Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Falke: Die Geschichte des deutschen Handels. 287
stadt der Welt vermittelten. Als besonderes Merkmal hebt der Ver-
fasser hervor, dass der eigentliche Handel anfänglich nur von den
kulturreichen Galliern und den italischen Eroberern selbstständig be-
trieben wurde und dass die Germanen selbst dabei sich meistens
passiv verhielten und dass die wenigen Spuren einer lebhaftem Han-
delsthätigkeit der Ubier, Menapier, Marcomannen in den nachfolgen’
den Zeiten der Völkerwanderung ausgelöscht wurden (S. 10).
„Die germanischen Stämme, berufen, die Träger der Bildung
nachfolgender Zeitalter zu werden, sollten nicht als Sklaven
eines andern Volkes dessen überlebte Kultur unselbstständig
weiter tragen, sondern als Herren nach Jahrhunderte langem
Ringen aus sich selbst heraus die neue freie Bildung entwik-
keln; die berufen ist, sich vom Innern Europa’s aus über den
ganzen Welttheil und darüber hinaus in andere Welttheile bis
zu einem Ziele, das noch lange nicht erreicht ist, auszubrei-
ten“. —
Die Waaren, deren Aufzählung wir theils den Berichten der
Römer, theils den Gräberfunden verdanken, bestanden in den Aus-
fuhrartikeln des hochgeschäzten Bernsteins, dessen Ausfuhrwege
der Verf. als die Grundlage der spätem Binnenhandelsstrassen be-
zeichnet, aus Zuckerrüben (sollte es nicht Meer-Rettig gewesen
sein?), welche die Tafeln der vornehmsten Römer zierten, den bei-
zenden Seifen und blonden Haaren, Erfordernisse der römischen Toi-
lettentische und Perrückenmacher, als blondes Haar zu tragen mehr
und mehr Mode wurde.
Als Einfuhr werden Weine und Schmucksachen, Gläser und
Glascorallen bezeichnet; früher wohl auch Waffen, bis die Furcht
der Eroberer die Waffenausfuhr verbot. Höchst beachtenswerth ist
die Bemerkung, welche (S. 21) der Verfasser über germanische TÖp-
ferwaaren macht:
In Hannover an gestellte chemische Untersuchun-
gen erwiesen, dass der zu manchen Arten von Urnen
gebrauchte Thon mit Erdpech oder Erdöl gemischt
war, um ihm grössere Festigkeit und Wasserdichtheit
zu geben, ein Verfahren, das man in deutschen Ge-
genden weder hat lernen, noch üben können und eben-
sowenig von den Römern geübt wurde. Diese Töpfer-
arbeit weist auf eine asiatische Heimath zurück, denn
in den Küstengegenden des kaspischen See’s finden
sich Thonlager, aus denen Erdöl in grosser Menge
hervorquillt. Ob nun germanische Stämme solche Ur-
nen auf ihrer ersten Wauderung mitgebracht, ob ein
noch später bestehender Handel ihnen denselben nach-
geliefert hat, wird schwer zu entscheiden sein.“
Auch Kieselbeimischung, welche die Romer nicht anwandten,
mit der Eigenthümlichkeit der dabei angebrachten Ornamente lassen
auf einen binnenländischen Handelszweig mit diesen Artikeln schliessen,
 
Annotationen