Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Ein Nachwort zur Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0036

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ENTWURF UND AUSFÜHRUNG HOF-
MÖBEL-FABRIK A. BEMBE— MAINZ.

Herren-Zimmer im Hause des Herrn Carl
Bembe—Mainz. Stil modern Englisch. Archi-
tekt Professor Emanuel v. Seidl—München.

Umstand, daß der Raumschöpfer selten einen anderen
Künstler, so mit Gemälden, Aquarellen, höchstens mit
indifferenten Skulpturen, zuläßt. Selbstlos sind darin
eigentlich nur die Dresdener Künstler vorgegangen.
Waren sie auch nicht in den vordersten Reihen der
Modernen, die Tradition der Barocke pulsiert immer
noch nach, so waren sie aber doch duldsam gegen
anders denkende und duldsam für die Ornamentation
des Material- und Werkstils; bei ihnen waren so ziemlich
alle Techniken zu finden, die je in Übung waren,
Schnitzerei und Einlage nicht an letzter Stelle. Von
Dresden war auch der Gedanke der retrospektiven
Abteilung und für alte Volkskunst ausgegangen,
wohl nicht ohne den Nebengedanken, die zu scharf
Vorgehenden zu einem Rückblick zu bewegen.

Man sollte, unter Beiseiteschiebung der vielen
englischen Autoren doch mal ab und zu wieder zum
»Semper« greifen, und bei ihm nachlesen, was er
unter Material- und VVerkstil verstand, wie er das
Ornament deutete, wie er "es verwendet wissen wollte.
Nichts lag ihm ferner, als etwa, uns mit historischen
Stilfragmenten zu päppeln. Wir laufen also durchaus
keine Gefahr, uns damit etwa wieder rückwärts zu ver-
lieren. Nur sollte man, der deutschen Volksseele
entsprechend, den Material- und Werkstil dauernd nicht
allzu nüchtern hervorkehren. Dürer und Holbein waren
gewiß ebenso große ümamentisten wie große Künstler.
Mir scheint fast, als sei man schon wieder der Ver-
brüderung leid zwischen allen Künsten, man staffelt

schon wieder. Der Handwerker, der zum Künstler
wurde, in eben dieser Bundesgenossenschaft, möchte
seiner technischen Überlegenheit auch gern einen
größeren Spielraum geben, d. h. seinen Material- und
VVerkstil bereichern; die Enthaltsamkeit innerhalb der
bloßen Stimmungskunst behagt ihm auf die Dauer nicht.
Und den Künstlern geht es ebenso; hier und da kommt
doch schon wieder ein Ornamentchen hinein. Schon
recht, es darf nur nicht wieder zur Hauptsache werden ;
seinen Platz soll es füllen gleich dem Schmucke, der
willkommene Zugabe ist.

Der Stil des Materials und der Technik wird in
unserer Zeit trotzdem obenan sein — nur behüten
mögen uns die Künstler und Kunsthandwerker davor,
daß er nicht zur Prinzipienreiterei werde, nicht zu
einem Dogma, das die Phantasie in Fesseln schlüge.

£

NOTIZ. Welche Mittel hat der für das Kunst-
gewerbe entwerfende Künstler, um den
Absatz seiner Zeichnungen zu steigern und
sich vor wirtschaftlichen Schaden zu bewahren?
Ein Preis-Ausschreiben mit diesem Thema hat die »Deutsche
Kunst und Dekoration« (Verlagsanstalt A. Koch) erlassen.
Erwünscht sind kurze, klar gefaßte Winke und Vorschläge.
Die Preise sind 50, 25 und zweimal je 15 Mk. Weitere
Einsendungen, die zum Druck angenommen werden, werden
honoriert. Als letzter Einsendetermin gilt der 10. Januar 1907
Näheres siehe Oktoberheft der »Deutschen Kunst und Deko-
ration«. Über das Preisausschreiben der Innen-Dekoration
betr. »Entwürfe für Decken« vergl. das Inserat. — d. r.
 
Annotationen