Si. 4?. HEIDELBERGER . 1866.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen
Vereins zu Heidelberg.
(Schluss.)
Wenn dieses durch Einführung gründlicher chemischer Kennt-
nisse fruchtbar gemacht und die Entstehung der einzelnen Mine-
ralien dadurch nach den bekannten chemischen und physikalischen
Gesetzen erklärt wird, dann wird die Mineralogie, die jetzt schon
die Grundlage der Geognosie ist, indem sie die Mineralien be-
schreibt und in den Gesteinen wieder erkennen lehrt, auch zur
Grundlage der Geogenie werden.
Es gibt vorzugsweise zwei Wege, auf denen man mit einiger
Sicherheit zur Bestimmung der Entstehungsweise von Mineralien
gelangen kann. Der eine Weg ist die Beobachtung der schaffen-
den Natur, der Veränderungen und Neubildungen, die sich gegen-
wärtig ereignen. Es ist dies offenbar der sicherste Weg, weil er
unmittelbar den Vorgang in der Natur bei der Entstehung des
Minerals zeigt. Der andere Weg ist der der künstlichenMineralbildung.
Dieser Weg ist natürlich weniger sicher, weil derjenige Prozess,
welcher bei der künstlichen Darstellung eines Minerals eingeleitet
wurde, nicht immer derselbe ist, welcher in der Natur stattfand.
Aber beide Wege führen bei den meisten Silikaten nicht zum
Ziele. Ihre Bildung in der Natur erfolgt so langsam, dass wir
dieselbe nicht unmittelbar beobachten können und auch auf chemi-
schem Wege lassen sie sich nur selten und unvollkommen dar-
stellen. Gerade diese Silikate sind es aber, die das Material fast
aller krystallinisch massigen Gesteine — der plutonischen Gesteine,
nach den altern Geologen — bilden; sie setzen also diejenigen Ge-
steine zusammen, deren Entstehungsweise für die Geologie von der
höchsten Bedeutung ist. Darum ist gerade ein eingehendes Studium
der Silikate, ihrer Eigenschaften und ihres gesammten Verhaltens
nothwendig um wenigstens einen Beitrag für die Kenntnisse ihrer
Entstehung zu erhalten.
Zu diesen Mineralien gehört in erster Reihe die reine Kiesel-
säure, der Bergkrystall. Gerade dieser kann aber zum Ausgangs-
punkt für Untersuchungen der Silikate dienen.
Die natürlich vorkommende Kieselsäure, sowohl als Bergkrystall,
wie als Quarz, als Gemengtheil der wichtigsten krystallinisch massi-
gen Gesteine, hat stets das specifische Gewicht 2,651. Wird die-
LVIII. Jahrg. 10. Heft. 47
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen
Vereins zu Heidelberg.
(Schluss.)
Wenn dieses durch Einführung gründlicher chemischer Kennt-
nisse fruchtbar gemacht und die Entstehung der einzelnen Mine-
ralien dadurch nach den bekannten chemischen und physikalischen
Gesetzen erklärt wird, dann wird die Mineralogie, die jetzt schon
die Grundlage der Geognosie ist, indem sie die Mineralien be-
schreibt und in den Gesteinen wieder erkennen lehrt, auch zur
Grundlage der Geogenie werden.
Es gibt vorzugsweise zwei Wege, auf denen man mit einiger
Sicherheit zur Bestimmung der Entstehungsweise von Mineralien
gelangen kann. Der eine Weg ist die Beobachtung der schaffen-
den Natur, der Veränderungen und Neubildungen, die sich gegen-
wärtig ereignen. Es ist dies offenbar der sicherste Weg, weil er
unmittelbar den Vorgang in der Natur bei der Entstehung des
Minerals zeigt. Der andere Weg ist der der künstlichenMineralbildung.
Dieser Weg ist natürlich weniger sicher, weil derjenige Prozess,
welcher bei der künstlichen Darstellung eines Minerals eingeleitet
wurde, nicht immer derselbe ist, welcher in der Natur stattfand.
Aber beide Wege führen bei den meisten Silikaten nicht zum
Ziele. Ihre Bildung in der Natur erfolgt so langsam, dass wir
dieselbe nicht unmittelbar beobachten können und auch auf chemi-
schem Wege lassen sie sich nur selten und unvollkommen dar-
stellen. Gerade diese Silikate sind es aber, die das Material fast
aller krystallinisch massigen Gesteine — der plutonischen Gesteine,
nach den altern Geologen — bilden; sie setzen also diejenigen Ge-
steine zusammen, deren Entstehungsweise für die Geologie von der
höchsten Bedeutung ist. Darum ist gerade ein eingehendes Studium
der Silikate, ihrer Eigenschaften und ihres gesammten Verhaltens
nothwendig um wenigstens einen Beitrag für die Kenntnisse ihrer
Entstehung zu erhalten.
Zu diesen Mineralien gehört in erster Reihe die reine Kiesel-
säure, der Bergkrystall. Gerade dieser kann aber zum Ausgangs-
punkt für Untersuchungen der Silikate dienen.
Die natürlich vorkommende Kieselsäure, sowohl als Bergkrystall,
wie als Quarz, als Gemengtheil der wichtigsten krystallinisch massi-
gen Gesteine, hat stets das specifische Gewicht 2,651. Wird die-
LVIII. Jahrg. 10. Heft. 47