1865.
Nr. 43. HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Literaturberichte aus Italien.
La congiura del conte Gianluigi Fieschi, per E. Celesia. Genova 1864.
Tip. sordo muti. gr. 8. p. 328.
Der Genuesische Geschichtsforscher Celesia gibt hier nach bis-
her unbekanntenUrkunden die Geschichte der bekannten Verschwö-
rung des Fieschi, wornach manche frühere Ansichten über dieses
Ereigniss bedeutend berichtigt werden. Der Verfasser zeigt, dass
schon seit der Zeit von Otto dem Grossen an der Küste Liguriens
vier grosse Familien bekannt waren, die Markgrafen Savona und
Malaspina, so wie die Grafen Lavagna und Ventimiglia, von denen
der Verf. glaubt, dass sie longobardischen Ursprunges waren, so
wie die Este und Pallavicini. Die Grafen von Lavagna führten meist
deutsche Namen, als Sinibald, Valpert, Aripert, Obert, Tebald
u. s. w.; ein Tedisio wird zuerst 992 als Graf von Lavagna er-
wähnt, welcher dem König Arduin von Italien Hülfe leistete und
1177 kommt in dieser Familie zuerst der Name Fieschi vor, ein
Sohn von ihm wurde Papst als Innocenz IV. Allein schon seit
1008 hatte die Stadtgemeinde von Genua bereits angefangen, sich
als freie Reichsstadt von dem germanischen Lehnwesen zu befreien,
und gerieth bald mit diesem benachbarten Feinde Fieschi in
blutige Fehde seit 1110. Kaiser Friedrich I. begünstigte zwar die
Grafen von Lavagna Fieschi, allein die tapfern Bürger Genuas
vertheidigten sich so wirksam, dass 1198 die Fieschi den Bürgereid
schwören mussten, auch theilte sich diese Familie in mehrere
Stämme, von denen wir nur die noch bekannten Familien Casanova,
Pinelli und della Torre erwähnen. Bei den Kämpfen zwischen den
Ghibellinen und Guelfen hielten es die Fieschi mit der Bürger-
schaft, mussten aber auswandern und kamen erst 1476 von Rom
zurück, besiegten die Gegenpartei, benutzten dies aber nicht für
sich selbst, sondern beriefen eine Volksversammlung und so wurde
die Verwaltung acht Freiheits-Capitänen übergeben, von denen nur
zwei dem Patriziat angehörten. Zur Zeit Carl V. war Simibald
Haupt der Familie Fieschi, welche durch kaiserliche Belehnungen
und Anhäufung vieler Herrschaften sehr reich geworden war. Un-
geachtet damals das Zeitalter Leo’s X. Italien durch Kunst und
Wissenschaft berühmt gemacht hatte, zeigt der Verfasser, dass
Italien dabei politisch sich in der elendesten Verfassung befand, die
Franzosen und Schweizer verheerten die Lombardei, die Franzosen
LVIII. Jahrg. 9. Heft. 43
Nr. 43. HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Literaturberichte aus Italien.
La congiura del conte Gianluigi Fieschi, per E. Celesia. Genova 1864.
Tip. sordo muti. gr. 8. p. 328.
Der Genuesische Geschichtsforscher Celesia gibt hier nach bis-
her unbekanntenUrkunden die Geschichte der bekannten Verschwö-
rung des Fieschi, wornach manche frühere Ansichten über dieses
Ereigniss bedeutend berichtigt werden. Der Verfasser zeigt, dass
schon seit der Zeit von Otto dem Grossen an der Küste Liguriens
vier grosse Familien bekannt waren, die Markgrafen Savona und
Malaspina, so wie die Grafen Lavagna und Ventimiglia, von denen
der Verf. glaubt, dass sie longobardischen Ursprunges waren, so
wie die Este und Pallavicini. Die Grafen von Lavagna führten meist
deutsche Namen, als Sinibald, Valpert, Aripert, Obert, Tebald
u. s. w.; ein Tedisio wird zuerst 992 als Graf von Lavagna er-
wähnt, welcher dem König Arduin von Italien Hülfe leistete und
1177 kommt in dieser Familie zuerst der Name Fieschi vor, ein
Sohn von ihm wurde Papst als Innocenz IV. Allein schon seit
1008 hatte die Stadtgemeinde von Genua bereits angefangen, sich
als freie Reichsstadt von dem germanischen Lehnwesen zu befreien,
und gerieth bald mit diesem benachbarten Feinde Fieschi in
blutige Fehde seit 1110. Kaiser Friedrich I. begünstigte zwar die
Grafen von Lavagna Fieschi, allein die tapfern Bürger Genuas
vertheidigten sich so wirksam, dass 1198 die Fieschi den Bürgereid
schwören mussten, auch theilte sich diese Familie in mehrere
Stämme, von denen wir nur die noch bekannten Familien Casanova,
Pinelli und della Torre erwähnen. Bei den Kämpfen zwischen den
Ghibellinen und Guelfen hielten es die Fieschi mit der Bürger-
schaft, mussten aber auswandern und kamen erst 1476 von Rom
zurück, besiegten die Gegenpartei, benutzten dies aber nicht für
sich selbst, sondern beriefen eine Volksversammlung und so wurde
die Verwaltung acht Freiheits-Capitänen übergeben, von denen nur
zwei dem Patriziat angehörten. Zur Zeit Carl V. war Simibald
Haupt der Familie Fieschi, welche durch kaiserliche Belehnungen
und Anhäufung vieler Herrschaften sehr reich geworden war. Un-
geachtet damals das Zeitalter Leo’s X. Italien durch Kunst und
Wissenschaft berühmt gemacht hatte, zeigt der Verfasser, dass
Italien dabei politisch sich in der elendesten Verfassung befand, die
Franzosen und Schweizer verheerten die Lombardei, die Franzosen
LVIII. Jahrg. 9. Heft. 43