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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Frank, Willy: Der Gobelin als Wand-Schmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0081

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INNEN-DEKORATION

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PROFESSOR BRUNO PAUL—BERLIN. Flügel in grate Ahorn mit reicher Intarsia.

Ausführung: Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk und J. Mayer dä Co.—München.

hat keinen sehr großen Umfang. Die stärksten
Lichter und die kräftigsten Tiefen sind ihm versagt.
Er ist daher zu diszipliniertem Drücken der Kontraste
gezwungen und wird von den Notwendigkeiten
seines Verfahrens zur koloristischen Stilisierung
im Sinne fein abgewogener Harmonieen geradezu
gedrängt, die für das Auge zu einer unerschöpflichen
Quelle sinnlich angenehmer Eindrücke werden.

Bei all diesen beträchtlichen Vorzügen des
Gobelins als Wandschmuck steht wohl zu hoffen,
daß unsere heutigen Kunstgewerbler, die ja doch
zumeist von der »Hohen« Kunst herkommen, sich
bald lebhafter mit diesem edlen Kunstzweige be-

schäftigen werden. Überdies gibt es heute schon
moderne Gobelins, wenn nicht gewebte, so doch
gemalte, die alles bisher im allgemeinen Gesagte
sehr wohl zu bestätigen im Stande sind. Und
warum sollte es nicht erlaubt sein, sich eines
solchen Surrogates zu bedienen, wenn die Kunst-
industrie sich nicht beeilt, uns statt dessen Originale
zu bieten. Wenn der Gobelin so gemalt ist, daß
er genau so zu weben wäre, wenn er also vor
Gesicht- und Tast-Sinn in Ehren besteht, dann
darf sich auch der Verstand, der prüfende, die
holde Täuschung gefallen lassen, die für Gefühl
und Empfindung von so köstlichem Ertrage ist. —
 
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