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1202 - Baur Symbolik und Mythologie.
und endlich in den Orcus hinabsinken ? Das ist wahrhastig
keine Sehnsucht nach dem Himmlischen , welche die Seele
nicht anders als. beglücken könnte. Es muis wohl die sinnliche
Liebe seyn , von deren Pseilen getroffen die lüsterne Seele als
irre Pilgerin in das mühselige Menschenleben eintritt. _ Dais
Eros nach der Fabel den Todesschlaf der Psyche von den Au-
gen wischt, und sich mit ihr verbindet, ändert die Sache
nicht, sondern zeigt den Kreislauf der nach dem Tode zur Un-
sterblichkeit gelangenden und durch Eros Kuss in die Sinnen-
welt zurückkehrenden Seelen an. Zwar wird nicht behaup-
tet, der Begriff der sehnsüchtigen Andacht sey überhaupt der
griechischen Religion fremd gewesen; vielmehr wurde er in
den Mysterien unter dem Pothos personificirt, und von ihm
batte der Verf. in der zweiten Abtheilung, wo er von dem
Verhalten des Menschen zu der göttlichen Gnade spricht, re-
den mögen, aber nicht von Amor und Psyche, wie daselbst
8. 23l ff. geschieht. — In der Fabel des Prometheus, in
welchem das Menschengeschlecht selbst personificirt ist, findet
Hr. B. Abtheil. [. S. 407. richtig die Empörung des mensch-
lichen Eigenwillens gegen den höchsten ethischen Willen, und
siefit sodann S. 4t 1 ff. in der Lehre von den Weltaltern
die stufenweise Verschlimmerung der Menschen angedeutet.
— Hierher hätten nun die Geburten der Nacht bei Hesiod
Th. 211 ff. als Beschreibung des menschlichen Elendes und
dessen Folgen gehört; Betrug, Zwietracht, Elend, die
rächende Nemesis, das Alter, der Tod und die daselbst
nicht genannten Erinnyen; hierher auch das Hinabsinken
der Persephone in den Hades und das Wehklagen der
Mutter.
Von dem zweiten Haupttheil, der Glaubenslehre, wie
dem gefallenen Menschen a u f g e h o 1 f e n werde,
handelt die zweite Abtheilung uhter zweierlei Gesichtspunk-
ten: 1) was von Seiten Gottes dafür geschehe,
und 2) wie der Mensch mitwirke n müsse. So we-
nig wir gegen diese Anordnung einzuwenden wissen, so un-
richtig scheinen die einzelnen Gegenstände untergeordnet zu
seyn. Wenn zuerst von dem Aberglauben der Prodigien,
A u g u r i e n , A u s p i ci e n und der T r ä u m e die Rede ist, so
2 gt sich darin wohl eine Einwirkung der heidnischen Götter
a die Welt, wie auch die Weltschöpsung, Erhaltung und
Regierung eine Aeulserung dieser Einwirkung ist; allein nicht
dieses sollte weiter zur Untersuchung kommen, sondern eine
Einwirkung, wodurch der Gegensatz Gottes und der Men-
schen aufgehoben und versöhnt wird. Eine etwaige Erörte-
 
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