1865.
Br. 55. HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Knigge: Ueber den Umgang mit Menschen u. s. w.
(Schluss.)
Dass nun das, was im Jahr 1788 mit Rücksicht auf damals
bestehende Verhältnisse , Sitten niedergeschrieben worden, wenn
es auch in seinen Grundlagen jetzt noch eben so wahr ist, wie
damals, doch in seiner äusseren Einkleidung Manches bietet, was
auf die jetzigen Verhältnisse nicht mehr passt und anwendbar ist,
begreift sich leicht: und diess zunächst zu ändern, und dadurch
das Ganze auch unserer Zeit geniessbar und förderlich zu machen,
war das Bestreben des Herausgebers, der in dieser vierzehnten Aus-
gabe, noch mehr wie in der zwölften darauf ausging, Alles Ver-
altete wegzuschaffen, an die Stelle jetzt überwundener oder ver-
gessener Zeitrichtungen, gegen welche die Polemik des ersten Her-
ausgebers auftrat, ähnliche der neueren Zeit zu setzen, aber »in
dem Geiste, der sich aus der Totalität von Knigge’s religiösen,
politischen, literarischen und socialen Grundansichten ergab«, und
so das Ganze den veränderten Sitten und Richtungen unserer Zeit
entsprechender zu gestalten. So ist allerdings, wie der neue Her-
ausgeber versichert (S. XIX), fast keine Seite ohne irgend eine Um-
gestaltung geblieben, bald liess sich diess mit geringer Aenderung
bewirken, bald war eine Umgestaltung von Grund aus nothwendig.
Und so »kann das Buch in der vorliegenden Gestalt für eine neue
Bearbeitung gelten, welche das Gute, was in Knigge’s Werke ge-
geben war, sorgfältig schonte, aber reichhaltig vermehrte und styli-
stisch wie sachlich von dem Hauche der veraltenden Vergangen-
heit zu befreien bemüht war. Dass dem Buche in dieser Gestalt
ein neues verjüngtes Leben möge zu Theil werden, ist mein Wunsch,
den die Theilnahme der Leser bestätigen mag.« Wir theilen die-
sen Wunsch des neuen Bearbeiters und zweifeln nicht, dass sein
Werk in dieser neuen, unsern Verhältnissen, ohne Aufgabe der
Grundlage besser angepassten Gestalt eine ähnliche Verbreitung
finden werde, wie sie dem Werke früher bei seinem ersten Er-
scheinen in seiner ersten Gestalt zu Theil geworden ist, da die
darin niedergelegten Wahrheiten und Lebensregeln heute noch eben
so wahr sind wie im Jahre 1788, während den Anforderungen, die
man jetzt an einen gefälligen und fliessenden Styl macht, hier ganz
andere Rechnung getragen worden ist. Die äussere Ausstattung in
Druck und Papier ist ganz befriedigend zu nennen. Noch ist zu
bemerken, dass durch eine allgemeine Uebersicht der Anlage und
LVIII. Jahrg. 11. Heft. 55
Br. 55. HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Knigge: Ueber den Umgang mit Menschen u. s. w.
(Schluss.)
Dass nun das, was im Jahr 1788 mit Rücksicht auf damals
bestehende Verhältnisse , Sitten niedergeschrieben worden, wenn
es auch in seinen Grundlagen jetzt noch eben so wahr ist, wie
damals, doch in seiner äusseren Einkleidung Manches bietet, was
auf die jetzigen Verhältnisse nicht mehr passt und anwendbar ist,
begreift sich leicht: und diess zunächst zu ändern, und dadurch
das Ganze auch unserer Zeit geniessbar und förderlich zu machen,
war das Bestreben des Herausgebers, der in dieser vierzehnten Aus-
gabe, noch mehr wie in der zwölften darauf ausging, Alles Ver-
altete wegzuschaffen, an die Stelle jetzt überwundener oder ver-
gessener Zeitrichtungen, gegen welche die Polemik des ersten Her-
ausgebers auftrat, ähnliche der neueren Zeit zu setzen, aber »in
dem Geiste, der sich aus der Totalität von Knigge’s religiösen,
politischen, literarischen und socialen Grundansichten ergab«, und
so das Ganze den veränderten Sitten und Richtungen unserer Zeit
entsprechender zu gestalten. So ist allerdings, wie der neue Her-
ausgeber versichert (S. XIX), fast keine Seite ohne irgend eine Um-
gestaltung geblieben, bald liess sich diess mit geringer Aenderung
bewirken, bald war eine Umgestaltung von Grund aus nothwendig.
Und so »kann das Buch in der vorliegenden Gestalt für eine neue
Bearbeitung gelten, welche das Gute, was in Knigge’s Werke ge-
geben war, sorgfältig schonte, aber reichhaltig vermehrte und styli-
stisch wie sachlich von dem Hauche der veraltenden Vergangen-
heit zu befreien bemüht war. Dass dem Buche in dieser Gestalt
ein neues verjüngtes Leben möge zu Theil werden, ist mein Wunsch,
den die Theilnahme der Leser bestätigen mag.« Wir theilen die-
sen Wunsch des neuen Bearbeiters und zweifeln nicht, dass sein
Werk in dieser neuen, unsern Verhältnissen, ohne Aufgabe der
Grundlage besser angepassten Gestalt eine ähnliche Verbreitung
finden werde, wie sie dem Werke früher bei seinem ersten Er-
scheinen in seiner ersten Gestalt zu Theil geworden ist, da die
darin niedergelegten Wahrheiten und Lebensregeln heute noch eben
so wahr sind wie im Jahre 1788, während den Anforderungen, die
man jetzt an einen gefälligen und fliessenden Styl macht, hier ganz
andere Rechnung getragen worden ist. Die äussere Ausstattung in
Druck und Papier ist ganz befriedigend zu nennen. Noch ist zu
bemerken, dass durch eine allgemeine Uebersicht der Anlage und
LVIII. Jahrg. 11. Heft. 55