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N. 37

1825.

Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.


Geschichte und Beschreibung des Doms in Köln
von S. Boisseree.

Ein Anderes, was der germanischen Völker Art und We-
sen an den Vorgefundenen Kunstwerken Versehrte, war, dass
sie ihren Natursinn, gewöhnt überall eine reiche Fülle man-
nigfaltiger Elemente scharf und lebendig unter einem organi-
schen Gesetz zu fassen, durch die schwebende Beziehungs-
losigkeit der sparsamen Glieder, die sie zusammensetzten,
beleidigten und verwirrten. Die alten griechischen Bauwerke
befriedigten in ihrer beschränktem Sphäre diesen Natursinn
aufs vollkommenste; alle ihre Elemente sind wie aus einer
Wurzel aufgetrieben, aufs genaueste zusammen verwachsen und
ineinander gegliedert; nirgendwo hat gesetzlose Willkühr Ab-
sprünge und unmotivirte Ausweichungen sich erlaubt, oder
milsgeborne Ungestalten eingeschoben; Alle sind sie in züch-
tiger Einbildungskraft empfangen, und nachdem sie in einer
gesunden kräftigen Natur ihre Zeitigung erlangt, ins Licht hin-
ausgebohren, und blicken nun mit eben so hellen Augen in das
Gemüth, wiedesEuclides mathematischeLösungen in den Ver-
stand. Die Römer sind ihrerseits bei grösserer Aufgabe nur
theilweise und in ihren besten Werken zu gleicher Durchbil-
dung gelangt; aber selbst die Geringeren in ihrer guten Zeit,
mochten nie völlig von der strengen Gesetzlichkeit und (Konse-
quenz ihres ganzen Wesens sich lossagen. Die christlichen
Werke aber hatten, wie wir gesehen, in der allgemeinen An-
ordnung ihrer grossen Massen und Abtheilungen zwar aller-
dings ihre bestimmte Gesetzlichkeit; keineswegs aber dehnte
diese öconomische Zweckmässigkeit sich auch auf die ästheti-
sche Anordnung ihrer constitutiven Elemente aus , die sie nur
zu einem Artefacte, keineswegs aber zu einem Naturwerk
zu verbinden wussten. So sind die Elemente jener Paulskir-
che in Rom die Corinthische Säule mit der Bogens^llung,
XVIII. Jahrg. 6. Heft. 37
 
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