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Gladisch: Empedocles und die Aegypter.

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erst noch neuerdings der Ansicht gegeben hat, welche die ganze Pythagorei-
sche Lehre aus Aegypten, bis in alle einzelsten Theile, ableitet, möchte dieser
Abschnittwohl zu beachten sein; ob aber damit die entgegengesetzte Ansicht des
Verfassers, welche die Pythagoreische Philosophie namentlich in ihrer Weltan-
sicht und der daraus hervorgehenden Sittlichkeit, von den alten Chinesen her-
leitet, wie dies in einer eigenen zu Posen 1841 erschienenen Schrift ge-
sehen ist, annehmbar gemacht ist, wird eine andere Frage sein, die wir hier
natürlich nicht zu beantworten vermögen: das Griechisch-Dorische Element,
das in Pythagoras gewiss keine unbedeutende Stelle einnimmt, will uns in
dem einen wie in dem andern Fall nicht in der vollen Rücksicht beachtet
erscheinen, die, wie wir glauben, es verdient, gegenüber den angeblich Ae-
gyptischen oder Chinesischen Elementen und Einflüssen). Was nun Empe-
docles und seine Lehre betrifft, so spricht sich der Verfasser, und mit gutem
Grunde, wie wir glauben, für die Ansicht aus, welche diese Lehre aus der
Lehre der Eleaten hervorgehen lässt: die hier wiederholt vorgebrachten Be-
weise zeigen eine allerdings auffallende Uebereinstimmung mit Parmenides und
dessen Lehre, so wie das Bestreben, den Pantheismus des Xenophanes, wenn
auch auf einer anderen Grundlage, wieder herzustellen (S. 17. 25); was das
Verhältniss des Empedocles zu Heraclitus betrifft, so spricht sich der Verf.
S. 20 dahin aus, dass der Erstere, vom Parmenideischen Standpunkte der Er-
kenntniss ausgehend, und selbst ohne diesen aufzugeben, es unternimmt, das
sichtbare Werden und die Vielheit der Dinge zu erklären und so allerdings
zu einer gewissen Verwandtschaft mit dem Ephesier gelangt u. s. w.
Nachdem auf diese Weise das Princip und die Grundanschauung der Lehre
des Empedocles dargelegt war, wendet sich der Verfasser zu der nach sei-
ner Auffassung damit im Ganzen übereinstimmenden Weltanschauung der alten
Aegyptier: der Verf. glaubt auch hier denselben Pantheismus wiederzuerken-
nen; die höchste Gottheit wird als Kugel angeschaut, ihre Seele als die Alles
durchdringende Vernunft, das sichtbare All als ihr Leib betrachtet; dieser Leib
der Gottheit ist aber, wie der eines jeden einzelnen Wesens nur aus den
vier Elementen gebildet; aus der Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit der
Mischung dieser vier Elemente erklärt sich dann auch die Verschiedenheit
und Mannichfaltigkeit der Geschöpfe (S. 50); auf diese Weise findet sich also
auch bei den Aegyptiern, nach des Verfassers Annahme, Alles auf die vier
Elemente zurückgeführt: ein und dasselbe Grundprincip tritt in der religiösen
Anschauung der Aegyptier wie in der Lehre des Empedocles hervor. Eine
weitere Uebereinstimmung wird in der Lehre gefunden, wornach die Vernunft
oder Seele in dem Blute gemischt sei und ihren Mittelpunkt oder Hauptsitz
im Herzen habe (S. 63—57); eben so wird zu zeigen gesucht, wie die Ae-
gyptische Seelenwanderungslehre dieselbige im Ganzen sei, wie die des Em-
pedocles (S. 68); und selbst des Letzteren Lehre von den beiden Alles aus
den vier Elementen schaffenden Gewalten, der Liebe (cpMa oder ’AfpQoSterf)
und dem Streite (j/eihoj), mit Isis und Typhon bei den Aegyptiern zusam-
mengestellt (S. 68ff.), insbesondere die völlige Identität der Empedocleischen
Aphrodite mit der Aegyptischen Isis zu erweisen gesucht (vgl. S» 95); der
ganzen Schöpfungstheorie des Empedocles ist eine nähere Aufmerksamkeit
gewidmet, um Öen Nachweis ihrer Uebereinstimmuag mit der altägyptischen
 
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