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960

System der Theologie von Leibniz.

abgestellt werden können, wenn Einigkeit und Friede herge-
stelit, und alle Sorge (der Hierarchie) .auf Heilung dieser in-
nerlichen Uehel gerichtet werden könnte.
.Meines Erachtens müssen wir den Zeiten Glück wün-
schen, dais eine solche immer doch so sehr prekäre Vereini-
gung unter die römische Hierarchie, welche als alleinrecht-
babend die Denk - und Gewissensfreiheit nie wahrhaftig
anerkennen , und deswegen auch die eigentliche geistige Be-
handlung aller Wissenschaften und Erfahrungslehren nie un-
gehemmt lassen wird, noch weniger befördern kann, damals
doch noch nicht zu Stand kommen konnte. Dagegen ist die
protestantische Succession in Grolshrittanien im Anfang des
achtzehnten Jahrhunderts zur Wirksamkeit gekommen, und
die in jenen Grundsätzen liegende Freithätigkeit bat die
Höhe des englischen Staates hervorgebracht, ungeachtet die
Episkopalität der englischen Staatskirche noch lange einige
Hemmung machte.
Wer nach diesem allem unsernDeihniz noch für römisch-
gesinnt haltenkönnte, ist in seinen Geist nicht ein gedrungen.
Das Handgreiflichste gegen diese Meinung ist, dals auch sein
theoiogischer Aufsatz nur einzelner abgeleiteter Dogmen Ver-
besserung betrisft , an jene römische Grundlehren hingegen
von der Kirche überhaupt , von der römischen Kirche und
vom römischen Pontifex-Maximus, welche zuerrt begründet
seyn müssten , sich gar nicht gewagt hat. Wer kann römisch-
katholisch gewesen seyn , wenn er ein Systema theologiae
schrieb , ln welchem er i) die Infallibilität der römischen
Kitche, 2) dass die römische Kirche im Namen der allgemei-
nen Kirche inf'allihel sey, und 3) dass der römische Ober-
hiscbof im Namen der römischen Kirche wenigstens bis zu
einem Concilium irrefragahel seyn müsse, zu beweisen nicht
einmal versucht hat ?

(Der
 
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