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576

Leben des B. v. Stael - Holstein.

„Die heilige Schrift war sein tägliches Studium und
sein beständiger Führer/' Seine Handbibel beweiset,
wie er sorgfältig in derselben forschte, und wie er be-
ständig ihre Lehren in sein Leben verwandte. „Die
Gewohnheit des Gebets war bei Hm. v. St. die Wirkung
und der Ausdruck sowohl jener Demuth, welche einen
der unterscheidenden Züge seines Charakters bildete,
als seines festen und erleuchteten Glaubens an die Lehren
der Gnade.' Ueber die Yorurtheile unserer Zeit gegen
die positive Religion hatte er sich erhoben. Gelegent-
lich erklärt er sich in einem Briefe an einen Freund
unter andern: „und dennoch, wenn wir nachdenken,
wie tief das Böse in unserer Natur wurzelt, so fühlen
wir, dals nur Gott ein Wunder, wie dasjenige der Wie-
dergeburt , hat bewirken können." Dals dieser junge
Mann in solchem Standpunkte sich der sogenannten
Momiers angenommen habe, wird der Leser — vielleicht
mancher mit voreiligem mitleidigem Lächeln — schon
erwarten. Hr. v. St. lebte auf seinem Gute zu Coppet in
der Nähe von Genf, in welcher Stadt eben damals jene
Bewegungen vorgingen, und sein Ansehen mulste we-
nigstens die Verfolger der als methodistisch Verrufenen
schüchtern machen, obgleich auch er nicht von den
bekannten Schmähworten Mystiker, Frömmler, u. dgl.
mag verschont geblieben seyn. Aber er fragte nach
allem dem nicht, und so bewies er die wahre Freimü-
thigkeit, nicht jene, welche nach verfälschtem Sprach-
gebrauch so heilst, weil sie der Menge nach dem
Sinne und also mit lautem Beifall redet, sondern die,
welche sich des Unterdrückten annimmt, und einer guten
Sache das Wort redet, auch auf die Gefahr hin, von
wichtigen Leuten wenigstens verkannt zu werden.

BescA^M/s
 
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