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Weicker: Tagebuch einer Griechischen Reise.

sieht man die lange Zea, Thermia, Seripho, St. Giorgio, Hydra,
Aegina, das Festland, eine Schneekuppel und weiteren schneebe-
deckten Bergzug von Arkadien und am andern Ende zwischen
nahen grauen Höhen durchblickend Salamis. Noch schöner nach
diesem Blick auf die Weite, die gegen Kreta hin eine grosse un-
unterbrochene Meerlinie darbietet, ist das Meer in der Nähe, wenn
man gerade hinab durch die braunen Klippen auf seine Bläue schaut
oder in die kleinen Buchten, die es rechts von der nach Sunium
bildet; auch die nahe Felseninsel Gaidaronisi trägt zur Verschöne-
rung des Seegemäldes nicht wenig bei. Wie prächtig aber und
rührend ist die schneeweisse Tempelruine. Die aus den Spitzen
gewichenen Säulenstücke, viel stärker als die des Theseion ver-
rückt, und die auf der östlichen Ecke gehäuften Marmormassen —·
wohl über 50 Trommeln, Capitäle und grosse Gebälkstücke, sowie
die auf der Seite nach der Stadt zum Theil weit hinabgerollten
zeigen auf den ersten Blick die Ursache der Zerstörung in einem
Erdbeben. Darum wäre hier zu graben.« Es folgt nun eine ge-
naue Beschreibung der noch vorhandenen Reste. Von Sunium ward
die Rückreise auf der andern Seite Attikas über Vari (Anagyrus) nach
Athen unternommen: zahlreiche Gräber zu beiden Seiten des Weges
erinnerten an die Appische Strasse, sonst war der Boden öde, und
»der Anbau beginnt erst etwa eine Stunde von Athen. Je mehr
man diesem sich nähert, um so mehr spannt die Aussicht, die
schon vorher durch die immer wechselnden Ansichten der Inseln,
jetzt durch eine Bucht, vor der Aegina sich lagert, jetzt durch
längere Bergzüge stets unterhält. Besonders majestätisch hebt sich
von dieser Hochebene in der Ferne der Kithäron hervor, Salamis sieht
man nun noch von dieser Seite in seiner gegen die Mitte einge-
kerbten Ausdehnung — den Hymett.us und Parnes wird man nicht
müde zu betrachten — und tritt endlich auch der Pentelikon wie-
der hervor und studirt man im Einzelnen die Berge, so glaubt
man nun erst, wenn man Attika umkreist ist, und von dieser Seite
her ihre ganze Bedeutendheit und Herrlichkeit zu verstehen. Selten
war ich in Betrachtung feierlicher gestimmt; es wurde eben Nacht
und alle Umrisse zeichneten sich schärfer. Der Eindruck der
Wüstenei Attika’s im Ganzen und das Alterthum, durch die Akro-
polis repräsentirt, müssen Zusammenwirken. Die Anschauung die-
ses Landes vor Andern lässt sich durch keine Beschreibung er-
setzen« (S. 149).
An diesen Ausflug schloss sich Ende März eine weitere Reise
nach dem Peloponnes über Megara, dessen Lage als vorzüglich
schön bezeichnet wird, und über den Isthmus nach Korinth, von
da über das alte Kleonä und Nemea nach Mykenä, von wo aus
das Löwenthor, und das alte Heräum besucht und nach ihrem
gegenwärtigen Stande beschrieben werden, dann über Chonika nach
Argos, das jetzt (d. h. im Jahre 1842) wieder 600 Häuser und
12000 Einwohner zählte; von hier ward die Reise in das Innere
 
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