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Chronik der Universität.

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der Bescheidenheit zu verstossen, vorzugsweise bei seiner, der
Natur der Sache nach nicht zu umgehenden Kritik der An-
sichten Anderer geltend macht, durch die er zu dem als ganz
richtig anzuerkennenden Ergebnisse geführt wird, dass manche
derselben unhaltbar sind. Endlich ist seine Arbeit auch in
sprachlicher und stylistischer Beziehung als eine befriedigende
zu begrüssen. Das Urtheil der Fakultät geht also dahin,
dass ihm der Preis zuzuerkennen ist.
Als Verfasser ergibt sich nach Oeffnung des Siegels: Albert
Otto, stud. med von Heidelberg.
Von den beiden Preisfragen, welche die philosophische
Fakultät gestellt hatte, ist nur die eine bearbeitet worden. Sie
lautete:
»In einem vertikalen, cylindrischen Gefässe mit horizontalem
Boden befindet sich eine Wassermasse. Es sollen die stehen-
den Wellen, die in dieser sich bilden können, untersucht
werden.«
Eine Arbeit mit dem Motto: „Trado, quae potui etc.“ ist ein-
gereicht worden; über diese urtlieilt die Fakultät folgendermassen:
„Die Arbeit zeigt von dem Fleisse des Verfassers, von seiner
Belesenheit in mathematischen und physikalischen Werken
und seiner Geschicklichkeit, verwickelte analytische Rechnun-
gen durchzuführen. Die Lösung der gestellten Aufgabe ist
aber nur eine unvollkommene. Es wäre zu wünschen ge-
wesen, dass die Aufgabe auf theoretischem und experimen-
talem Wege behandelt und eine Vergleichung zwischen den
Resultaten der Theorie und der Beobachtung angestellt wäre.
Der Verfasser hat sich auf theoretische Untersuchxmgen be-
schränkt und bei diesen auch nur die Wellen näher in Be-
tracht gezogen, bei denen in gleicher Entfernung von der
Axe gleiche Bewegungen stattfinden; er behauptet sogar, dass
solche stehende Wellen die einzig möglichen sind, was
durchaus nicht der Fall ist. Da auch noch andere Unrich-
tigkeiten in der Arbeit vorkommen, und die Darstellung der
Untersuchungen in Beziehung auf ihre Uebersichtlichkeit viel
zu wünschen übrig lässt, so hat die Fakultät den Preis nicht
zusprechen können, lässt derselben aber in Anerkennung des
rühmlichen Strebens des Verfassers eine ehrenvolle Erwäh-
nung zu Theil werden. Wenn der Verfasser seinen Namen
nennen will, so wird dieser nachträglich bekannt gemacht
werden.“

Als Preisfragen für das folgende Jahr werden aufgestellt:
Von der theologischen Fakultät:
„Schleiermacheri de Christi persona placita illustrentur et
examinentur, ita quidem, ut eorum cum doctrina libris sym-
bolicis sancita quae sit discrepantia, dilucide explicetur.“
 
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