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3 44 Horat. Epist. ad Pisones ed. Fr. v. Paula Hocheder.
nicht theilen kann, werden den Werth dieser gelehrten Bear*
Leitung nicht schwächen, im Gegentheil wir wünschen recht
sehnlichst, dass der Verh in der begonnenen Weise dortfah-
ren nnd nns bald durch ähnliche Bearbeitungen anderer Episteln
erfreuen möge. Ein Register beizufügen, hätte die Reich-
haltigkeit nnd Mannigfaltigkeit der Anmerkungen und des in
ihnen Enthaltenen, wohl wünschenswerth gemacht.

Nro. 3. Da Horazens Gedicht über die Dichtkunst auf
den vaterländischen Gymnasien gelesen , eine zweckmässige
Erklärung desselben aber selbst für den Lehrer keine so leichte
Ausgabe sey, indem die statarische Behandlung (d. h. nach
dem Verl, eine solche, deren Richtung nicht sowohl auf den
Stoff der Gedanken, als vielmehr auf die geistige Form der-
selben ziele) mancherlei Schwierigkeiten unterliege, so wollte
der Verf. hier ein Beispiel einer solchen statarischen Behand-
lung eines Klassikers geben, um dadurch zugleich andere, ,,die
mit ihm die Sphäre des Unterrichts theilen, zu ähnlichen Ver-
suchen und Mittheilungen zu veranlassen."
Der Verf. erklärt sich ganz bestimmt gegen die Ansicht,
als wenn Uoraz in diesem Gedichte eine förmliche Anweisung
oder eine vollständige Theorie der Dichtkunst in systemati-
scher Form habe geben wollen. Seine Ansicht über den
Zweck, denHoraz bei Abfassung dieses Briefes gehabt, be-
stimmt sich dahin, dass der Dichter beabsichtigt, „den
K u n s t d ü n k e 1 jener Zeit in Seiner B 1 ö s s e hinzu-
stellen und mit der ganzen Lauge seiner saty-
rischen Laune zu bedecken. Darum beschäftigt er
sich in diesem Gedichte so vielsältig mit dem ys B C. der Kunst-
theorie, hinter welchen! freilich lür den sinnigem Kenner Und
Eingeweihten höhere Ansichten hervorschimmern; darum be-
handelt er mit solcher Schonungslosigkeit die lächerlichen
Adepten, die VerSemachen und Dichten für einerlei halten und
seihst da) über kein Gesetz anerkennen wollen, als das ihrer
eingebildeten Genialität. Somit ist das Gedicht eine wahre Phi-
lippica ganz eigenthümlicher Art gegen die Anarchie und den
Sanscülotismus in Kunstsaciien, gegen die h ingerfertigkeit retio-
niistischer Dichterlinge, der er bald mit anscheinender ruhiger
Beweisführung, bald mit dem ganzen Muthwillen der Humo-
ristik, die seine Musse auszeichnet, bald mit der Entrüstung
eines tiefsühlenden Gemüthes und mit dem Stolze edlen Selbst-
bewusstseyns entgegentritt. "
(Der BeFcA/M/b
 
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