Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Eisenbach Theorie der Kohäsicnskraft. 1091
verhält sich die Sache anders, als diese Aeusserung andeutet.
Zuvörderst redet Horaz bekanntlich von belletristischen Arbei-
ten , bei denen es gewiss sehr nütztich ist, die anfangs über-
sehenen kleinen Fehler aslrnälig auszufeilen; ausserdem aber
konnte der praktisch rathende Römer sehr gut wissen, dais
die Befolgung seiner Regel das Nichtbekanntwerden gar vieler
jugendlicher Versuche zur Folge haben würde, und hieran
war ihm hauptsächlich gelegen. In dieser letzten Beziehung
genommen und allgemein so ausgedrückt , es sey ratbsam , eine
literarische Arbeit nicht sofort bekannt zu machen , sondern
erst wiederholt sorgfältig zu prüfen, kann die Vorschrift als
allgemein gültig angesehen werden. Unstreitig wird auch jede
Geistesarbeit an Vollendung zunehmen, wenn ihr Verfasser
lange Zeit und vielen Fleiss darauf verwendet ; allein eine un-
nachlässliche Bedingung hierbei ist, dais er während dessen
sich anhaltend mit der Wissenschaft beschäftigt, worin der
Gegenstand einschlägt, um sich derselben im ganzen Umfange
zu bemächtigen, denn ohne dieses dürfte das blosse Liegen sie
nicht besser oder überhaupt gut machen , und in der Regel
darf man annehmen, dass solche jugendliche Versuche, wenn
sie zehn Jahre geruhet haben, unbedenklich zur ewigen Ruhe
übergehen müssten. Bef. hat selbst schon einige solche Ju-
gendsünden dem Vulcan geopfert, und wird über noch einige,
welche ihn allein bisher noch interessirten , ein gleiches Auto
da Fe ergehen lassen, obgleich sie sich vielleicht nothdürftig
durch die literarischen Fluthen drängten. Der Verf. der vor-
liegenden Schrift aber hat seit dem ersten Entwürfe seiner
Theorie sich keineswegs anhaltend mit physikalischen Unter-
suchungen beschäftigt, sondernistvielmehr durch vieleSchick-
sale, welche er neben der Geschichte seiner Entdeckung er-
zählt, den vielfachsten Störungen ausgesetzt gewesen, indem
er im Besreiungskriege diente, nach Amerika gehen wollte,
aus dieser Ursache in London, später :n Leipzig, Gera, Paris
u. s. w. sich aufhielt, obgleich ihn hierbei überall die fixe
Idee, eine neue Kobäsionstheorie entdeckt zu haben, beglei-
tete. Nicht ohne Andeutungen eines Vorwurfs gegen das ge-
lehrte Publicum erzählt dann der Verf., dass er seine Arbeit
zuerst dem bekannten Gilbert für seine Zeitschrift gegeben
habe, welcher sie aber nicht anfnehmen wollte, ohngeachtet
RIollweide ein günstiges Urtheil darüber gefällt haben soll ,
nur dass er sie mit der Hypothese vonBoscovich zu nahe
übereinstimmend fand. Burckhardt (nicht Burkhard,
wie der Verf. schreibt), dem sie in Paris übergeben wurde,
wollte sie gar nicht lesen, weil er zugleich hörte, sie wider-
69 *
 
Annotationen