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1825,

N. 10.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.


Horatius Epist. ad Pisones ed. Franz v. Paula
Hocheder.

So weit möchte, die Ausdrucksweise des Verf3. abge-
rechnet, derselbe nicht so bedeutenden Widerspruch zu be-
fürchten haben; wenn er es aber im Verfolg für unstatthaft
hält, aus dem Umstande, dass Röraz in diesem Gedichte die
Pisonen anrede und besonders den altern der beiden Söhne,
dies Gedicht unter dieClasse der poetischen Episteln zu setzen,
falls man nicht nach einer blossen Zufälligkeit classihciren
wolle, wenn er dann aber bald darauf zulässt, das Gedicht
für ein Didaktisches in Briefform zu erklären, falls man sich
nurbewusst bleibe, dass die ächten Dichter nie nach einem
ästhetischen Compendium gearbeitet u. s. W. — so scheint
er das Wesen und den Charakter der freieren Horazischen
Dichtungen verkannt zu haben. Auch Referent hat nie in
diesem Gedicht eine vollständige Theorie, oder ein System
der Dichtkunst entdecken können , auch er hat dasselbe stets
als eine Züchtigung der Rönlischen Dichterlinge gehalten, je-
doch zugleich mit einer näheren speciellen Beziehung oder
Veranlassung durch ein besonderes Gespräch, durch Familieh-
oder durch Freundschaftsverhältnisse oait den Pisonen, in denen
Horaz eben die nähereVeranlassung zu dieser didaktischen Sa-
tire über das verkehrte Treiben und die verkehrte Behandlung
der Poesie bei seinen Zeitgenossen gefunden. Auch wird Je-
der, der in den Geist der Horazischen Briefe eingedrungen,
bald entdecken , dass dieselben 6ämmtlich, im eigentlichen
Sinne und zunächst, nicht für das groise Publikum bestimmt
Waren, dass sie sammtlich aus einer besondern Veranlassung
geschrieben, und für eine besondere Person, mit welcher der
Inhalt des Briefe: in irgend einer besonderen, es sey-näheren
oder entfernteren, Beziehung stand. Warum sollte das, was
bei allen andern Briefen charakteristisch ist, hei dieser^ Dich-
AVJH. Jahrg- 2. Heit. W
 
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