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Rommel's Geschichte von Hessen.

gegen geringe Pfandsummen grosse Güter besass. Die Saldern
waren es dann, weiche ein Bündniss von fünfjundsechszig Her-
ren der Ritterschaft mit den Herzogen der Wolfenbüttler Linie
(um 1516) zu Stande brachten, und das zwar gegen ihren eig-
nen Landsherrn. Dieser Bund, vorzüglich von dem unruhi-
gen Bischof von Minden unterstützt , brachte den Bischof von
Hildesheim sehr ins Gedränge, und dieser wandte sich an den
Lüneburger Herzog. Heinrich der Mittlere ward dadurch ge-
wonnen, dass der Bischof von Hildesheim seinen jüngsten
Sohn, der damals erst zehn Jahre alt war, zum Coadjutor
machen lieis. Nun ward der Familienbund ausgehoben, der
das Braunschweigische Haus bis dahin zusammengehalten
hatte , und es erfolgte das , was Hr. Rommel -Seite 258 — 59
erzählt. Etwas weiter unten führt die Zeitordnung, welcher
Hr. Rommel folgt, die letzten Abentheuer Sickingens herbei,
die mit der Hessischen Geschichte aufs innigste verflochten
sind. Diese Begebenheiten werden Seite 266— 286 sehr aus-
führlich erzählt. Drei Dinge hat der Verfasser übersehen.
Sickingens Sache, zuerst, war die Sache der ganzen edeln
Genossenschaft, die auf das Vorrecht, Räuberei zu treiben,
Anspruch machte. Darum hatte Franz seinen Sohn Scbweik-
batt nach Schwaben, Hartmuth von Gronenberg gar nach Böh-
men geschickt. Er rechnete so sicher auf die Hülfe der Raub-
genossen, dass er, als er tödtlich verwundet war, ausiief;
W o sind nun meine Herrn und Freunde, der von
Arnberg, der von Fürstenberg, der von Horn,
die Schweizer, die in der Brüderschaft, die mir
viel zuges aget und wenig gehalten, darum ver-
lasse sich Keiner aufgrossGut und aufderMen-
schen Vertröstung. Was die gesammte edle Genossen-
schaft von Ordnung, Recht, Regiment, Reich hielt, sprach
er ebenfalls ganz dürr aus , als das Reichsregiment 1522 seinen
schrecklichen Verwüstungen Schranken setzen wollte. Er
gab ungefähr eine eben so erbauliche, wenn gleich etwas we-
niger derbe Antwort, als Götz von Berlichingen bei Göthe
giebt. Sickingen sagte: Es seynd die alten Geigen,
an Befehlen mangelt es nicht; aber an denen, die
ihnen gehorchen.

(Der Dcyc/HMyy ° t. J
 
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