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G. E. Schulze: ob Leibniz ein Katholik gewesen?

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Leibniz wenige Jahre vor seinem Tode, da er von Rücksich"
ten auf Hannover zu Wien leicht hatte frei werden können,
und für eben Plan, dort eine kaiserliche Akademie zu Stand zu
Lriugen , dadurch wohl viel gewonnen hätte.
Ohnehin erhielt das Haus Braunschweig im August 1714
die englische Krone wirklich, und nun wäre vollends gar kein
Hinderniss gewesen, wenn der neue Reichshofrath sich „mit
der Gewissensruhe, die er als Nichtkatholik genoss", für rö-
misch-katholisch zu erklären vermocht hätte. Vielmehr aber
nennt er in Briefen von 1715 an Kortholt den Protestantismus
mit Freuden eine repurgata fides, die er durch protestantische
Fürsten Und Missionen nach China gebracht wünscht: ^Miri-
fice gaudeo, Hl. Holstenium de propagatione repzzrjzzme fidei
cogitare. Utinam conspirarent potentatus Protestantes in hanc
Curam, apud Sinas, zzbz nzMjzozzgy pozzti/zcz'zze zzz pezzczzJo jzzzzt, Tzzpzze
zp^zzzi cLzzzzafzozzc. Utinam nostrz tn partem sollicitudims hujus
venirent, magis, ut credo, sapienti principi (dem in China)
Joctrzzzzze pzzrzszue plactturt."
Sellzst von dem Uehergang der Braunschweigischen Prin-
zessin zur römischen Kirche, wodurch sie Königin von Spa-
nien wurde, d. i. von dem Vorgang, hei welchem sich einige
Pselmstädter Theologen durch ein von Hof gewünschtes Gut-
achten sehr in Veriegenheit setzten, urtheilte Leibniz in
einem Briefe an die Hauptperson , den Prof. Johann Fabricius
(Opp. Tom. V. p. 289.) : Er glaube nicht, dass sie (die Theo-
logen) diesen Uebertritt für erlaubt erklärt hätten; und
dies wäre auch nicht zuzugeben. Denn er könne
nur aus dem Recht eines irrenden Gewissens ent-
Dieses aber heisse nicht eine Sache
[Ak^zze ezzzzz: is (Principis, nunc Regi-

schuldigt werden,
für erlaubt erklären.

nae, transttus) nzsz ex; Jzzre cozzsezezztzzze errozzeaa sxczzj'zzr: potest,
(puod non est siznpliciter rem licitam declarare.j
Sogar als sein alter Gönner, Anton Ulrich von Braun-
schweig Wolfenbüttel, zur römischen Kirche sich im siebzig*
sten Lebensjahr gewendet hatte, und ein Herr von Räsewitz
eine „Vorstellung der Considerationen und Bewegungsursachen,
durch welche der Herzog Anton Ulrich sich in die h. katho-
lische Kirche zu hegehe^nveranlasst worden ist", 17 10 heraus-
gab, worin er behauptete, dass ein wohlunterrichteter
Mann nicht mit gutem Gewissen ausser der rö-
mischen Kirche bleiben könne,, schrieb Leibniz von
Hannover den 17. März 1712 an eben den Fabricius, gegen
Welchen er in diesem Punkt gewiss sehr ofsen seyn konnte,
das gerade Gegentheil, dass vielmehr die Kenntniss

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