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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Zimmermann, Wilhelm: Wasserfeste und waschechte Holz-Beizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0091

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INN EN-DEKORATION

77

Beispiel:

Die in üblicher Weise vorgeschliffenen Gegenstände
werden mit einer Beizlösung, bestehend aus '/« Ltr. Kupfer-
chloridbeize Z. flüssig, verdünnt mit tys Ltr. Wasser, mittelst
eines Schwammes oder Wolllappens recht nag gebeizt.
Man lägt der Beizlösung genügend Zeit, in das Holz ein-
zuziehen und wischt dann die noch nassen Flächen mit dem
gut ausgedrückten Beizschwamm oder Beizlappen ziemlich
trocken ab, indem man den zum Nach wischen benugten
Beizschwamm recht oft ausdrückt, um denselben immer
wieder zur Aufnahme der überflüssigen, nicht in das Holz
eingedrungenen Beizlösung zu befähigen. Die so grundierten
und gut nachgewischten Gegenstände lässt man ca. 1 Tag
stehen, schleift dieselben mit einem milden Schleifmittel
(Roßhaaren etc.) ab und räuchert sie 12 Stunden in der
Räucherkammer mit gasförmigem Ammoniak. Durch diese
Einwirkung des gasförmigen Ammoniaks auf das in den
oberen Holzschichten befindliche Kupferchlorid entwickelt
sich ganz allmählich ein matter, graugrüner Farbenton,
welcher in den ersten 24-48 Stunden, nachdem die Gegen-
stände aus der Räucherkammer herausgenommen wurden,
noch etwas matter und bräunlicher wird und dem Holz
einen äußerst gedämpften Farbenton von vornehmer Wirkung
verleiht. Die Naturmaserung des Holzes wird hierbei in
sehr wirkungsvoller Weise durch ihre verschiedene Farben-
tönung hervorgehoben.

Die so hergestellte Beizung ist wasserfest, wasch-,
licht- und reibecht.

Verwendet man an Stelle der Kupferchloridbeize Z. eine
andere, ein geeignetes Metallsalz, wie Eisen-, Cobalt-, Nickel-,
Chromsalz etc. enthaltende Grundierungsbeize, so erhält
man gelbbraune, rotbraune, graubraune Färbungen, welche
sich alle durch ihren ungemein gedämpften, dezenten
Charakter auszeichnen und dieselben Echtheitseigenschaften
aufweisen, wie diese bei der Kupferchloridbeize gekenn-
zeichnet wurden.

An Stelle des Metallsalzes kann zum Grundbeizen auch
die Lösung eines geeigneten Gerbstoffes z. B. Pyrogallus-
säure oder Katechin benugt werden. Beim Räuchern der
mit Gerbstoffen grundierten Gegenstände entsteht durch
Einwirkung des Ammoniaks im Verein mit dem Sauerstoff
der Luft ein mattbrauner resp. rotbrauner wasserfesterBeizton.

Beispiel:

100 gr Katechin N.S. werden mit 1 Ltr. Wasser ]/4 Stunde
gekocht. Die erhaltene Abkochung wird filtriert und das
Filtrat wird durch Zusag von Wasser wieder auf 1 Ltr.
ergänzt.

Mit dieser Beizlösung wird das Holz in üblicher Weise
gebeizt, nach dem Trocknen geschliffen und 24 Stunden ge-
räuchert. Es entwickelt sich hierbei ein heller, matter, rot-
brauner Farbenton, welcher wasserfest und in hohem Grade
lichtecht ist.

Durch langandauernde Einwirkung des Lichtes und der
Luft wird dieser Beizton sogar etwas kräftiger und lebhafter.

Gruppe II. Niederschlags=Beizen,

bei welchen der endgültige Farbenton durch aufeinander-
folgende Beizung mit den wässerigen Lösungen zweier
geeigneten Chemikalien entsteht.

Beizt man das vorgeschliffene Holz mit der wässerigen
Lösung eines geeigneten Chemikaliums und nimmt den vom
Holz nicht aufgenommenen, also überschüssigen Teil der
Beizlösung durch Nachwischen mit dem gut ausgedrückten

Beizschwamm weg, so lagert sich beim allmählichen Ver-
dunsten des Lösungsmittels (Wassers) also beim Trocknen
der gebeizten Flächen das darin gelöste Chemikalium in
den oberen Holzschichten zwischen den Holzzellen ab.

Überseht man nun diese Flächen mit der wässerigen
Lösung einer zweiten chemischen Substanz, welche im Stande
ist, mit der bereits im Holz befindlichen einen farbigen
Niederschlag zu erzeugen, so lagert sich dieser unmittelbar
oder ganz allmählich entstehende, in Wasser unlösliche
Farbstoff in feinster Verteilung ebenfalls zwischen den Zellen
des Holzes ab und verleiht dem Holz eine charakteristische
Färbung und zwar bis zu einer Tiefe, bis zu welcher die
Beizlösungen in das Holz eingedrungen sind.

Das Holz ist also in den oberen Schichten seiner Masse
gefärbt und diese Färbung ist infolge der Unlöslichkeit des
neu entstandenen Farbstoffs wasserfest und waschecht.

Beispiele:

Man grundiert das in üblicher Weise vorgeschliffene
Holz mit einer frisch bereiteten Auflösung von 100 gr Pyro-
gallussäure in 1 Ltr. Wasser und übersegt dasselbe, nach
erfolgtem Trocknen, mit einer Beizlösung, bestehend aus:
1li Ltr. Kupferchloridbeize Z. flüssig, verdünnt mit
'/< „ Wasser.
Es entwickelt sich in kurzer Zeit ein dunkler, brauner
Farbenton, welcher wasserfest, waschecht und in hohem
Grade lichtecht ist.

Zur Erzeugung eines mittelgrauen Beiztones kann man
sich des nachstehenden Rezeptes bedienen:

25 gr Catechin N.S. werden mit 1 Ltr. Wasser Vi Stunde
gekocht.

Die erhaltene Abkochung wird filtriert und das Filtrat
wieder auf 1 Ltr. ergänzt, d. h. das verdampfte Wasser wird
ersegt.

Mit dieser Beizlösung werden die geschliffenen Gegen-
stände in üblicher Weise gebeizt und nach dem Trocknen
mit einer Beizlösung übersegt, bestehend aus:

100 ccm (= '/io Ltr.) holzessigsaurem Eisen und
900 „ (= »/in „ ) kaltem Wasser.
Der graue Farbenton entwickelt sich nur ganz allmählich
im Verlaufe von 24 Stunden und wird in den ersten 2 Tagen
noch etwas matter.

Gruppe III. Sulfamin-Beizen.

Das Sulfamin besigt die Fähigkeit, mit verschiedenen
Metallsalzen Farblacke zu bilden, welche je nach den an-
gewandten Metallsalzen eine mattgelbe, braune, rote oder
grüne Färbung besten, in Wasser vollständig unlöslich
und daher wasserfest sind.

Bezüglich ihrer Lichtechtheit verhalten sich die mit
den verschiedenen Metallsalzen erzeugten Farblacke etwas
verschieden und zwar sind die mit Sulfamin und Kupfer-
salzen erzeugten braunen, sowie die mit Sulfamin und Cobalt-
beizen erzeugten roten Farbentönen hervorragend lichtecht,
während die mit Nickelsalzen und Eisensalzen erzeugten
mattgelben und grünen Beizungen nur eine mittlere Licht-
echtheit aufweisen. Durch entsprechende Kombination von
Sulfamin mit zwei verschiedenen Metallsalzen lassen sich
ebenfalls geeignete Zwischentöne herstellen.

Bei diesem Beizverfahren bringt man das Sulfamin und
das Metallsalz gleichzeitig in das Holz und lägt diese beiden
Substanzen daselbst aufeinander einwirken, wodurch der
Farbstoff entsteht.

Würde man aber die Lösung des Sulfamin einfach mit
derjenigen eines Metallsalzes vermischen, so mügte die
 
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