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Ιι. 44. ΠΕΙΕΕ1ΒΕΕ6ΕΕ 1S«S.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Dubois-Guchan, Tacite et son siecle ou la societe romaine im-
periale d’Auguste aux Antonins dans ses rapports avec la
societe moderne. Tomes premier et second. Paris 1862.
Der Verfasser, Jurist von Dach (Procureur imperial) und be-
kannt als Verfasser einer histoire du droit criminel, legt hier in einem
zweibändigen Werke seine Ansichten vom Römischen Leben unter
den verschiedenartigsten Gesichtspunkten und zu dem Zwecke nieder,
eine Grundlage für unser Urtheil über den grossen Geschicht-
schreiber der Kaiserzeit, Tacitus, zu gewinnen, zwar nicht mit dem
entgeisteten Apparat eines Philologen, aber doch nicht ohne tiefe
Gründlichkeit, und unterstützt von einem Ueberblick über alle ein-
zelnen Prägen, der einem Staatsmanne und Historiker eigen ist.
Diesem Bewusstsein, Historiker im umfassenden Sinne und ohne
die Ambition einer Fachgelehrsamkeit zu sein, entspricht die Be-
rufung auf die Ansicht Napoleon’s I. von den Bearbeitungen der
alten Schriftsteller, derzufolge jene unsterblichen Stoffe (sujets) soll-
ten gerade von Staatsmännern und Weltleuten geschrieben werden.
Er hat diese Ansicht des grossen Kaisers dem Me'morial de St.
Helene entnommen, und seinem Werke vorgedruckt. In dem Be-
mühen, Tacitus und seine Geschichtsschreibung im Rahmen dei*
Ereignisse und Sitten ihrer Zeit aufzufassen, bekennt er andere be-
währte Monographen sich zum Vorbilde genommen zu haben.
Die Aufgabe, die er sich gesetzt hat, ist daher die, zu untersuchen
was Tacitus von seiner Zeit erhielt, und was er ihr gab. Er will
weniger neu sein, als gerecht oder vielmehr wahr, in dem was
man die Romer der sinkenden Zelt nennt, in Betreff der Cäsaren
selbst, »die als der Hauptschmutz derselben erscheinen.« Aber
was ihm am wichtigsten erscheint, sein Gebäude, wie er es nennt,
ruht durchaus auf antiker Grundlage, d. h. er spricht von den
Alten nicht d’apres les modernes^ mais d’apres les anciens. Hören
wir noch seine Worte aus dem Schluss seines Prologue: „Les an-
ciens seront partout mes temoins ou mes auxiliaires. Je me defen-
drai sur ce point de l’esprit moderne comme d’une sorte de cor-
ruption inlellectuelle, tant je le crois dangereux pour juger et racon-
ter Vantiquite.“ Ob er das, was er hier verspricht, in Verlauf
seiner einzelnen Abhandlungen mit sichtbaren Belegen zu erfüllen
gesucht hat, so ist er doch zu panegyrisch, um gerecht und wahr
zu sein. Hiervon das Nähere unten! Wir fahren einstweilen noch
fort. Tacitus berührte sich, um des Verfassers eigenen Ausdruck
zu gebrauchen, »mit der politischen Mitte, der socialen Mitte, der
LVIII. Jahrg. 9. Heft 44
 
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