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304

Schäfer: Demosthenes und seine Zeit.

sowie die Rede wider Neaera, keineswegs für Produkte demostheni«
scher Beredsamkeit zu halten sind, sondern durch das Eigentüm-
liche des Styls einen andern Verfasser erkennen lassen, der wahr-
scheinlich Apollodoros selber ist; während die Rede vom trierarchi-
schen Kranze von einem Schüler der Isokratischen Schule, vielleicht
Kephisodotos, abgefasst scheint (vgl. S. 199). In der sechsten und
siebenten Beilage werden Prozessreden verschiedenen Inhalts und
Reden in Handelssachen auf ähnliche Weise nach ihrem Inhalt wie
nach ihrer Fassung einer genaueren Betrachtung unterworfen, die
neben der richtigen Auffassung der einzelnen jeder dieser Reden zu
Grunde liegenden Verhältnisse eben so auch die Würdigung der
Rede im Allgemeinen und die daraus hervorgehende Frage nach
ihrer Aechtheit bespricht: denn auch unter diesen Reden sind meh-
rere, welche als die Produkte anderer Zeitgenossen erscheinen, wie
z. B. die Rede gegen Biotos über die Mitgift, gegen Makartatos,
wider Olympiodor, gegen Leochares, gegen Lakritos, gegen Theokri-
nes, gegen Phänippos, gegen Apaturios, gegen Phormion, wider Dio-
nysodoros u. A. Um das Ergebniss dieser ganzen wichtigen Unter-
suchung besser überschauen zu können, sind S. 315 ff. diese Ergeb-
nisse in einer Uebersicht zusammengestellt, nach welcher nur neun
und zwanzig Reden des Demosthenes als solche erscheinen, deren
Aechtheit äusser Zweifel gestellt sein dürfte (wir wollen, der Kürze
halber nur die Nummern, nach denen sie in den Ausgaben rangiren,
beifügen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 8. 9. 14. 15. 16. 18. 19. 20. 21. 22.
23. 24. 27. 28. 30. 31. 36. 37. 38. 39. 41. 45. 54.). Dann fol-
gen die Reden von Apollodoros (45. 46. 47. 49. 50. 52. 53. 59.)
und die Reden anderer Zeitgenossen (7. 17. 32. 33. 34. 35. 40.
42. 43. 44. 48. 51. 56. 57. 58.) und zuletzt die von Rhetoren ge¬
fälschten Schriften (10. 11. 12. 13. 25. 26. 29. 60. 61), nebst den
Briefen, den eingelegten Gesetzen und Zeugnissen, und der unter De-
mosthenes Namen gemachten Sammlung von Proömien.
Man mag schon daraus entnehmen, welche Bedeutung für die
Literaturgeschichte, wie für die Kritik, und zwar die höhere, der
Demosthenischen Reden dieser Beilagenband gewinnt, und so liegt uns
ein Werk vor, das für den Geschichtschreiber wie für den Literar-
historiker und Kritiker eine gleiche Bedeutung anzusprechen hat.
Die äussere Ausstattung des Ganzen in Druck und Papier ist vor-
züglich, wie diess schon bei den früheren Bänden bemerkt worden ist.
 
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