst — 12.1910

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Zobel, Victor: Alte deutsche Gärten, [5]: Der Orangerie-Garten in Darmstadt
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Faulwetter, Hermann: Mittelalterliche Gartenstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0200

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192

DIE GARTENKUNST.

XII, 11

noch vorhanden, das östliche ist PLAN DES ORflNGERIEGARTENS haben nicht nur die damals bc-
schon im Jahre 1776 abgebrannt. |^ QflR/v\<jTflQT stehenden Gartenanlagen, sondern
Ein Vorhof besteht also nicht, und auch die von diesen vorhandenen
der schöne Baumweg führt von Nor- .^9^ ^<Ü\ Beschreibungen und Pläne zum
den her bis dicht an das Haus heran. "^"^S^N. X, größten Teile der Vernichtungpreis-
Die Stelle der ornamentierten Beete ^^^^Sz f /fü~\\ gegeben. Was von beschreibender
im Gartengrund nehmen heute grad- <tZZ Z t Z 9. 9_ z i_ Literatur und gartentechnischen
linig begrenzte Rasenstücke ein, 1 1 9 9. 9_ z Z1 Z Z Zeichnungen noch erhalten geblie-
deren schöne und ruhige Flächen ^ t^Xl T7ä T7ä9 9 '3en 'st' nat meistens au-f Kloster-,
höchst reizvoll von den Bäumen der 1 ^^H^/ VM t^/i?- t Kräuter- und Küchengärten, also
Orangerie begleitet werden. Auf t * p/^jH ^ ifsl 1 ^ reine Nutzanlagen Bezug, welche
der mittleren Terrasse sind im Jahre i t V10 lf 'r V-M1/^ t jedoch für die Kenntnis der archi-
1905 drei versenkte Gartenteile nach £ ?[/^ fVv == rV8 1%%^ ^ tektonischen Gliederung der mittel-
Joseph Olbrichs Entwürfen als p| iL! \f ^^^V \J L\ ^ 9- alterlichen Hausgärten, das heißt
Schmuckstücke eingebaut worden. J—LÄSB5__/^^!=^V____^JZ|_ derjenigen Gärten, die zu Erholung,
Auf der oberen Terrasse sind die ^ ^ /~\f~\ 'Iii- _ir ?. 1 Belustigung und Spiel dienten, von
Hecken gefallen und nur einzelne 9_ ? & ft^V] t] n|=^ fr Vfl Ol ?- ?- nur geringer Bedeutung sind.
Bäume stehen geblieben, die jetzt 9_ Z i WZ A jyv .0, 4 \ü Q 1 z Aus diesem Mangel an Studien-
im Verein mit den Laubmassen der £ ^ m |ß A(<sf<^M 9 9 material stammt die recht lücken-
seitlichen Baumwege das Garten- o_ ^ &V_V<) MO QiQ oV—J/Q 9. ?_ hafte Kenntnis der mittelalterlichen
bild aufs schönste rahmen. Wunder- 9. | *fJj$^V <$i? CM/) ?" ^ Gartenkunst in unserer Fachlitera-
voll sind die dunklen Eiben-Hecken, p-?" c-^9 ^S" jgg E*5 *«l l-J tur, welcher erst in jüngster Zeit
welche die Böschungsmauern be- Jj|ij^5ffii5i^Ljrs^^|_g^SSäs^J_^ in dieser Zeitschrift Ausdruck ge-

gleiten und mit ihren bewegten For- 9_ /^T5^, _ /^T^ Z Z geben worden. (Siehe Nr. 5 des

men sich überall anschmiegen; sehr ^^Aml^/A A^^'J^A laufenden Jahrganges: Geometrische

gut wird durch zwei grüne Walzen £ | (p-Tr--^ M ^T^^ ^ ^ unc^ räumliche Gärten, von Wilhelm

die mittlere Treppe betont. Die ^ <j_ ©)j m m ^_ 9_ Schubert-Hamburg.) Dort heißt es,

Symmetrie der allgemeinen Erschci- 9. 9. qi4 $\®y ^ t ^ nachdem der Gedanke, in alten Bil-

nung des Gartens, die ihm in erster £ ^ l^/^vj |ta jjj L'^^A z Z dem nach Gartenanlagen zu suchen,

Reihe eine große monumentale 9_ 1 Ja ma tj,U tivwfb Z "Z ausgesprochen und verworfen wor-

Ruhe gibt und unseren Sinnen wohl- z Z ^\ss// j J« ^ . \\]//x|J ^ ^ den ist: „Und so ständen wir denn,

tut, ist trotz der mannigfachen Ein- ?" ^ KV^HJ^J — — l^lalj Z Z cja ung gjjjgj- nicnts mehr lehren

griffe und Veränderungen überall _/* ^v,_r_i_ können, vor hoffnungslosem Nichts-
unberührt geblieben. Die übersieht- wissen, wenn nicht eben — noch
liehe Klarheit des Ganzen und die ^^^^^^^ct r^^WjjW^^J letzte Reste alter Gartenherrlichkeit
stilleAbgeschlossenheit wirken über- S^^^^^^^S ^^^^^^^^Ä für das sehende Auge vorhanden
dies mit, die Schönheit dieses sei- LL^^^^^^^^^ wären. Ich denke an den Garten
tenen Gartenbildes aufrecht zu er- ||| |||| von Schloß Heidelberg."
halten. Iii Glücklicherweise ist dieses

hoffnungslose Nichtswissen aber
doch nur ein bedingtes! Ich bin
seit mehreren Jahren bemüht, in den
Mittelalterliche Garten- N V. NACH DER Gallerien und Sammlungen bild-

Stlldien Z Z ZEICHNUNG liehe Darstellungen aus dem Mittel-

t 9 VON alter auf Gartenanlagen zu unter-

Von H. Faulwetter. Gasenheim a/Rh. ^ , t , suchen und solche zu sammeln. Das

Wie wir in der geschichtlichen M 0 j^^j'^j-m 4. 2000 " ^ lecht ansehnliche Material, welches
Forschung fast aller Kunstgebiete ich im Laufe der Zeit zusammen-
das Fehlen eingehender Uberliefe- tragen konnte, hat meine Erwar-
tungen aus der Zeit des Mittelalters als eine bedauerliche tungen übertroffen. Es gibt tatsächlich eine ganze
Lücke empfinden müssen, so stehen wir ganz besonders Reihe von Abbildungen, welche — meistens als Hinter-
dem Wesen der Gartenkunst aus jener Zeit erkenntnislos grund — Teilansichten von Gärten enthalten, die wir
gegenüber. LeidertrifftdieseUnkenntnisfürdendeutschen nach unsern heutigen Begriffen als Haus- oder Villen-
Garten in erster Linie zu, von dem bis in unsere Zeit so gärten bezeichnen können.

gut. wie gar nichts erhalten geblieben ist. Die großen Es ist nach den bisherigen Funden schon jetzt

Kriege und Wirren am Ausgange des Mittelalters, die möglich, einen Überblick über die einzelnen Teile der

mit einer grauenhaften Verwüstung gerade der bedeu- Gartenarchitektur zu gewinnen, so z. B. über die Um-

tendsten Kulturmittelpunkte verbunden gewesen sind, grenzungsmauern, Zäune, Eingangstore, Gartenmöbel,
 
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