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1865.

Ur. 39.

HEIDELBERGER

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Thierry: Histoire d’Attila.

(Schluss.)

Das dritte Kapitel, dessen Eingang die Auflösung des Reiches
von Denghizikh erzählt, S. 280, beschäftigt sich mit dem Erschei-
nen der Slaven (Antes., Vendes und Slovenen) auf dem Wege der
Geschichte, ihren Beziehungen zu den ansässigen Gepiden, und mit
der Lage des römischen Reichs in den ersten Jahrzehnten des
VI. Jahrhunderts, mit Nestorianismus und Eutychianismus, die die
Kirche des Orients entzweiten, mit den theologischen Kaisern, (Zeno,
Anastasius und seinen Massregeln zum Schutze der Hauptstadt),
die, nach die Tode des Anastasius, Justin noch vermehrte, wie denn
dieser auch die Donau in Vertheidigung setzte. Dieses Werk, wel-
ches die Wiederherstellung aller festen Plätze miteinbegriff, wurde
von Justinian fortgesetzt und vollendet. S. 313. Unter Justin, der
neun Jahre regierte, hatte das Reich vollständig Ruhe. So sehr
waren die Barbaren überzeugt, dass man sie nicht schonen würde,
wenn sie wieder zu erscheinen wagten. Justin starb im Jahr 527.
Sein Neffe wurde sein Nachfolger, Justinian, der schon vorher
designirt war.
Mit ihm beschäftigen sich, unter dem weiten Gesichtspunkte
der Beziehungen des Reiches zu den bekannten, und inzwischen
neu auftauchenden Völkern, das vierte und fünfte Capitel. Erst im
sechsten stirbt dieser Kaiser. Für seine Regierung so wie für sein
Leben ist eine der Hauptquellen Procopius von Cäsarea*), dessen

*) Eine Quelle für die Regierung Justinian’s sind die Historien und die
„Bauwerke“ von Procopius, eine Quelle für das Privatleben dieses Kaisers
und seines Hofes ein kleines Werkchen, betitelt „Geheimgeschichte (historia
arcana).“ Hiemit verhält es sich so. Der Inhalt ist eine für Justinian’s An-
denken nicht rühmliche Geschichte seiner Schwächen, sowie deren seiner
Gemahlin Theodora. Daher hat Procopius selbst bei seinen Lebzeiten sie
nicht herausgegeben. So gehörte sie in die Kategorie der Ανέκδοτα, was
lateinisch ungeschickt mit arcana übersetzt wurde. Dass Procopius der Verf.
dieses postumen Werkes ist, hat jüngst, mit philologischer Ausdauer und
historischer Gründlichkeit, aus Sprache und Inhalt, Prof. Dahn bewiesen.
S. sein Werk: „Procopiue von Cäsarea. Ein Beitrag zur Historiographie
der Völkerwanderung und des sinkenden Römerthums. Berlin 1865.“ —
Die Hauptpartie dieses Werkes ist die Kritik der Geheimgeschichte von
ihm, und ihre Vergleichung mit den Historien desselben Schriftstellers, da-
neben das Resultat aus Procop für die Geschichten der Gothen (Ostgothen)
und der Franken. Sehr des Dankes würdig ist der letzte Theil des An-
hangs, üb er schrieb en: „Zur Literaturgeschichte Procop’s.“ In seiner ersten

LVHI. Jahrg. 8. Heft.

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