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Hüffer: Die Lebensbeschreibung der Bischöfe Bernward etc. 131

denn wo hätten sie Schutz und Pflege sicherer gefunden als in den
Klöstern? Ja selbst für die nationale Einigung Deutschlands ist
jene enge, religiöse und wissenschaftliche Verbindung von grosser
Bedeutung, die zwischen Sachsen und Baiern durch ihn angebahnt,
bis in späte Zeiten sich verfolgen lässt.
Das Leben Godehards hat uns Wolfher, ein Zeitgenosse des-
selben, der theils als Kleriker am Dom zu Hildesheim, theils im
Kloster zu Altaich gelebt hat, beschrieben, und zwar in einer Ju-
gendarbeit, die er im reiferen Alter nochmals überarbeitete. Ueber
Wolfher und dessen schriftstellerische Thätigkeit gibt uns der Ue-
bersetzer in der Vorrede (S. XIV ff.) genaueren in Bezug auf die
Zeit der Abfassung des Lebens Godehards eine Angabe von Pertz
berichtigenden Aufschluss. Die Sprache Wolfher’s ist nicht gerade
roh, aber ungelenk, dunkel, weitschweifig. Wir glauben es dem
Uebersetzer gerne, dass die Vorrede den Uebersetzer fast zur Ver-
zweiflung bringen könnte; sie überbietet an Schwulst und verwor-
rener, übermässig gedehnter Satzbildung alles Andere aus jenen
Zeiten. Dafür entschädigt aber die Darstellung durch etwas Fri-
sches, Lebendiges, unmittelbarer Anschauung Entsprungenes, das ihr
einen eigenthümlichen Reiz, und trotz der fremden, allem indivi-
duellen Ausdruck so hinderlichen Sprache ein bestimmtes Gepräge
gibt. Wolfher hat wie wir sehen äusser den b. Schriften auch die
lateinischen klassischen Dichter, von späteren Schriften fleissig das
Leben der Heiligen, insbesondere die Schriften des Sulpicius Seve-
rus über den h. Martin gelesen. Vor Allem aber kam ihm eine
Schrift Gerbert’s, des späteren Papstes Sylvester II. zu Statten,
nämlich der Bericht über jene berühmte Synode, welche am 17. Juni
991 in der Kirche des h. Basolus zu Rheims den Erzbischof Arnulf
entsetzt hatte. Auf diesem in Deutschland also nicht unbekannten
Buche beruht Wolfher’s gesammte kanonische Gelehrsamkeit, in der
Rede Godehard’s auf der Synode zu Regensburg (vgl. S. 89 ff.)
klingt es immer durch; nicht nur einzelne Ausdrücke, sondern ganze
Sätze sind herübergenommen. Es ist ein besonderes Verdienst
Wolfher’s, dass er nicht bloss, wie so viele Biographen, die ge-
wöhnlichen , allgemeinen Lobeserhebungen auf seinen Bischof zu-
sammenhäuft, sondern in vielen eigenthümlichen, lebendig aufge-
fassten Zügen seine Art zu reden und zu handeln uns vergegen-
wärtigt. Darin ist er selbst dem sprachgewandten Thangmar bei
weitem überlegen. „Ausführlich beschreibt auch er den Ganders-
heimer Streit, der gerade unter Godehard’s Regierung durch den
hochfahrenden Erzbischof Aribo von Mainz mit verdoppelter Heftig-
keit entzündet war. Hier hat er aber ebenso wenig wie Thangmar
der Versuchung widerstehen können, Alles in günstigem Licht für
seine Kirche erscheinen zu lassen. . . Auch war der endliche Aus-
gang des Streits für Hildesheim bei weitem nicht so vortheilhaft,
als man nach Thangmar’s und Wolfher’s Berichten glauben könnte.
Wolfher erzählt, dass auch die Theilung des streitigen Gebietes,
 
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