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B. v. Wracgcl's physikalische Beobachtungen.

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lichtes siud noch einige Besonderheiten mitgetheilt, welche
die Aufmerksamkeit der Physiker in einem noch vorzüglicheren
Grade verdienen. Dass die säulenförmigen Flammen des Nord-
lichtes sich bis zum Zenith erheben , ist eine bekannte Sache,
allein neu ist es, dass sie in diesem Falle in Gestalt scwacher
lichter Wolken verschwinden sollen, welche oft selbst noch
am folgenden Tage als kleine krause Wolken am Himmel er-
scheinen. (— Was bei dieser Gelegenheit S. 57. über einen
Lichtkreis um den Mond gesagt wird, ist für Ref. unklar,
weil es voraussetzt, dass der Mond ins Zenith kommen mriss-
te, was bei einer Polhöhe von 70° unmöglich ist. —) Noch
wichtiger war für Ref. die Angabe, dass oft dunkelblaue
Wolken den Horizont unter dem hellen Scheine decken, und
dass jene eine grosse Aehnlichkeit mit den aus den Polinjen
aufsteigenden Dünsten haben. Es lässt sich nämlich hiermit
der auffallende Umstand verbinden, dass in so hoher Breite,
als worin sich unsere Reisenden so lange aufhielten, nie von
einem Erscheinen des Nordlichtes im Süden die Rede ist, da
es doch schon in Island unter 65° der Breite* nicht selten in
dieser Gegend wahrgenommen wird. Zur Unterstützung und
Erläuterung der gangbarsten Theorie über das Nordlicht,
nach welcher es eine elektrische Erscheinung seyn soll, liesse
sich wohl ein EinHuss offener Meeresstellen auf die Bildung
desselben annehmen, wozu auf allen Fall der Beobachter des
Phänomens selbst, der Baron v. Wrang el geneigt ist. Von
einem Geräusche, einem Krachen des Nordlichtes haben un-
sere Reisenden nie etwas gehört, und blos bei grosser Stärke
desselben nahmen sie etwas wahr, was einem schwachen Bla-
sen des Windes in eine Flamme glich. Besondere Beachtung
bei dem jetzt nachgewiesenen Zusammenhänge zwischen der
Elektricität und dem Magnetismus verdient ferner die Beob-
achtung, dass in Nischne Kolymsk das Nordlicht stets etwas
östlich (Nij^NO) erschien, und dass die Declination der
Magnetnadel dort 11°,75 östlich war. Farben in den Strahlen
des Nordlichtes wurden nicht beobachtet, doch sollen sie frü-
her wahrgenommen seyn, als dieses Naturphänomen nach der
Aussage der Einwohner noch häufiger und glänzender war.
Noch gegenwärtig aber sind die Nordlichter häusiger und hel-
ler auf der Insel Kolutschina unter 67° 26',5 N.B. südwestlich
vom Cap Sewerni , als in Nischne Kolymsk unter 68° 32' N.
B., wie überhaupt an der Meeresküste in Vergleich mit mehr
landeinwärts liegenden Oertern ; auch sind sie ungleich stärker
im November bei eintretendem Froste, als im Januar, wenn
die Kälte ihr Maximum erreicht hat. Einen EinHuss auf die
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