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N. 23.

1823

Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.

Schnurrer Krankheiten des Menschen-Geschlechts
Unter den Seuchen nehmen die pestartigen die oberste
Stehe ein und werden auch in dieser Schrift recht ausführlich
in Hinsicht auf ihre Entstehung, Ausbreitung, Verheerung,
Dauer, Erscheinungen und in Hinsicht auf ihren JNachlais
und gänzliches Aufhören beschrieben. Sehr zweckmässig wer-
den die einzelnen Arten aus einandergehalten und die Pest zu
Athen, die Bubonenpest, welche seit dem 5ten Jahrhunderte
grassirtetc., als eigenthümliche Krankheiten beschrieben. In
Hinsicht auf die letztere wird die gefährliche Ansicht mitge-
theilt, dass in dem Westen von Europa die Empfänglichkeit
für dieselbe, wenn nicht gänzlich erloschen, doch wenigstens
sehr vermindert sey und dass die Quatantaineanstalten nur we-
nig dazu beitragen, dafs diese Krankheit jetzt selten in Eu-
ropa vorkomme. Wir nennen diese Ansicht gefährlich, weil
sie leicht sehr verderbliche ^Folgen haben könnte, wenn sie
etwa einzelne Behörden veranlassen sollte, nachlassig in Be-
folgung der Quarantainegesetze zu seyn; denn dass die Em-
pfänglichkeit nichts weniger als erloschen sey, davon haben
uns neuere Pestfälle, z. B. zu Noja wohl hinreichend belehrt;
überdies sehen wir ja die Pestfälle so bestimmt an den Gren-
zen aufhören, wo die Quarantaineanstalten anfangen, dass
man an dem Einffuss derselben zu zweifeln nicht im Stande
seyp kann. Auf der andern Seite ist freilich nicht zu leugnen,
dass sie höchst wahrscheinlich fruchtlos seyn würden , wenn
der höchste Grad von Empfänglichkeit, wie er vielleicht in
manchen frühem Jahrhunderten statt fand, noch vorhanden
wäre. Das Wahre in dieser Ansicht scheint uns darin zu
beruhen, dass allerdings die Intensität der Seuche und die
Empfänglichkeit sür dieselbe bereits vermindert seyn muss,
wenn menschliche Gegenanstalten einen Einsluss gewinnen
sollen, dass diese aber alsdann allerdings viel zur Verhütung
XVHI. Jahrg. 4. Heft. 33
 
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