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226 Gladfsch: Empedocles und die Aegypter.
Empedocles und die Aegypter. Eine historische Untersuchung von Äug.
Gladi sch, Director des Gymnasiums zu Kroloschin, Mit Erläuterungen
aus den Aegyplischen Denkmälern von Dr. Heinrich Brugsch und
Joseph Passalacqua. Leipzig. J. C. Hinrichs'sehe Buchhandlung.
1S58. IV und 156 S. -in gr. 8.
Diese Schrift verdient jedenfalls eine besondere Aufmerksamkeit; sie ver-
dient dieselbe selbst dann, wenn man mit dem Versieh nicht in Allem einver-
standen erklären kann, und weder der Grundanschauung desselben noch den
daraus im Einzelnen gezogenen Folgerungen beizustimmen geneigt sein sollte»
Wenn die Beziehung des Hellenischen auf den Orient, der gemeinsamen Stätte
aller Bildung und Cultur, nach den grossen, in unsern Tagen gemachten Ent-
deckungen und den darauf gestützten Forschungen, jetzt nicht mehr eine so
verpönte Sache ist, als es zu der Zeit der Fall war, wo L H. Voss und seine
Anhänger nicht sowohl durch Gründe, als durch absprechende, Machtworte die
hellenische Cultur und Bildung von ihrer Wurzel eben so gewaltsam als
imh «torisch abzuschneiden suchten, wenn vielmehr die Verbindung und der
Zusammenhang der hellenischen Welt mit dem Orient in früher! Zeiten jetzt
vc ■ keinem besonnenen Forscher mehr in Abrede gestellt weiSen kann , so
wird es sich jetzt immer mehr darum handeln, den Grad, btf zu welchem
diese Verbindung sich erstreckte, zu bestimmen, und das Maass^des Einflusses,
den der Orient auf die hellenische Cultur und Bildung ausgeüb/hat, näher und
sicher festzustellen. Die vorliegende Schrift liefert dazu einen Beitrag, indem
sie die philosophische Lehre eines der ersten griechischen Denker, des Em-
pedocles, unmittelbar aus dem Orient herleitet und mit der Weltanschau-
ung der alten Aegyptier in vollem Einklang darzustellen unternimmt. Wenn
nun von den Schriften des Empedocles zwar nichts Vollständiges mehr erhal-
ten ist, wohl, aber eine beträchtliche Anzahl von Bruchstücken, die uns das
Ganze seiner Lehre so ziemlich überschauen lassen, überdem es auch nicht an
einer gründlichen Bearbeitung und Erklärung dieser Fragmente fehlt, an de-
nen sich mehrere Gelehrte versucht haben, so ist das Gleiche nicht der Fall,
wenn wir nach Aegypten blicken und hier vor Allem die klare und richtige
Einsicht in die Weltanschauung dieses Volkes und damit in sein religiöses
System, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, gewinnen wollen. Indessen die
vielfach aus dem Alterthum über die Weisheit der alten Aegypter uns zuge-
kommenen Nachrichten, die Angaben des Ilerodotus, Plutarchus (als dessen
Hauptquelle die theologischen Schriften des Manetho von dem Verfasser be-
trachtet werden) und Andrer in Verbindung mit dein, was die noch erhalte-
nen Denkmale des Volkes selbst mit ihrer heiligen Bilderschrift uns lehren, so
weit wir dieselbe zu lesen und zu verstehen im Stande sind, bieten doch
immer hinreichende Anhaltspunkte, um die betreffende Vergleichung vorzu-
nehmen. Was nun Empedocles betrifft, so wird von dem Verf. eine nähere
Verbindung und ein Zusammenhang desselben mit Pythagoras in Abrede ge-
stellt, und des Letzteren Lehre eben so wenig als der Ausgangspunkt für die
sowohl im Gebiete des Metaphysischen, wie des Physischen völlig verschie-
dene Lehre des Empedocles angenommen, als die Lehre des Pythagoras selbst
aus Aegyptischer Quelle hergeleitet. (Bei der grossen Ausdehnung, die man
 
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