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Syntipas. Ed. Boissonatle.
nennt statt seiner einen gewissen Sendebad oder Sen-
debar, das Haupt der Weisen Indiens, der ein Jahr-
hundert vor der christlichen Zeitrechnung gelebt haben
soll. Uebrigens zweifelt Ref., ob je darüber etwas Be-
stimmtes sich wird ausmachen lassen; auch liegt am Ende
nicht viel daran, wer der ursprüngliche Verfasser dieser
Schrift sey, die mit den Dichtungen der Tausend und
Eine Nacht und ähnlichen in Eine Reihe fällt, und die
wohl in die verschiedenen Sprachen des Orients über-
gangen , bis sie aus dem Syrischen ins Griechische durch
den genannten Andreopulos übertragen, und zwar im
eilften Jahrhundert, wie auch wir mit Dacier annehmen
möchten (dem auch Schöll folgt, Hbd. de ht bYer. Grecy.
T. VII. p. 186.), da nach Dacier's Vermuthung jenes
erste Pariser Manuscript von den aus dem ersten Kreuz-
zug zurückkehrenden Kreuzfahrern nach Frankreich ge-
bracht worden ist (s. Memobes e?c. Tom. XVI. S. 556.),
und, merkwürdig genug, hier von einem Mönch der
Abtei Haute-Salve, ins Lateinische überarbeitet unter
dem Titel Dolopathmos oder das Buch von den
sieben Weisen, und daraus von Hebers le Clerk
ins Romanische wieder übertragen worden ist. Es fällt
dies in die Zeit Ludwigs des Achten oder des Zehnten;
kann übrigens immerhin für ein merkwürdiges Beispiel
angesehen werden, wie Orientalische Dichtung in den
Occident übergangen und yerbreitet worden ist.
Mas nun den Inhalt dieses Orientalischen Romans
betrilft, so haben wir denselben durch die Zusammen-
stellung mit den Fabeln der Tausend und Eine Nacht
(oder auch, wenn man will, mit den Decamerone des
Boccacio) bereits im Allgemeinen angedeutet. Der König
Cyrus — dies ist der Inhalt des Romans — hatte sieben
Frauen, aber keine Nachkommenschaft. Endlich wur-
den seine Bitten von der Gottheit erhört, er erhielt einen
Sohn von herrlichen Anlagen, den er später zum Unter-
richt einem durch sein tiefes Wissen ausgezeichneten
Phiiosophen Syntipas übergab. Nach sechs Monaten,
und sechs Stunden soilte der Philosoph den Zögling zu-
rückgeben. Aber nach Verlauf von sechs Monaten liest
Syntipas. Ed. Boissonatle.
nennt statt seiner einen gewissen Sendebad oder Sen-
debar, das Haupt der Weisen Indiens, der ein Jahr-
hundert vor der christlichen Zeitrechnung gelebt haben
soll. Uebrigens zweifelt Ref., ob je darüber etwas Be-
stimmtes sich wird ausmachen lassen; auch liegt am Ende
nicht viel daran, wer der ursprüngliche Verfasser dieser
Schrift sey, die mit den Dichtungen der Tausend und
Eine Nacht und ähnlichen in Eine Reihe fällt, und die
wohl in die verschiedenen Sprachen des Orients über-
gangen , bis sie aus dem Syrischen ins Griechische durch
den genannten Andreopulos übertragen, und zwar im
eilften Jahrhundert, wie auch wir mit Dacier annehmen
möchten (dem auch Schöll folgt, Hbd. de ht bYer. Grecy.
T. VII. p. 186.), da nach Dacier's Vermuthung jenes
erste Pariser Manuscript von den aus dem ersten Kreuz-
zug zurückkehrenden Kreuzfahrern nach Frankreich ge-
bracht worden ist (s. Memobes e?c. Tom. XVI. S. 556.),
und, merkwürdig genug, hier von einem Mönch der
Abtei Haute-Salve, ins Lateinische überarbeitet unter
dem Titel Dolopathmos oder das Buch von den
sieben Weisen, und daraus von Hebers le Clerk
ins Romanische wieder übertragen worden ist. Es fällt
dies in die Zeit Ludwigs des Achten oder des Zehnten;
kann übrigens immerhin für ein merkwürdiges Beispiel
angesehen werden, wie Orientalische Dichtung in den
Occident übergangen und yerbreitet worden ist.
Mas nun den Inhalt dieses Orientalischen Romans
betrilft, so haben wir denselben durch die Zusammen-
stellung mit den Fabeln der Tausend und Eine Nacht
(oder auch, wenn man will, mit den Decamerone des
Boccacio) bereits im Allgemeinen angedeutet. Der König
Cyrus — dies ist der Inhalt des Romans — hatte sieben
Frauen, aber keine Nachkommenschaft. Endlich wur-
den seine Bitten von der Gottheit erhört, er erhielt einen
Sohn von herrlichen Anlagen, den er später zum Unter-
richt einem durch sein tiefes Wissen ausgezeichneten
Phiiosophen Syntipas übergab. Nach sechs Monaten,
und sechs Stunden soilte der Philosoph den Zögling zu-
rückgeben. Aber nach Verlauf von sechs Monaten liest