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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 15,2.1822

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Ergänzungs - Blätter I. 10.
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https://doi.org/10.11588/diglit.33275#0651
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Courtat v. Conventikeln im Canton Waadt.

Sotche Entsteüungen der Letire auf Seiten der Englander
bewirkt der Wunsch sich und ihren Conventikein Anhang sm
verschaihen, indem sie dieseiben als den wahren Schaafstall, und
die sie bcsnchen, als dieLieblingsIämmleiu Jesuvorsteilen. Nicht,
als redeten sie n!c!)t auc!) von ihren Sünden; es ist aber
wohi z.u bemerken, dass siedarunter immernurdieSiinden ver-
steiten, die sie begaugen haben vor der übernatiiriichen und.
gänzlichen Wiedergeburt, als welcbe sie zu einem beiligen Le-
ben fiihrte. Daher sich's denn auch die Stifter von Conventi-
keln zu ihretn erstcn Geschäft machen, neue, und von denen,
die fiir a!Ie Gläuiiigen vorhanden sind, gan^ verschiedene Ge-
bete zu haiten, weiIunsereSiindenbekenntnis&enicht mehrinihp
System passen. Denn das erste ist, dass sie sich selbst ausscblies-
lich )>die Ghristen« heissen, und dass sie, wenu sie einen
neuen Anhänger gewonnen haben, von ihm sagen: 9 er ist ein
Cluist« seit der und der Woche, seit dem und dem Tage, in^-
dem sie rec!)t laut bekannt machen, bei itmen allein hnde sicb
der wahre Glaube und das w.ahre evangelische System. Der
feine Irrthum um eigene Gemeinden und Gonventikel zu errich-
ten, oder sich !)in und her im Canton zerstreute Aiihänger zu
gewiunen, bestehtin dem Sinn, densiedemAusdruck ^Noth-
wenrtigkeit gnter Werketi beilegen; sie behaupten nem-
lich, die Heilignng und die gutcn Werke seyen Wirkung der
Gnade und des Glaubens an Jcsua, durch wirkliche abso-
lute Nothwendigkeit; wir aber halten es für eine Noth-
wendigkeit durch Verpdichtung, die von uns unserseits Ar-
beit und tägliche Anstrcngung fordert. Die fremden Mis-
sionarien Ie!)ien einen Glauben, aus welchem Heiligkeit und.
die guten Werke nothwendig hervorgehen, so dass die, mit
denen einmal jene grosse gänziiche und iibernatürliche Verände-
rung vorgegangen lst, nicht nur 9nicht mehr Sünden begehen
können,«. sondern sogar 9voIIkommen heilig und ganz zu dem
^Ebenbilde Jesu Christi umgeschalfen sind, und dieses durch
9cine not!)wend!ge Wirkung« — Sofort nehmen diese engli-
schen Missionarien die Gnade und das Wohlgefallen Gottes,
welches die guten Werke wirkt siir sich und ihre Wiederge-
bornen, den Christen der gewöhnlichen Kirche abcr lassen sie
das ))Arbeiten mit Furcht und Zittern.« Daher sieht man auch dic,
welche so eben zu dcr gänzlichen übernatürlichen Veränderung
gekommen sind, sogleieh eilen, um an dem Heil Andcrer zn
arbeiten, da sie fiir ihre eigene Seligkeit nicht mehr weder zu
arbeiten, noch etwas zu fürchten haben. Während wir unsern
Glauben an das Veidienst des Erlösers, deutlich und bestiinmt
zu erkenneu geben, bauen wir, heisst es, docb nur auf uu-
sere eigene Gerechtigkeit?
 
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