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Schäfer: Demosthenes und seine Zeit.

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donischen Hofes Abbruch durch die entsittlichende Bestechung mit
Geld und Gunst, und die Eintracht der Hellenen ward durch feile
Verrätherei, welche in ihrer Mitte wie eine Seuche um sich griff,
zerrüttet. Zugleich verwandelten sich mit der Ausbreitung des make-
donischen Reiches alle Machtverhältnisse zu Ungunsten der Hellenen,
so dass diese im Kampfe für ihre Freiheit von der Uebermacht er-
drückt werden konnten. Aber man sage nicht, dass dies nothwen-
dig gewesen sei, damit die griechische Bildung ihre Mission im Osten
habe erfüllen können: bei einer edlen und grossartig angelegten Po-
litik hätte Philipp dahin gelangen können, Griechenland zu einigen
und nicht dem Namen nach, sondern in der That als Feldherr der
Hellenen den Perserkrieg zu unternehmen. Wie aber auch das Ur-
theil über gedachte Möglichkeiten ausfallen mag, das meine ich kann
kein unbefangener verkennen, es würde das Geistesleben der Hel-
lenen einer seiner edelsten Bliithen und ihr Ruhm einer seiner schön-
sten Kronen entbehren, stünde nicht an der Grenze ihres selbstän-
digen politischen Daseins Demosthenes mit seiner gewaltigen Bered-
samkeit und seiner Hingebung an das gemeinsame Vaterland.“
Die zweite Abtheilung enthält als „Beilagen“ des Werkes eine
Reihe von Untersuchungen, die sich grossentheils auf die hin-
terlassenen Werke des Redners beziehen, und demnach literar-
historischer Art sind. Die erste Beilage bezieht sich auf die Schlacht
bei Mantinea; die zweite bespricht den Eintritt der Mündigkeit
nach Attischem Rechte, eine für die demosthenische Chronologie
nicht unwichtige Frage, und unterwirft dann die Frage nach dem
Geburtsjahre, worüber so viel in unsern Tagen gestritten, einer neuen
Untersuchung, als deren Ergebniss das erste Jahr der neun und
neunzigsten Olympiade erscheint, nachdem schon früher das vierte
Jahr der vorausgehenden Olympiade dafür angenommen worden war.
Die übrigen Beilagen betreffen dann die Reden selbst, namentlich
die bei so manchen derselben bestrittene Frage ihrer Aechtheit. So
werden in Beilage III die Entwürfe der Reden wider Midias und
Timokrates sowie die schliessliche Redaktion der Rede von der Ge-
sandtschaft und der Rede vom Kranze behandelt; in Beilage IV da-
gegen die von Rhetoren auf Demosthenes Namen verfertigten Reden
besprochen: als solche betrachtet unser Verfasser die Rede gegen
Aphobos für Phanos, die Rede keqI , die vierte philip-
pische Rede, das Schreiben Philipps und die Gegenrede, sowie die
beiden Reden wider Aristogiton; er sucht in einer bis in das Ein-
zelne sich erstreckenden Beweisführung diese Annahme zu begrün-
den ; die Leichenrede, der Erotikos und die Briefe sind so ziemlich
als ähnliche Produkte anerkannt, weshalb ein näheres Eingehen und
ein näherer Nachweis hier füglich übergangen werden konnte. Die
fünfte Beilage betrachtet die Reden in Sachen Apollodor’s, und un-
terwirft diese einer strengen Kritik, deren Ergebniss dahinausläuft,
dass die Reden gegen Kallippos, Nikostratos, Timotheos, Polykies,
wider Euergos und Mnesibulos, die beiden Reden wider Stephanos,
 
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