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484

Carus, Verlesungen über Payehologie.

ernannte, der Abgrund, weicher den Menschen und menschliche
Seele von Thieren und thierischen Seelen scheidet. Gerade die
Wiederspiegelung so verschiedenartiger göttlicher Ideen , das
hieraus folgende Selbstbewufstseyn, und die aus dem Selbstbe-
wufstseyn sich entwichelnde Freiheit, welches alles der Thierheit
fehlt, zieht eine Grenze, welche durch alle Aehnlichkeiten in
Form und Aeufserungen nie überschritten werden bann." (S. 56.)
sGewils, diese Betrachtungen können eben so sehr beweisen,
wie grofs die Verschiedenheit sey, welche zwischen Menschen -
und Thierseelen, jedem ein qualitativ Anderm (in dieser Stelle
mufs sich ein sinnentstellender Druckfehler vorfinden. d. Ree.),
bestehen müsse, als sie auf die alle Eigentümlichkeit der Er-
scheinung des Menschen ursächlich begründe (nde?)te göttliche
Idee, oder mit einem Worte, auf die Menschenseele, ein helleres
Licht zu Werfen im Stande ist: denn, um es noch einmal zu
wiederholen, nur die Menschenseele u. s. w. wird fähig seyn, aus
sich selbst wieder neue und verschiedenartige Ideen zu entfalten,
sich selbst dadurch in's Unendliche weiter zu entwickeln, und
nur hierdurch wird der Mensch, wie er der Schlufspunkt einer
unendlichen Vergangenheit ist, der Anfangspunkt einer unendli-
chen Zukunft werden.R (S. 5y.)
Das S.„63 und 64. gebrauchte Gieichnifs ist doch sehr un-
passend, denn gerade dieses Beispiel könnte eher ein Auseinander-
fallen zwischen Materie und belebenden Princip verdeutlichen, als
die absolute Identität beider.
Sehr treffend sagt der Verb 8. 67, »dafs ein wahrhafter Ge-
gensatz von allein wirksamer Kraft und absolut todter Materie
durch keine einzige Erfahrung oder Speculation bewahrheitet sey."
Eben so treffend heilst es S. 8!, „dafs jede wahrhaft mensch-
liche Entwickelung der Seelenvermögen durchaus bedingt werde
von dem Vereinleben der Menschheit." Es ist überhaupt ein
nothwendiges Erfordernd an eine wissenschaftliche Psychologie,
die Seele in ihrer nothwendigen Wechselwirkung mit der Objecti-
vität, als auch in ihrer Beziehung zu der sich aufser ihr in an-
dern Individuen realisirenden Idee der Menschheit zu betrachten.
Diesem Erfordernisse hat unser Verf. immer nachgestrebt, und
darum eben so manches TrefFliche mitgetheilt.
Wenn S. qq. nach Anführung einer Stelle aus Dantes Con-
vito gesagt wird: „Es mochte schwer seyn, die Natur der
menschlichen Seele, als einer göttlichen Idee und Vernunfter-
tcheinung, in ihrem eigensten Wesen treffender zu schildern, als
 
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