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Baur Symbolik und Mythologie.

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rung der Wahrsagung aus Vorbedeutungen und Träumen fände
eher in der Lehre von der Weitharmonie oder von der gött-
lichen Allwissenheit ihre Stehe. Eben so wenig halten die
drei Göttersöhne der griechischen Religion, welche beliebig
aus der viel grösseren Menge ihrer Halbbrüder heraus gegriffen
sind , r e r s e u s , Herakles und Dionysos, und die daran
gereihte Fabel von dem Raube der Persephone, in diesem
Betracht einige Bedeutung. Die scharfsinnige Deutung der
Perseusfabel S. 79 ff. zugegeben, dass dieser Heros als Perso-
nification der Sonne im Kindesalter mit der Mutter Danae in
einem Kastsn verschlossen und dem Meer übergeben, ein Sinn-
bild der im Winter verschlossenen Natur Sey, grois gewach-
sen aber als Frühlingssonne der Medusa d. i dem versteinern-
den Winter den Kopf abhaue (wovon der Erfolg das aufstre-
bende Flügelross Pegasus d.i. der hohe Sommer, und Chrysaor,
die Personification des Ackerbaues, war); so folgt ja eben
daraus, dass er nicht hierher, sondern den Sonnengöttern,
einem Apollon und ähnlichen Wesen an die Seite zu setzen
sey. Was ist es, dass er und Herakles Menschen von eitler
sterblichen Mutter geboren , und doch des höchsten Gottes
Söhne warenDer zufällige Grund davon liegt ofsenbar nur
in der abgöttischen Vereinung fürstlicher hoher Personen,
vermöge welcher ihnen die Mit- oder Nachwelt einen Gott
zum Vater gab, göttliche Kräste und Aemter beilegte, und
geschichtlich Wahres mit erdichteten Thaten vermischte.
Sehr zu loben ist es , dass Hr. B. die gottesdienstlichen
Anstalten der Opfer und Feste, wiewohl letztere nur mit
wenigen Wotten, mit in die Untersuchung zog, welche in
den gewöhnlichen Mythologien, weil sie es eben mehr mit
Fabeln als mit der Religion zu thun hatten, unberührt blie-
ben. Billigen kann aller Rec. die Anordnung nicht, vermöge
welcher Opfer, Priesterinstitut, Feste und Mysterien untef
den Gesichtspunkt gebracht werden, dass in ihnen durch die
eigene Selbsttbätigkeit des Menschen sein Gegensatz mit Gott
aufgehoben werde. Mit Glauben und Dankbarkeit wollen
zwar diese Anstalten benutzt seyn, wie auch z.B. der Chri-
sten Abendmahl; allein die kirchlichen Anstalten selbst wer-
den nicht von der Selbstthätigkeit des Frommen gesetzt, son-
dern sie sind ihm als Gnadenmittel gesetzt. Durch die Opfer
und Opfermahlzeiten trat der Heide nach der richtigen Bemer-
kung des Apostel Paulus 1 Korinth. 10, 20. in die Gemein-
schaft seiner Götter: billig werden sie daher in der alten Re-
ligionslehre als Heilsmittel aufgeführt, wodurch dem gefallenen
Menschen geholfen werden könne. Die ganze alte Kirche
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